Zum Erfolg von Gerald E. Gmoser
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg und Mißerfolg hängen in dieser Branche eng zusammen. Ein Erfolgserlebnis ist, wenn man einem Mandanten einen gewonnenen Prozeß mitteilen kann, den wirtschaftlichen Erfolg kann man an Zahlen messen, dafür ist es aber nach nur einem Monat Selbständigkeit noch zu früh.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, auf die erfolgreiche Ablegung der Anwaltsprüfung im ersten Anlauf bin ich stolz. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Meine charmante Hartnäckigkeit und daß ich auf die Persönlichkeit meines Gegenübers eingehe. Eine der Aufgaben eines Juristen sollte es auch sein, seinem Mandanten das Rechtssystem in eine allgemein verständliche Form zu übersetzen und nicht jedem gegenüber ein generelles Juristendeutsch zu verwenden. Daher nehme ich mir auch nach jeder Verhandlung Zeit, um meinem Mandanten das zu übersetzen, was zuvor bei Gericht geschehen ist. Man muß auch in der Lage sein, seinen Mandanten auf seine Seite zu ziehen und ihn so motivieren, daß er auch bei negativen Vorzeichen aktiv mitarbeitet.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als erfolgreich empfand ich mich zwar schon früher, aber die bestandene Anwaltsprüfung am 29. Jänner 2002 war für mich das Signal, daß ich es geschafft habe. Ein weiteres Erfolgserlebnis war, daß ich mit meinem früheren Chef die Vereinbarung einer Regiegemeinschaft abschloß und mir mit dem Standbein im ersten Bezirk meine Existenz sichern konnte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich beim Prüflabor Egger tätig war hatte ich die Option, mich damit für den gesamten italienischen Markt selbständig zu machen. Da bekam ich den Anruf der Grazer Kanzlei, die mich als Anwalt anstellen wollte. Für die Antwort hatte ich nur eine viertel Stunde Zeit, in der ich entscheiden mußte, ob ich dieses Angebot annehmen und Anwalt werden wollte, oder mich am italienischen Markt selbständig zu machen. Letztlich entschloß ich mich für die Anwaltskarriere. Als Jurist wollte ich stets Anwalt und mein eigener Chef sein, da ich die Selbständigkeit bereits aus der Familie kannte. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich bevorzuge Originalität, sie kann aber in diesem Beruf nur eingeschränkt eingesetzt werden.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Ausbildungsanwalt und jetziger Partner, Dr. Gruber, ist auch Wirtschaftsmediator und hat mir vermittelt, daß man nicht immer alles bis zuletzt ausstreiten muß, sondern sich auch zusammensetzen und Probleme ausdiskutieren sollte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In meiner Konzipientenzeit bekam ich von Dr. Gruber durchaus Lob für Erfolge, heute bekomme ich aus dem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis Anerkennung: in der allgemeinen Meinung ist mein Beruf – ebenso wie der eines Arztes oder Piloten - immer noch etwas Besonderes.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Gute Sekretariatsmitarbeiter sind spezialisiert und können einem viel Arbeit abnehmen. Sie entsprechend respektvoll zu behandeln ist ebenso wichtig, wie für ein gutes Betriebsklima zu sorgen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Entscheidender als Fachwissen, das man lernen kann, sind guter Kundenumgang, Freundlichkeit, Verläßlichkeit und Belastbarkeit.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich lasse keinen Tag vergehen, ohne jemanden zu loben, Feedback zu geben und bei Problemen den Sachverhalt zu erklären, ohne zu schulmeistern. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die kleine Struktur, bei der jeder Klient einen direkten, persönlichen Ansprechpartner hat, ermöglicht einen unmittelbaren, schnellen Kontakt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich trenne beides strikt voneinander und lasse die Arbeit in der Kanzlei; man braucht auch Freizeit.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Nach meiner Ausbildung verwende ich nun nur noch die Wochenenden für die Lektüre von Fachliteratur und besuche fallweise fachspezifische Abendveranstaltungen. Tagesaktuell erfordern darüber hinaus spezielle Causen ein Rechtslagestudium.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Jeder sollte seine Ziele trotz Rückschläge und gegenteiliger Ratschläge konsequent verfolgen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Nach Erreichung des Zieles, selbständiger Anwalt zu werden, baue ich mir zur Zeit ein zweites Standbein mit einer Sprechstelle in Graz auf. Ich möchte weiterhin Allgemeinjurist bleiben und einen insgesamt guten Nachruf hinterlassen.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen – trotz Streß ist es mir wichtig, privat auch Mensch zu bleiben und nicht nur starrsinnig auf ein Ziel gerichtet zu denken.