Zum Erfolg von Susanne Leitner-Böchzelt
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich persönlich, mit meinem Beruf zufrieden zu sein, das Bestmögliche daraus zu machen, also anders ausgedrückt, die beste Leistung zu erbringen und dafür Anerkennung zu erhalten. Wer mit sich im Einklang steht und seine Arbeit gern verrichtet, hat auch Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich teilweise als erfolgreich, weil mein Erfolgsgefühl von der Arbeit, die ich gerade mache und vom Grad der Anerkennung, die ich dafür erhalte, abhängig ist.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend für meinen Erfolg war, daß ich von Beginn an gute Arbeit leistete und im Museum den neuen Bereich Museumspädagogik betreute. Ein wesentlicher Faktor des Erfolges unseres Museums ist die Tatsache, daß die Ausstellungen gern besucht werden. Das ist für uns der Beweis, daß die Besucher mit uns zufrieden sind und unsere Bemühungen honorieren.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Es ist als Frau in der Wirtschaft eindeutig schwieriger, erfolgreich zu sein. Vor allem bei Sitzungen ist es für eine Frau oft schwierig, sich durchzusetzen, selbst wenn ihre Meinung fachlich fundiert ist. Auch die Tatsache, in vielen Situationen die einzige Frau zu sein, stimmt mich nachdenklich.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich als erfolgreich, als mir bewußt wurde, daß mit dem Ausstellungsbetrieb jene Bereiche angenommen wurden, die ich mitinitiierte, und auf positive Resonanz bei den Mitarbeitern und beim Publikum stießen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich habe in vielen Situationen erfolgreich entschieden und denke, daß die Summe dieser kleinen Erfolge meinen Gesamterfolg ausmacht.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität ist der bessere Weg, den wir auch bei der Organisation unserer ethnologischen Ausstellungen gehen, indem wir Themen wählen, die zuvor in der Steiermark noch nie aufgegriffen wurden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In fachlicher Hinsicht prägte mich mein Vorgänger. Eine weitere prägende Persönlichkeit ist mein Vater, der zwar einen völlig anderen Beruf ausübte, mich aber vor allem in zwischenmenschlichen Belangen formte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre immer wieder Anerkennung von meinem Arbeitgeber, der Gemeinde, aber auch in den Medien genieße ich einen sehr guten Ruf und werde menschlich und fachlich immer wieder positiv erwähnt. Solche Anerkennung macht mich stolz und motiviert mich immer wieder zum Weitermachen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Mein Umfeld sieht mich als verläßlich und kompetent, vor allem wird mein Organisationstalent anerkannt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Gerade in einem Dienstleistungsbetrieb wie diesem, ist es unglaublich wichtig, gute Mitarbeiter zu haben. Sie spielen eine sehr große Rolle und ich bin ständig bemüht, sie immer wieder neu zu motivieren.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die Auswahl der Mitarbeiter wurde im wesentlichen von der Gemeinde getroffen, wobei ich selbstverständlich Mitspracherecht hatte. In den letzten Jahren hat sich herauskristallisiert, wer sich besonders für diese Tätigkeit eignet. Ich lege großen Wert auf fachliche Kompetenz und eine gewisse Extrovertiertheit bei Museumsführern, die unsere Besucher durch die Ausstellung begleiten. Freundlichkeit und Offenheit müssen genauso im Vordergrund stehen wie die Auffassung, daß ein Museum keine Enklave ist, sondern ein Dienstleistungsbetrieb.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere, indem ich sehr viel Information zum jeweiligen Thema weitergebe und - was sehr wichtig ist - selbständiges Agieren zulasse und fördere. Da ich ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zu meinen Mitarbeitern habe, fällt es mir auch nicht schwer, ihnen ein hohes Maß an Eigenverantwortung zu erteilen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Wir sind eine Gemeinschaft und ich denke, daß meine Mitarbeiter voll hinter mir stehen, weil sie wissen, daß ich ihnen umgekehrt Rückendeckung gebe. Ich gelte als Mensch, der immer ein offenes Ohr für ihre (auch privaten) Probleme und Anliegen hat und das Du-Wort, das wir untereinander pflegen, schmälert in keinster Weise den Respekt, den sie vor mir haben.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich sehe andere Museen nicht als Konkurrenz, ganz im Gegenteil. Wir pflegen gute Kontakte und arbeiten mit anderen steirischen Museen zusammen, die im Verein Musis zusammengefaßt sind, dessen Mitglied ich bin. So können wir untereinander Wissen und Gedanken austauschen. Dies ist ein in unserem Bereich wesentlicher Faktor des Erfolges.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann die beiden Bereiche durch gute Organisation vereinbaren und denke, daß das eine Fähigkeit ist, die jede Frau an den Tag legen muß, wenn sie Familie und Karriere in Einklang bringen möchte. Idealerweise muß man sich einen strikten Zeitplan erstellen, nach dem alles funktionieren sollte. Gewisse Sicherheitsfaktoren sind natürlich unumgänglich: ohne verständnisvolle Großeltern würde es wahrscheinlich nicht funktionieren. Grundsätzlich ist mir mein Beruf sehr wichtig und ich hoffe, daß mein Privatleben nicht darunter leidet.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man soll niemals stehenbleiben und sich nicht verschließen, sondern immer offen bleiben für alles Neue. Diese Einstellung sollte man bis ins Alter bewahren, um nicht in einen eingefahrenen Trott zu verfallen, eine Gefahr übrigens, der ich hoffe, nicht selbst irgendwann einmal zu unterliegen.