Zum Erfolg von Georg Hoanzl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet Stimmigkeit. Ich glaube, daß wir Menschen gar nicht so verschieden sind, wie wir uns oft darstellen und daß unser Potential viel höher ist, als wir uns eigentlich zutrauen. Wenn ich meine Lebenserinnerungen und Sehnsüchte aus meiner Kindheit in die Gegenwart bringen kann, fühle ich mich wohl und betitle das als Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich weiß nicht, ob ich erfolgreich bin, aber ich bin glücklich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Glück, Menschen und verschiedene Komponenten. Es ist wie im Sport, ich kann einen Muskel ganz groß trainieren, oder alle Muskeln beanspruchen, wobei manche rascher und manche langsamer wachsen. Wenn ich nur einen Muskel trainiere, scheine ich nach außen als erfolgreich, wenn ich alles trainiere, kann ich vielleicht, jedoch nicht mit Gewißheit, aus der Menge herausragen. Also muß ich mich entscheiden, was mir wichtiger ist: mein Leben, oder die Wirkung meines Lebens auf die Außenwelt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Das kann ich nicht genau sagen, da ich persönlich immer den Wunsch nach Stimmigkeit verspürte. Von meiner Außenwelt wurde ich schon mit 22 oder 23 Jahren als wirtschaftlich erfolgreich gesehen, war aber selbst unglücklich.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Mutter prägte mich. Sie stellte mir fast ihr ganzes Geld, das sie sich selbst sehr schwer erwirtschaften mußte, zur Verfügung. Nur durch ihre Unterstützung konnte ich überhaupt maturieren.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche ungelöst? Da ich in mehreren Branchen tätig bin, treten naturbedingt unterschiedliche Problemstellungen auf. Der Künstlerbereich ist eigentlich kein Markt, der sich selbst sättigen kann. Niemand braucht die Kunst, um überleben zu können, daher muß ich etwas anbieten und Bedarf dafür schaffen, um es verkaufen zu können. Ein Problem in meiner Branche besteht zudem darin, daß manche Arbeiten nicht bezahlt werden. So entsteht ein innerbetrieblicher Kampf zwischen Wirtschaftlichkeit und Lieblosigkeit. Im Verlagswesen sind die jetzigen Vertriebsstrukturen auf Bestsellerbasis aufgebaut, daher kann ich für Nischenprojekte keine Verkaufs- und Kommunikationsstrukturen am Markt etablieren. Im CD-, Video- und DVD-Bereich bin ich der produktionstärkste Produzent Österreichs und versuche die Branchenschwierigkeiten zu umgehen, indem ich diese Produkte dort verkaufe, wo sie von anderen Unternehmen nicht verkauft werden. Die Produktion von Videos und CDs selbst ist im übrigen nicht teuer, es sind die Marketingkanäle, die hohe Kosten verursachen. Wenn ich bedenke, daß dieser Bereich dreimal soviel Geld wie die Produktion selbst verschlingt, ohne aber Umsätze garantieren zu können, erachte ich das eigentlich als größtes Problem. Medien- oder eine extrem hohe Livepräsenz sind zur Zeit die einzige Chance eines Künstlers, erfolgreich zu werden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich glaube an Beziehungsarbeit. Ich mache mir immer Gedanken über meine Mitarbeiter. Mich interessiert, ob es ihnen gut oder schlecht geht, ob sie überfordert oder unausgelastet sind, ob sie Perspektiven sehen oder arbeiten nur arbeiten, weil sie ihren Traumjob noch nicht gefunden haben. Dabei reagiere ich generell eher emotional - ich honoriere gute und schlechte Leistungen. Manchmal denke ich, daß ich patriarchalischer reagieren sollte, ich habe mich in der Zwischenzeit aber damit abgefunden, daß ich eher der Freund und nicht so sehr der Antreiber bin.
Ihr Lebensmotto?
Die Kugel laufen lassen.