Zum Erfolg von Albert Kisling
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Da ich meine Tätigkeit gern ausübe und weil es mir gelingt, die Projekte im Sinne unserer Kunden und zu deren Zufriedenheit abzuschließen, fühle ich mich bestätigt; und das ist mein Erfolg. Erfolg liegt nicht zuletzt im freundschaftlichen Klima, das in meinem Unternehmen herrscht, also auch darin, daß sich die Mitarbeiter wohlfühlen und ebenso viel Spaß an ihrer Arbeit haben wie ich selbst. Unternehmerischer Erfolg bedeutet für mich, interessante Kunden zu haben, die sich an uns wenden, weil sie nur Positives über unsere Firma gehört haben – wir arbeiten an internationalen Projekten, die man in diesem Raum als kleines Unternehmen im Normalfall nicht durchführt.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich war vor meinem Unfall sportlich sehr engagiert und nahm an den Staatsmeisterschaften im Orientierungslauf teil. Nach dem Unfall und einem rund einjährigen Aufenthalt im Krankenhaus bzw. Rehabilitationsanstalten wurde ich automatisch pensioniert, hatte jedoch das Gefühl, daß es in meinem Leben mehr geben müßte, als mit 25 zuhause zu sitzen. Auf meinen Wunsch, etwas zu tun, meinte die Versicherung damals, ich solle „Ruhe geben, dann hätten ich und sie weniger Probleme“. Damals begann ich an der Landesakademie zu arbeiten und stellte die Versicherung nach drei Monaten vor vollendete Tatsachen. Möglicherweise beruht mein Ehrgeiz auf dem Wunsch, mir selbst und meinem Umfeld zu beweisen, daß man auch als behinderter Mensch imstande ist, Leistungen zu vollbringen. Vielleicht war ich dabei manchmal zu ehrgeizig – ich habe mich immer besonders engagiert und viele meiner Freunde und Bekannten meinten, ich würde damit übertreiben; aber ich denke, daß ich genau dadurch meinen Weg gemacht habe. Ein wesentlicher Mensch in meinem Leben ist meine Frau, die mich immer wieder motiviert. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin Frühaufsteher – mein Tag beginnt oft um vier Uhr früh – und gehe kaum vor Mitternacht schlafen, deshalb gelingt es mir, alles zu erledigen, was ich mir vornehme. Daß ich aufgrund meines vielseitigen Engagements für mein Privatleben oder für Freizeitgestaltung wenig Zeit habe, liegt auf der Hand. Es gelingt mir dennoch, die beiden Bereiche zu vereinbaren, weil meine Frau ebenfalls als Geschäftsführerin in meinem Unternehmen tätig ist. So ist es uns gelungen, den Beruf zum Hobby zu machen und einander oft zu sehen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich schätze, daß es altmodisch klingt, wenn ich in diesem Kontext meine eigene Erfahrung wiedergebe: ich habe als Unternehmer immer viel gearbeitet und viel Zeit investiert, weil ich der festen Überzeugung war, daß langfristiges Engagement irgendwann einmal Früchte trägt. Mein Erfolgsrezept als Selbständiger lautet, permanent zu lernen und die Konsequenz an den Tag zu legen, sich für sein Unternehmen einzusetzen, auch wenn man einmal keine Lust dazu hat, weil man lieber seinen privaten Interessen nachgehen würde.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein großes Ziel ist es, meine Dissertation zu verfassen. In beruflicher Hinsicht habe ich vor, im Bereich der Breitbandtechnologie (und in Kooperation mit namhaften Unternehmen) etwas Großes auf die Beine zu stellen. Sollte dieses Projekt gelingen, ist der Durchbruch des Unternehmens endgültig vollbracht und meine Hoffnungen sind erfüllt. Grundsätzlich wünsche ich mir, daß mein Unternehmen langsam und gesund wächst – ich möchte nicht zu den kurzfristig erfolgreichen IT-Unternehmern gehören, die so schnell vom Markt verschwinden wie sie sich etablieren konnten. Aufgrund meiner persönlichen Situation als Querschnittgelähmter möchte ich mich noch intensiver im sozialen Bereich engagieren. Ich bin – ehrenamtlicher – Landesobmann des Zivilinvalidenverbandes Österreich und habe in der Zwischenzeit zwei Büros mit sieben Mitarbeitern aufgebaut. Als Mitglied verschiedener Gremien und Beiräte möchte ich auch weiterhin die Interessen Betroffener vertreten und ihnen mit meiner persönlichen Erfahrung und meinem Wissen helfen. Ein wichtiges Anliegen ist mir dabei die Gleichstellung sogenannter „behinderter“ und „nichtbehinderter“ Personen, weil man als Betroffener immer noch diskriminiert wird. Beispielsweise zahle ich jährlich rund 150.000 Schilling Versicherungsprämien, bin aber von Unfall-, Brandschaden- und Hochwasserversicherung ausgeschlossen, weil ich ein „erhöhtes Risiko“ darstelle. Da ich mir bewußt bin, daß viele in einer ähnlichen Situation nicht so viel Glück hatten wie ich, der zwei Studien absolvierte, gute Kontakte schloß und ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen konnte, möchte ich mich für die Rechte von behinderten Menschen einsetzen und Verbesserungen ihrer, gar nicht so sehr meiner eigenen, Situation erreichen.