Zur Karriere von Felix Wieser
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich lebte in Südkärnten im grenznahen Ferlach und mir ist damals aufgefallen, daß täglich Tausende von Slowenen und Kroaten zum Einkaufen nach Südkärnten und nach Klagenfurt kommen, und daß es nur ganz wenige Geschäftsleute gab, die diese Entwicklung verstanden. Die Kärntner Politik hat diese Entwicklung nur insofern bejaht, als Geld ins Land floß, und hatte damals wie heute kein regionales Konzept. Ich habe damals erkannt, daß wir in Kärnten und auch in Österreich im Schnittpunkt der wichtigsten Kulturen des Alpen-Adria-Raumes (slawische, romanische, österreichisch-germanische) leben. Meine Überlegungen gingen dahin, daß hier Aktivitäten gesetzt werden müssen. Dazu war es für mich wichtig, daß ich die Mentalität und Lebensweise der Slowenen, Kroaten und anderer Völker Ex-Jugoslawiens kennenlernte und vor allem deren Sprachen erlernen wollte. Ich habe 1975 hier in Klagenfurt die Geschäftsführung des Zentralverbandes der Slowenischen Organisationen übernommen, die sich aus über 50 einzelnen Organisationen zusammensetzt, der in allen Bereichen des täglichen Lebens Aktivitäten abdeckt (wie z.B. Kultur, Sport, wirtschaftliche Tätigkeiten, gesellschaftspolitische Strukturen usw.). Ich habe versucht, neue Ideen einzubringen, weil zwar sehr viel gesprochen, aber sehr wenig tatsächlich ausgeführt wurde. In der Zeit, die ich im Zentralverband tätig war, hatte ich das Glück, viele der damaligen Politiker des erweiterten Alpen-Adria-Raumes kennenzulernen (Bundeskanzler Kreisky, Vranitzky, Busek, Mock, Haider, Staatspräsident Tito, Präsident Kucan usw.). Es gab viele Diskussionen auf politischer Ebene mit den Obmännern aller Parteien, sowohl in Kärnten wie auch in Wien und es war sehr interessant für mich, die verschiedenen Standpunkte zu hören. 1982 wurde ich Geschäftsführer der österreichisch-slowenischen Zellstoffabrik Obir, die ich in einer sehr schwierigen Situation übernahm. Ich habe die Firma in kürzester Zeit saniert und erwirtschaftete mit 250 Beschäftigten einen Jahresumsatz von 1,7 Milliarden Schilling.1990 schied ich aus der Firma aus und gründete mit einigen meiner jetzigen Mitarbeiterinnen die Firma Drava Trading GmbH. Wir sind ein internationales Handelshaus im Bereich der Zellstoff-, Papier-, Karton- und graphischen Industrie, und arbeiten mit starken in- und ausländischen Partnern zusammen. Wir leben und arbeiten im Schnittpunkt der wichtigsten Kulturen im erweiterten Alpen-Adria-Raum (slawisch, romanisch, österreichisch-germanisch). Der Sitz unserer Firmen und Vertretungen befinden sich im Zentrum dieser Region. Unsere Intimkenntnisse der Kulturen, Sprachen und Geschichte ermöglichen uns, eine dynamische wirtschaftliche Betätigung. Mit unseren MitarbeiterInnen wickeln wir Geschäfte in der Europäischen Union und deren zukünftigen Mitgliedern und Beitrittskandidaten ab. Wir kennen auch die Hypotheken aus der Vergangenheit und die Probleme, welche in Zukunft die Vereinigung dieser Region mit sich bringen wird. Wir wissen, daß der Alpen-Adria-Raum ein gewaltiges Entwicklungspotenzial hat und Kärnten eine große Chance bietet. Unsere Geschäfts-, Kultur- und Gedankenströme fließen nicht nur in eine Richtung von Norden nach Süden oder vom Westen nach Osten, sondern auch in die entgegengesetzte Richtung. Wir wollen zu einem Geschäftsgleichgewicht im erweiterten Alpen-Adria-Raum beitragen.