Zum Erfolg von Michael Dell
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg definiere ich über Zufriedenheit, wenn ich am Monatsende in den Spiegel schauen und sagen kann, es ist gut gegangen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich bin zufrieden. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Meine Neugierde im Sinn von gierig nach Neuem ist mein Erfolgsgeheimnis. Wir denken voraus und beschäftigen uns - insbesondere im technologischen Bereich - mit Dingen, an die unsere Klienten selbst noch gar nicht gedacht haben. Als Firma haben wir auch Spaß daran, wobei ich als Einzelperson gar nicht so wichtig bin. Unternehmerischer Erfolg hat sehr viel mit Kooperationsfähigkeit zu tun: ich kann es anerkennen, daß andere etwas besser können als ich selbst.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich bin nicht unzufrieden, es gibt aber keinen Punkt, ab dem ich mich als erfolgreich betrachte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Aus unternehmerischer Sicht war es sicher die Entscheidung, die schwierige Situation 1992 durchzustehen, auch wenn ich damals mit nur 3000 Schilling pro Monat leben mußte. Dieser Crash war durch eine persönliche Animosität entstanden und ich war mir sicher, daß dieser Tiefpunkt zu überwinden ist, da im Unternehmen sehr großes Potential steckte und immer noch steckt. Aus diesem Grund gab ich nicht auf. In dieser Zeit lernte ich Demut und bekam eine andere Sicht zu dem Unternehmen, die zu einem wichtigen Baustein für den heutigen Erfolg wurde. Heute rangieren wir wieder unter den 15 bis 20 Top-Unternehmen der österreichischen Beratungsbranche. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Im B2C-Bereich kann der Quick Follower durchaus ebenfalls erfolgreich sein, der reine Imitator kann aber nur über den Preis verkaufen und dabei wird der Erfolg eher ausbleiben. In meinem Geschäftsbereich ist Originalität gefragt.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Von meinem ersten Chef, dem Vertriebsleiter der Tageszeitung Die Presse, Franz Fröhlich, konnte ich sehr viel lernen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die wichtigste Anerkennung ist die meiner Klienten, wobei es mir nicht reicht, daß sie nur zufrieden sind. Wir wollen keine zufriedenen Kunden, sondern Fans.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter sind zu 60 bis 70 Prozent für meinen und den Erfolges des Unternehmens verantwortlich. Ich sehe mich selbst wie den Sänger einer Musikgruppe, der vorne steht, ohne Musiker und Tontechniker aber keinen Erfolg haben könnte.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich achte vor allem auf das Potential, das in einem Menschen steckt. Nur 30 Prozent macht die fachliche Qualifikation aus, viel wesentlicher ist, daß die Person ins Team paßt. Unsere Arbeit funktioniert nur, wenn man sich auch persönlich gut versteht. Wir sind eine „Freunderlpartie“, die wöchentlich 60 bis 80 Stunden zusammensteckt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Aufgrund des Spaßfaktors, der ständig neuen, innovativen Aufgaben und der damit einhergehenden hohen Selbstmotivation ist Motivation Gott sei Dank nicht nötig. Wir zahlen kein hohes Gehalt (alle Mitarbeiter würden anderswo mehr verdienen), dafür aber gute Prämien und die Mitarbeiter können bei uns völlig eigenverantwortlich arbeiten.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Laut Organigramm gibt es zwei Ebenen, die Unterscheidung liegt aber einzig in der Zeichnungsberechtigung, sonst sind wir völlig unhierarchisch organisiert. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir sind für unsere Kunden rund um die Uhr zur Stelle und unsere Kundenorientiertheit grenzt an Dummheit, wie das ein Branchenkollege formulierte.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da meine Frau ebenfalls selbständig tätig ist, versteht sie meinen Arbeitseinsatz. Man muß sich nur organisieren können.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Jährlich bin ich zumindest zehn Tage auf Seminaren, davon entfallen 70 Prozent auf fachspezifische Kernthemen, der Rest sind gänzlich andere Bereiche. So haben wir einer Mitarbeiterin auch schon einen Tauchkurs finanziert, über den sie uns dann einen Erfahrungsbericht lieferte, der in unsere Arbeit einfloß. Fünf bis zehn Prozent meiner Arbeitszeit verwende ich für nicht organisierte Weiterbildung, zu der ich Lesen, Internetrecherche, Einholen von Meinungen und Diskussionen ebenso, wie Museumsbesuche zähle.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Setze dir selbst ein Ziel, definiere Erfolg – nicht nur über Geld – und suche dir Mitstreiter zur Erreichung des Zieles. Von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, kann man Erfolg nicht allein erreichen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist weder Wachstum noch Verdoppelung meines Einkommens, sondern besteht darin, meinen Gesamt-Zufriedenheitsstatus um 20 Prozent zu erhöhen. Insbesondere wünsche ich mir mehr Zeit für meine Familie, Kunden, Mitarbeiter und mich selbst.