Zum Erfolg von Wolfgang Gänsdorfer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg kann man nicht erkaufen, erlernen oder erarbeiten, sondern man muß aus seinem Glück etwas machen. Beruflich bedeutet Erfolg für mich ein positives Ergebnis des Unternehmens, wenn ich meine sozialen Aufgaben anderen gegenüber erfüllen und zu meinem Wort stehen kann; persönlicher Erfolg ist ein glückliches Privatleben, woran meine Frau wesentlich beteiligt ist. Reine Nebenerscheinungen sind Einkommen und Publicity – die sogar lästig sein kann. Auch Titel sind kein Erfolg, sondern Aufgaben und Verantwortung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Bezug auf die soziale Kompetenz ja, im Beruflichem (Performance der Produkte) sehe ich mich in den letzten zweieinhalb Jahren weniger erfolgreich, da auch falsche Entscheidungen getroffen wurden. Meine Familie, Mitarbeiter und Kollegen sehen mich sicher als erfolgreich, die Personen mit denen ich schon seit zehn Jahren zusammenarbeiten sind jedoch selbst schon in ähnlichen Positionen und im Vergleich zu einem Bankvorstand, werde ich natürlich als weniger erfolgreich gesehen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Grundlage meines Erfolges ist tagtägliches Engagement, Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem, Kommunikationsfreudigkeit, und als alter Hase mit zwölf Jahren im Wertpapierbereich, meine Erfahrung.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich kenne hin und wieder Glücksgefühle und erfolgreiche Momente, sehe mich aber auch in der Vorstandsposition nicht als erfolgreich. Vielleicht wird sich das in einem Jahr geändert haben, wenn ich immer noch hier sitze.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die erste wichtige Entscheidung war der Wechsel aus der Speditionsbranche in den Finanzbereich, sich nicht auf die Erfahrungen in einer Branche zu verlassen, sondern wieder etwas ganz Neues zu versuchen und damit ein kalkulierbares Risiko einzugehen. Die zweite wesentliche Entscheidung war der Wechsel zu AMIS, als wir nach dreimonatigen Verhandlungen eine gemeinsame Vision fanden. Ich strebte eine verantwortungsvolle Leitungsfunktion in einem Fondsunternehmen an, wollte aber in keine große Struktur, in der man nicht über den Tellerrand hinaus sieht. Das Reizvolle an dieser Aufgabe ist es, alles machen zu müssen und damit täglich zu lernen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Im persönlichen Bereich ist eindeutig der Originalität den Vorzug zu geben, beruflich ist es situationsabhängig. Es gibt vieles bei dem ich vorpresche, fallweise adaptiere ich auch Vorhandenes.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Gattin, die mir viel Freiraum gab wie z.B. Auslandserfahrung in Hongkong zu sammeln.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Als schönste Anerkennung empfinde ich die Freude meiner Mitarbeiter darüber, wenn ich im Büro bin, daß sie meine Tätigkeit honorieren, mich unterstützen und hundertprozentig hinter mir stehen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne meine Mitarbeiter könnte ich nie diese Performance bringen, ich kann mich bei Ihnen aussprechen und mich zurückziehen. Ich wäre nichts ohne meine Mitarbeiter, an meinem Erfolg sind sie zu mindestens 90 Prozent beteiligt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich wähle sie nach Gefühl aus, ob jemand ins Team paßt und nach seinem Charakter, achte auf Aufgeschlossenheit und ob er Kritik üben kann.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich muß meine Mitarbeiter eher bremsen, damit sie sich nicht überarbeiten. Ich lebe das Interesse an dem Beruf vor, mache alles einmal selbst, bevor ich etwas delegiere und binde alle in die Entscheidungsprozesse mit ein, damit ist gewährleistet, daß das Gros hinter den Entscheidungen steht.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Das Kernteam besteht aus insgesamt 170 Mitarbeitern mit zwei Führungsebenen. Mir unterstehen in Österreich zwanzig und in Deutschland fünfzig Mitarbeiter.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Stärken sind Know-how und innovative, themenorientierte Produkte, die von der Laufzeit gesteuert werden und für die Franchisepartner einfach zu verkaufen sind. Weitere Vorteile sind die schnellen Reaktionsmöglichkeiten auf Marktgegebenheiten, der Service gegenüber Kunden und Vertriebspartner und die Tatsache, daß wir auch persönlich angreifbar und keine anonyme Rechtspersönlichkeit sind.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da ich auch am Wochenende arbeite ist das nicht einfach. Nachdem meine Frau, die mir auch privat alles abnimmt, Krankenschwester ist, können wir das Privatleben aber trotzdem ganz gut steuern.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Durchschnittlich wende ich wöchentlich fünf Stunden für organisierte fachspezifische und persönlichkeitsbildende Weiterbildung auf, besuche derzeit den ÖVFA-Lehrgang, den ich mit CIIA-Diplom abschließen werde, und halte mich täglich durch Informationsdienste auf dem laufenden. Lesen von Fachliteratur ist in meinem Beruf wenig sinnvoll, denn das was heute in der Zeitung steht ist schon wieder überholt.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man sollte ein klares Ziel vor Augen haben, auf das man nachhaltig hinarbeitet. Dabei kann man Steine, die man nicht aus dem Weg räumen kann oder will auch umgehen, man darf nur nicht aufgeben. Das ganze Leben ist - beruflich ebenso wie privat – wie die Börse von einem ständigen Auf und Ab gekennzeichnet, je höher man nach oben kommt um so schwieriger wird es die Position zu halten, das muß einem bewußt sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Nach zwei schwierigen Jahren ist unser Ziel keine Mitarbeiter entlassen zu müssen und nach Konsolidierung wieder in eine Wachstumsphase zu gelangen, die 2006 im Börsengang münden soll. Persönlich wünsche ich mir mehr Zeit für meine Gattin und mein Hobby Golf.