Zum Erfolg von Gertrude Frick
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich kann den Betrieb aufrechterhalten, bin glücklich mit meiner Arbeit und kann meine Bedürfnisse und auch die meiner Kinder vollkommen befriedigen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, da ich bereits seit fünfzehn Jahren selbständig und zufrieden bin und auch in der Familie rundherum alles paßt. Wobei ich dazu sagen muß, daß meinem Mann und meiner Mutter großer Dank gebührt, denn sie standen mir von Anfang an bis heute unterstützend zu Seite.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Der enorme Einsatz ist für das Endergebnis sehr wichtig. Bei mir spielte auch die Selbstdisziplin eine große Rolle. Ich trennte stets betriebliches und privates Geld und bin in der Buchhaltung sehr genau. Hält man gewisse Grundregeln ein, kann nichts schiefgehen.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich als Frau weiß nicht, ob es ein Mann schwerer hat. Ich glaube, die einzige Schwierigkeit besteht in der Doppelbelastung der Frau, wenn sie neben der Karriere noch Kinder hat.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Kurz nach der Eröffnung der Jausenstation stellte sich bei uns bereits der Erfolg ein. Wir bauten schnell einen Stock an Stammkunden auf und erweiterten den Dachboden um Ferienwohnungen sowie die Terrasse um Sitzplätze.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich kann gut mit Leuten umgehen und bin streßresistent, daher war die Berufswahl genau die richtige. Die Selbständigkeit probierten mein Mann und ich einfach aus, gewisse Voraussetzungen waren natürlich gegeben, aber ich fing mit wenig an und steigerte mich. Meine Mutter stand mir von Anfang an zur Seite.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfahre ich, indem mich Leute ansprechen. Ich bin mit vielen Gästen bereits per Du und wurde auch schon für andere Ämter vorgeschlagen.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Mich bedrückt vor allem, daß man die Branche grundsätzlich schlecht macht. Jemand, der in der Gastronomie arbeitet, wird nur ausgenutzt, hat fast keine Freizeit und zählt fast als Mensch zweiter Klasse, der keine Berufsausbildung hat. Dieses Klischee muß beseitigt werden. In der guten Gastronomie kann man gut und viel verdienen und viele Vorteile daraus ziehen wie etwa Beziehungen. In Krankenhäusern etwa müssen Leute auch am Wochenende und an Feiertagen arbeiten. Leider ist unsere Innung auch nicht so stark wie die anderer Gewerbe.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Es brauchte einige Zeit, bis Bekannte begriffen, daß ich in meinem Beruf Freundschaften nicht so pflegen kann wie andere. Viele beglückwünschen mich, wie ich den Betrieb führe und alles unter einen Hut bringe.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir punkten mit einfachen Angeboten. Unsere Grundprodukte sind seit jeher selbstgemachte Knödel. Einfache Gerichte, die jeden Tag frisch zubereitet werden, kommen bei unseren Gästen hervorragend an. Besonders schätzt man auch unsere hausgemachten Kuchen!Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wichtig ist, daß in einem Ort ein großes Angebot an verschiedenen Betrieben herrscht. Konkurrenz muß nichts Schlechtes sein! Jemand, der in einem anderen Restaurant ißt, kann bei mir seinen Kaffee trinken.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Als meine Kinder noch klein waren, hatte ich oft ein schlechtes Gewissen, da ich nicht immer bei ihnen sein konnte. Heute jedoch denke ich, daß genau die Sonn- und Feiertage unsere besten Tage im Beruf sind. Jetzt werden die Kinder langsam erwachsen und brauchen uns Eltern nicht mehr so intensiv. Da ich aber praktisch zuhause arbeite, sehe ich in der Vereinbarung nicht unbedingt ein großes Problem.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich gehe sehr gern auf Gastronomiemessen und in Geschirrgeschäfte. Die einfache Küche, die bei uns so gut ankommt, werden wir nicht verändern.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Heutzutage muß man flexibel sein, sich für vieles interessieren und ständig umlernen. Ehrgeiz und Motivation bringen einen weiter.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte bis zu meiner Pensionierung meine Jausenstation weiterführen, denn ist man einmal selbständig, kann man auf diese Vorteile schwer verzichten. Außerdem will ich mir die Freude an meinem Beruf bewahren.
Ihr Lebensmotto?
Ich bin ehrlich, will aber auch ehrlich behandelt werden und meinen Beruf weiterhin gut ausüben.