Zum Erfolg von Herbert Kittinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich gegeben, wenn es mir gelingt, meine Visionen zumindest in Teilbereichen auf einer Basis umzusetzen, die mir ermöglicht, den Mitbewerbern wie auch den eigenen Leuten nach Erreichen eines Erfolges noch in die Augen schauen zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Es war immer mein Ziel, eine führende Funktion in der Wirtschaft innezuhaben, und ich bin sehr zufrieden mit meiner jetzigen Position. Die ARAG ist eine Spezialversicherung, die unter den Top Five in Österreich positioniert ist.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend waren meine solide Grundausbildung und harte Arbeit zu Beginn der Karriere. In der Zeit, in der ich im Kabinett tätig war, lernte ich sehr viel über den Umgang mit Menschen sowie das Erkennen und Abwehren von Intrigen. Erst wenn man die gesamte Palette menschlichen, sachlichen und politischen Handelns kennenlernt, erlangt man wirkliche Menschenkenntnis. Ich lernte auch zum rechten Zeitpunkt die richtigen Leute kennen und konnte die sich mir bietenden Chancen wahrnehmen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich versuche immer locker zu bleiben. Wenn sich ein Problem stellt, mache ich zuerst eine gründliche Analyse, skizziere mögliche Lösungsszenarien und spreche mit Personen, denen ich vertrauen kann und die einen Beitrag zur Lösung des Problems leisten können. Ist die Entscheidung dann getroffen, lasse ich mich nicht mehr davon abbringen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Wir hatten eine sehr kritische Situation zu bewältigen, als sich unser österreichischer 50-Prozent-Eigentümer entschloß, seine Anteile an den deutschen Miteigentümer zu verkaufen. Unser Problem war, daß der Vertrieb fast zur Gänze über den Apparat des österreichischen Eigentümers getätigt wurde. Diese Entscheidung wurde uns außerdem sehr kurzfristig mitgeteilt, wodurch wir quasi über Nacht ohne Vertriebsapparat dastanden. Das war eine extreme Existenzkrise für unser Unternehmen, die wir aber schließlich meisterten. Wir verloren dabei keinen Bestand, sondern konnten sogar weiterhin wachsen und den Vertrieb innerhalb eines halben Jahres von einem Außendienstvertrieb zu einem Maklervertrieb umstellen. Durch diese Krisensituation erlebten wir einen enormen Auftrieb im Zusammenhalt und im Engagement der Mitarbeiter und hatten danach eine wesentlich stärkere Mannschaft als zuvor.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Am meisten geprägt wurde ich von Dr. Taus, der für mich beispielhaft im analytischen Denken und der Konsequenz des Arbeitens war. Er war ein Vorbild für das Streben, mit harter Arbeit etwas zu erreichen, dann aber nicht hochmütig zu sein, sondern den Erfolg mit Bescheidenheit zu genießen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In der Wirtschaft gibt es mehr Neid als Anerkennung, aber diesen muß man sich hart erarbeiten, Mitleid gibt es gratis.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Das Kapital einer Versicherungsgesellschaft ist das Humankapital. Wenn es gelingt, die Leute mit der entsprechenden Ausbildung in die entsprechenden Positionen zu bringen und sie dort zu motivieren, nicht nur ein Rädchen in einem Ganzen zu sein, sondern auch Verantwortung zu übernehmen, können wir gemeinsam erfolgreich sein. Meine Aufgabe ist es, zuvor Richtung und Weg vorzugeben.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Neben den üblichen Kriterien ist für mich die charakterliche Eignung ein entscheidender Punkt. Darunter verstehe ich Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Loyalität, Ehrlichkeit und Integrität.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die ARAG ist eine Spezialversicherung, die ausschließlich Rechtsschutzversicherungen anbietet. Unsere Stärken sind die Qualität der Betreuung, der hohe Ausbildungsgrad unserer Mitarbeiter sowie ihr großes Fachwissen, unsere Seriosität und der innere Zusammenhalt der Mannschaft. Unsere Produkte heben sich vom Markt ab, und die Zufriedenheit der Makler mit unseren Produkten liegt jenseits der 90 Prozent. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Der Konkurrenzkampf ist in unserer Branche inzwischen wesentlich intensiver geworden. Diese Tatsache stellt andererseits eine interessante Herausforderung dar. Ich bin zuversichtlich, daß wir unsere Marktanteile weiter steigern können, zumal wir in diesem Jahr auch eine Tochtergesellschaft gegründet haben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich versuche meine Frau in alle Bereiche, die sie interessieren, zu integrieren. Wenn möglich nehme ich weniger wichtige berufliche Luxustermine nicht mehr so oft wahr, um diese Zeit meiner Frau zu widmen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Einem jungen Menschen kann ich empfehlen, zu Beginn seiner Karriere in eine Funktion einzutreten, in der man nicht zu einseitig und eindimensional wird. Wichtig ist es auch, sich Netzwerke aufzubauen, die einem später nützlich sein können. Außerdem braucht man Freunde, mit denen man sich wirklich vertrauensvoll austauschen kann. Man darf auch nie vergessen, Mensch zu bleiben, damit man sich jeden Tag in den Spiegel schauen kann.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte gesund bleiben und einen Lebenswandel führen, der mir ermöglicht, meine geistige und körperliche Schaffenskraft noch möglichst lange zu erhalten. Beruflich habe ich mir das Ziel gesteckt, dieses Unternehmen zur Nummer eins in Österreich zu machen, ehe ich in Pension gehe.