Zum Erfolg von Werner Höfer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Persönlicher Erfolg ist das Erreichen einer gewissen Zufriedenheit, die natürlich sehr vom beruflichen Erfolg abhängt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Mäßig, weil ich versuche, möglichst rational zu bleiben. Ich lebe seit 1965 von der Architektur und hatte immer eine befriedigende Auftragslage. Das ist eine lange Zeit, daher empfinde ich mich beruflich erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der Arbeitseinsatz war ein wesentlicher Faktor für meinen Erfolg. Ich versuche immer eine räumliche und bauliche Harmonie zu erreichen, ich bin kein Mensch, der gerne provoziert, sondern eher sensibel und mein Talent besteht darin, daß es mir gelingt, diese Sensibilität baulich umzusetzen. Auch mein Büro sehe und gestalte ich nicht als Büro, weil ich ja darin mehr Zeit verbringe als zu Hause.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
In erster Linie gestalte ich meine Projekte im Kopf und lasse sie reifen, dann versuche ich sie in Worten auszudrücken und zur Information werden zu lassen, bevor ich sie schließlich zu Papier bringe.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Prof. Rainer, der Leiter der Meisterklasse, war sehr prägend für mich, denn diese Ausbildung war eine besondere Form, wie es sie heute nicht mehr gibt. Die Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit Prof. Rainers konnte sich besonders positiv oder negativ auswirken, denn da rieben sich Weltbilder aneinander, und das konnte so stark sein, daß man seine eigene Persönlichkeit dabei verlor, weil man als Student keine so gefestigte Persönlichkeit wie ein Meister hat. Es gibt zwar frühreife Leute, die sich gut dagegen wehren konnten, aber ich zähle mich zu den Spätentwicklern und fühlte mich daher in dieser Zeit bevormundet.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist für mich, daß ich schon seit 40 Jahren Architekt bin und ein gutes Auslangen finde. Ich habe sehr viele Wohnhäuser in sehr unterschiedlichen Stilen gebaut. Diese breite Palette meiner Arbeit sehe ich als ein gewisses Zeichen meines Erfolges.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Heutzutage ist Erfolg in der Architektur hauptsächlich durch die Medien bestimmt. Wer mehr Aufmerksamkeit erregt, ist erfolgreicher, und das ist natürlich eine Fehlentwicklung. Architektur ist für mich in erster Linie Ordnung und nicht Unordnung, das ist eine sehr altertümlich Auffassung des Berufes. Diese Ordnung wird heutzutage ganz bewußt provoziert, weil man damit Individualität zum Ausdruck bringen möchte.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie sind sehr wichtig, weil ich nicht alles alleine machen kann. Ich habe immer versucht, ein persönliches Verhältnis zu meinen Mitarbeitern aufzubauen und Harmonie herzustellen, damit Informationen möglichst einfach und reibungslos ausgetauscht werden können. In den Achtziger Jahren beschäftigte ich 25 Mitarbeiter, aber seit Einführung der EDV ist der Mitarbeiterstamm geschrumpft, weil mit Hilfe von CAD weniger, aber dafür höher qualifizierteres Personal notwendig wurde.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Durch die Ausrüstung mit CAD braucht man sehr lange, um qualifiziertes, gut ausgebildetes Personal zu finden, weil man das Anforderungsprofil nicht mehr klar definieren kann. Es ist für mich relativ schwierig, jemanden zu finden, der mit meiner Auffassung von Architektur zu Rande kommt. Architekten sind, obwohl die Ausbildung für jeden ziemlich gleich ist, Individuen, deren Verständnis von Ästhetik sehr verschieden ist.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann die beiden Bereiche nur schlecht vereinbaren. Architektur ist sehr arbeitsaufwendig und wenn man am Wochenende und abends nicht nach Hause kommt, wird das Privatleben beeinträchtigt.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Selbsterkenntnis allein genügt noch nicht; man muß sich vielmehr intensiv mit der Gesellschaft auseinandersetzen und darf nicht enttäuscht sein, wenn man weniger zurück bekommt, als man investiert hat. Künstler und Architekten können sich in der heutigen Gesellschaft sehr schwer definieren.