Zum Erfolg von Josef Windhofer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Den Erfolg nach außen kann schon das Erreichen einer Position darstellen, damit muß noch keine Leistung verbunden sein. Dabei spielt fallweise auch Glück eine Rolle. Die zweite Art von Erfolg ist der persönliche Erfolg, nämlich das Erreichen von individuell unterschiedlichen Zielen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, in beiden Bereichen. Ich habe nicht nur meine persönlichen Ziele erreicht, sondern werde auch von Außenmitarbeitern, Kunden und Lieferanten akzeptiert.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich verfüge über Kommunikationsfähigkeit und kann Menschen anleiten, Ziele gemeinsam zu erreichen. Darüber hinaus besitze ich Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen - Eigenschaften, die mir besonders beim Aufbau SEE zugute kamen. Da ich bereits lange im Unternehmen bin und mit den unterschiedlichsten Aufgaben betraut war, habe ich auch einen guten Überblick.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich kann auf eine durchgehende Kette von Erfolgen zurückblicken und konnte - da das Unternehmen viel in meine Weiterbildung investierte - immer wieder Neues lernen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die erste und schwierigste Entscheidung ist stets die Wahl des Berufes. Ich stand vor der Wahl zwischen Kunst (Malerei) oder Technik, und da die nächste Ausbildungsstätte die HTL in Waidhofen war, stand die Entscheidung schnell fest. Die nächsten wichtigen Entscheidungen waren 1967 der Wechsel vom Zeichentisch in den technischen Außendienst sowie Ende der Achtziger Jahre vom Servicebereich in ein mir gänzlich unbekanntes Gebiet, nämlich die Planung, zu wechseln. Damals war nicht einmal voraussehbar, wie lange es diese Position überhaupt geben würde und was nach Abschluß der Planungen passieren würde. Nun zeigt sich aber, daß es laufend neue Projekte gibt.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich bevorzuge einen gesunden Mittelweg zwischen der Weiterführung von Bestehendem und der Risikobereitschaft, Neues zu versuchen, wobei man Risiken natürlich abwägen muß. Im EDV-Bereich setze ich auf traditionelle Lösungen, bei der Einführung der Shell-Karte oder bei Handy-Netzwerken beschritt ich hingegen neue Wege.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mich prägte die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Verwaltungschef, Dkfm. Alexander Schicker, der mich gegen den Widerstand meines Vorgesetzten in die Verwaltung holte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich betrachte nicht nur die Verleihung der Prokura und die Tatsache, daß ich auch in weniger guten Zeiten Gehaltserhöhungen bekam, als Anerkennung, sondern vor allem die Aufgaben selbst sowie die Tatsache, daß ich selbständig und frei arbeiten kann, soweit das im Zuge der Globalisierung möglich ist.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Der Erfolg meiner Mitarbeiter ist mit meinem eigenen eng verwoben, wobei nach außen hin die Mitarbeiter im Vordergrund stehen sollten.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Je nach Anforderungsprofil für den Job lege ich Wert auf die immer wichtiger werdenden Sprachkenntnisse, Mitarbeiterführung und Berufserfahrung. Wenn jemand ins Team paßt und seine Lernbereitschaft gegeben ist, kann man über kleine fachliche Schwächen hinwegsehen, unabdingbar sind jedoch PC- und Fremdsprachenkenntnisse.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Obwohl sich Anerkennung auch finanziell auswirkt, motiviere ich nicht mit Geld, sondern durch partnerschaftliche Zusammenarbeit, Vertrauen, selbständiges Arbeiten und die Möglichkeit zu eigenen Entscheidungen. Dazu kommt eine individuell verschiedene Summe weiterer Kleinigkeiten.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
In Österreich beschäftigt Agfa derzeit 156 Personen mit drei Führungsebenen. In meinen Abteilungen sind etwa 30 Mitarbeiter beschäftigt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da meine Gattin als Leiterin des Customer Care Centers ebenfalls im Betrieb arbeitet, herrscht gegenseitiges Verständnis. Früher betrieb ich Extrem-Bergsteigen als Ausgleichssport, jetzt sind Malen, Zeichnen und Keramik mein Ausgleich. Bergsteigen hatte starken Einfluß auf meine Entwicklung, weil ich dabei sehr viele Ideen hatte. Gemalt hatte ich bereits früher, aber erst vor vier Jahren, nachdem mein Bruder und Freunde beim Bergsteigen tödlich verunglückten, begann ich dieses Hobby wieder zu intensivieren und belege jetzt auch Malkurse.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Mittlerweile bin ich 60 Jahre alt und verwende dafür nur noch etwa eine Woche pro Jahr. Für die Mitarbeiter wurde beispielsweise ein eigener Englischkurs im Haus eingerichtet. Als Techniker besuchte ich häufig Produktschulungen, die oft mehrere Wochen dauerten, sowie zahlreiche Seminare und Kurse für Marketing, Controlling, Sprachen, EDV, etc.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Um einen Job zu finden, muß man die Augen offenhalten und aktiv sein. Da es immer mehr Schulabgänger gibt, würde ich heute eventuell ein Handwerk wählen. Wesentlich ist ständige Lernbereitschaft.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Zunächst möchte ich die anstehende SAP-Einführung gut über die Bühne bringen und danach den Job so übergeben, daß es nahtlos weitergeht, wenn alle Positionen auch im Zuge der Osterweiterung so wie bisher erhalten bleiben.
Ihr Lebensmotto?
Bedingt durch den Unfalltod meines Bruders - jeden Tag so bewußt zu leben, als wäre es der letzte.