Zur Karriere von Erich Lackner
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Pflichtschule absolvierte ich eine HTL für Radio- und Nachrichtentechnik, wo ich 1967 maturierte, und war nach Ableisten des Präsenzdienstes in dieser Branche – die doch einiges mit dem Film zu tun hat – tätig. In der Folge begann ich Physik und Mathematik zu studieren, wobei mich der allgemeine Teil faszinierte. Bereits während der Mittelschulzeit hatte ich an mir große Abenteuerlust entdeckt und wandte mich Sportarten wie Bergsteigen und Schifahren zu. Bis Mitte der Siebziger Jahre war ich daher eher Abenteurer und Bergsteiger als ein erfolgreicher Student, war mit Reinhold Messner unterwegs und unternahm zahlreiche Reisen in die ganze Welt. In dieser Zeit eignete ich mir die Einsicht an, daß es keine unüberwindbaren Probleme gibt und daß Risiken einzugehen nicht nur Gefahr, sondern Erlebnisse bedeutet. In dieser Zeit wurde das Abenteuertum erstmals für die breite Öffentlichkeit interessant – unzählige Bücher erschienen über dieses Thema und Fernsehstationen begannen sich dafür zu interessieren. Ich begann mich damals für die Welt der Medien, insbesondere des Fernsehens und Filmes, zu interessieren, obwohl meine Ausbildung nicht diesem Bereich entsprach, und wechselte Mitte der Siebziger Jahre zum Studium der Psychologie und Sportwissenschaften, das ich sehr rasch mit dem Doktorat abschloß. Da Fernsehen und Film Interesse an meinen Erlebnissen zeigte, hatte ich einen guten Zugang zu diesem Bereich, weil ich eine Schnittstellenfunktion einnahm. So begann ich als Kameramann und später als Filmemacher zu arbeiten und erfüllte Aufträge, die andere nicht hätten erfüllen können. Als in Österreich die Sendung „Land der Berge“ entstand, war ich von Beginn an als einer der „Macher“ daran beteiligt und arbeitete zehn Jahre an der Gestaltung mit. Irgendwann kam für mich aber der Zeitpunkt, an dem der Erlebniswert nachließ, und so wandte ich mich meiner eigenen Firma zu, die ich schon 1977 gegründet hatte, weil ich von meiner Tätigkeit beim Fernsehen allein nicht leben konnte. Der Name Lotus Film beruht auf einem Kanadischen Berg, den ich 1977 bestiegen hatte. Im Zuge dessen drehte ich meinen ersten Film, den ich professionell verwerten konnte. Mitte bis Ende der Achtziger Jahre entstand eine große Nähe zum österreichischen Kunstfilm, mit dem ich mich seither beschäftige. Österreich hat zum Film bekanntlich ein gewissermaßen schizophrenes Verhältnis. Einerseits gilt er als kommerzielles Medium und muß den Anspruch erfüllen, verwertbar zu sein – er soll Geld einbringen. Andererseits ist ein Film kein Produkt wie beispielsweise ein Auto. Er soll in Bildern und Tönen eine Geschichte erzählen und steht in Zusammenhang mit der Kultur. Die Produktion eines Filmes kostet in jedem Fall viel Geld, im klassischen Fall wird er durch die Kinobesucher finanziert, was allerdings in Österreich allein rechnerisch unmöglich ist. Seit sich der deutschsprachige Markt vor rund 30 Jahren in den deutschen, den österreichischen und den Schweizer dreigeteilt hat, die sich stark voneinander distanzieren, weil sich der gesellschaftlicher Aspekt und die kulturelle Identität zu sehr voneinander unterscheiden, funktioniert ein Österreichischer Film nicht in Deutschland und ein Schweizer Film nicht in Österreich. Lotus Film ist also im Bereich des österreichischen Films tätig, der den Anspruch erfüllt, den „nationalen“, kulturellen Hintergrund widerzuspiegeln, ohne dabei auf kommerzielle Ansprüche abzuzielen. Unser Spezialgebiet liegt auf Filmen, die als Einzelwerk für sich stehen und ihren Wert auch noch in 50 Jahren behalten. Dazu zählen „Nordrand“, „Megacities“, „Tierische Liebe“, „Blue Moon“, und andere. Ich beschäftige fünf fix angestellte Mitarbeiter und je nach Projekt zahlreiche weitere.