Zum Erfolg von Anneliese Schmucker
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, daß ich an mir selbst gearbeitet habe. Ich hatte eigentlich keine guten Voraussetzungen für den Erfolg und habe es, obwohl ich aus einer kinderreichen Familie stamme und sehr früh geheiratet habe, geschafft: Ich bin Bürgermeisterin und immer noch sehr glücklich verheiratet.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Richtig stolz bin ich auf meine Sozialstation in Oberpullendorf. Ich bin die erste ÖVP-Bürgermeisterin im Burgenland und es freut mich schon sehr, daß ich diese Position als Frau erreichen konnte. Sehr viel Unterstützung erhielt ich nicht. Man hat zwar niemals an meiner Fähigkeit gezweifelt, aber als Frau, zumal es ja einen Gegenkandidaten - einen Mann - gab, war es beileibe nicht einfach. Nach einer schweren Erkrankung 1995 ließ ich mich nicht gehen, sondern holte auch aus dieser Situation das Positive heraus. Ich überwand die Krankheit und bin noch sozialer und toleranter geworden; ich habe immer an mich geglaubt, und das sehe ich als einen sehr schönen Erfolg.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich habe Überzeugungsarbeit geleistet, schon in den zehn Jahren als Vizebürgermeisterin.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich brauche die Herausforderung. Wenn ich einen Widerstand merke, werde ich erst richtig stark.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Nein, das ist vorbei, da hat sich in den letzten zehn Jahren viel geändert. Als Frauen in der Wirtschaft stehen wir unseren Mann.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Es gab immer wieder Glücksmomente, als ich beispielsweise die Meisterprüfung ablegte und mir meines wunderbaren Familienlebens bewußt wurde, oder als ich die Sozialstation gründete. Bürgermeisterin bin ich aus Überzeugung, ich habe mich ganz kurzfristig dazu entschlossen, diese Herausforderung anzunehmen und betrachte meine Bestellung als großen Erfolg.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Angriffe im Rahmen eines Wahlkampfes kann ich problemlos verkraften, aber wenn man mich als Mensch und als Frau angreift oder meine Angehörigen verletzt, reagiere ich sehr sensibel, weil es einfach unfair ist.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Merkwürdigerweise habe ich das Gefühl, daß ich von Männern mehr anerkannt werde als von Frauen. Ich weiche aber niemandem aus, sondern gehe auf alle offen zu, und dafür erhalte ich positives Feedback.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich bin schon mit einem Team in den Wahlkampf gegangen und brauche ein gutes Umfeld, um erfolgreich zu sein. Ich will hören, was in meiner Stadt los ist und wo es Schwachstellen gibt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Unsere Mitarbeiter werden durch höhere Vergütungen und mehr Freiheiten motiviert.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ich habe jetzt die Macht, als Bürgermeisterin Schlechtes zu verhindern und dafür zu sorgen, daß Gutes getan wird.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich lebe in einem guten Familienverband. Mein Mann, den ich mit 14 Jahren kennengelernt habe, ist der ruhende Pol und ein äußerst liebenswerter Mensch. Er begleitet mich überall hin und gemeinsam spielen wir im Fasching Kabarett. Die Kostüme nähe ich und mein Mann schreibt die Texte.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich besuche die politische Akademie in Wien und absolviere abends PC-Kurse, Seminare für Gemeindeführung und Rhetorikkurse im Zeitrahmen von rund zwei bis drei Wochen pro Jahr.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Die Eltern sind gefordert, den Kindern etwas vorzuleben, das ist ein Leitspruch meines Mannes. Wenn sie es auch nicht direkt annehmen, es bleibt etwas hängen und bei Bedarf werden sie sich sehr wohl daran erinnern.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich will erreichen, daß der Wirtschaftsstandort Oberpullendorf noch wohnlicher und noch attraktiver wird. Der neue Kindergarten wird schon gebaut, das war mein erster Schritt. Ich bin dabei, ein Kompetenzzentrum auf der Fürstenwiese zu errichten, der Spatenstich erfolgte im Frühjahr 2003. Geplant ist die Generalsanierung der Volks- und Hauptschule und ein Anliegen ist mir, betreutes Wohnen im eigenen Haushalt für ältere Menschen anzubieten, Träger wird das Hilfswerk sein. Außerdem werde ich jenem Menschen, der meine Position nach mir einnehmen wird, durch gute Vorbereitung die Nachfolge leicht machen.
Ihr Lebensmotto?
Das Ziel bestimmt den Weg.