Zum Erfolg von Günther Prokisch
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist unterschiedlich definierbar. Für mich bedeutet Erfolg das Erreichen von Zielen bei gleichzeitiger Zufriedenheit der Mitarbeiter. Die Unternehmensziele sind zwar vorgegeben, trotzdem konnten wir unsere Freiheiten auch innerhalb des Siemens-Konzerns weitgehend beibehalten. Das funktionierte aber nur, weil wir in den letzten Jahren unsere Unternehmensziele stets einhalten konnten. Passen die finanziellen Ergebnisse nicht, ist es mit der Freiheit relativ schnell vorbei.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der Erfolg basiert auf drei Säulen: Man braucht eine fundierte Grundlage, also Kompetenz als Basis, dann die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, Zielsetzungs- und Umsetzungskonsequenz und letztlich den Willen, neue Herausforderungen anzunehmen, verbunden mit Lernbereitschaft.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Der berufliche Alltag bedeutet für mich Herausforderung an sich. Eine firmeninterne Herausforderung sind zum Beispiel Organisationsänderungen durch die neuen Eigentümerverhältnisse, weil wir darauf achten müssen, unsere Flexibilität als mittelständisches Unternehmen nicht zu verlieren. Dazu kommen natürlich die Herausforderungen des Marktes. Hier funktioniert das Schlagwort besser - schneller - billiger nicht, man muß Kompromisse treffen und herausfinden, was der Kunde vorzugsweise wünscht.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Geschäftsführer Dipl.-Ing. Rauter nahm mich 1982 in der Firma auf. Eine so lange Zeit der Zusammenarbeit prägte mich sowohl menschlich als auch beruflich.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Übertragung von Verantwortung ist Anerkennung. Man freut sich über Anerkennung, wenn sie monetär abgestimmt ist und der Leistung entspricht.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich pflege einen offenen Umgangsstil und glaube, daß er auch geschätzt wird. Fehler werden von mir nicht hochgespielt, sie können passieren und werden gemeinsam korrigiert. Die Teamarbeit und ein gutes Klima sind mir wichtig, daher fördere ich die Kommunikation.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Gewisse Manager schreiben sich Erfolge gern auf die eigene Fahne, bei Mißerfolgen werden aber oft auch die Mitarbeiter verantwortlich gemacht. Erfolge, aber auch Mißerfolge, entstehen nicht beim einzelnen, sondern im Team. Erfolge soll man teilen, erst dann hat man ein gutes, motiviertes Team.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wenn das Bewerbungsprofil unseren Anforderungen entspricht, führen die Abteilungsleiter das Erstgespräch. Sollten die Grundvoraussetzungen stimmen, dann ist es mir wichtig, mit dem Bewerber selbst ein kurzes Gespräch zu führen, wobei mein Gefühl eine große Entscheidungsrolle spielt. Wir achten darauf, Mitarbeiter über Personalleasing kennenzulernen und bei Eignung in weiterer Folge aufzunehmen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir können uns auf das Engineering, den Vertrieb und die Organisation konzentrieren. Die Fertigung wird in Tochterunternehmen abgewickelt. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir kooperieren weiterhin mit Partnern, die zu Siemens in einem Konkurrenzverhältnis stehen. Das liegt an langfristigen Verträgen, die bereits vor der Übernahme durch Siemens abgeschlossen wurden. Wir sind also bei bestimmten Projekten und auf gewissen Segmenten gemeinsam am Markt, in anderen Bereichen sind wir aber Konkurrenten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Zur Zeit hat der Beruf Vorrang, aber es gibt unterschiedliche Dienstzeiten, sodaß das Privatleben nicht zu kurz kommt.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Das Unternehmen gibt enorm viel für Fortbildung aus, weil dies hilft, unsere Zukunft abzusichern. Die Mitarbeiter wissen dieses Engagement in der Regel zu schätzen. Wir gehen nach gemeinsam erarbeiteten Schulungsplänen vor, und ich persönlich richte meine Fortbildung nach Notwendigkeiten aus.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Jungen Schul- oder Studienabgängern möchte ich etwas sagen, das sie wahrscheinlich gar nicht gern hören: Der erste Schritt Lernen ist jetzt absolviert, es ist aber bedauerlicherweise nicht der letzte Schritt. Man lernt im Beruf jeden Tag, jede Woche Neues dazu; aber auch ohne Weiterbildung in Form von Kursen oder Seminaren geht es nicht, weil sich die beruflichen Herausforderungen oder Rahmenbedingungen ändern.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Tätigkeit in dieser speziellen Branche macht mir Freude, aber ich stehe neuen Herausforderungen offen gegenüber.