Zum Erfolg von Karl Engelhardt III
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet grundsätzlich das Erreichen eines gesteckten Zieles.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich noch nicht als erfolgreich an, weil meine Ziele sehr hoch gesteckt sind und weil es mir bis jetzt auch noch nicht gelungen ist, starke Verbündete zu gewinnen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin wohl oft zu aggressiv, zu missionarisch und manchmal auch zu idealistisch. Ich hätte wesentlich mehr und höher dotierte Aufträge haben können, wenn ich mich diplomatischer verhalten hätte. Das wollte und konnte ich aber nicht. Ich befinde mich in einem ständigen Konflikt. Einerseits muß ich notgedrungen Geld verdienen, auf der anderen Seite will ich meine Ideale und meine Vision von einer besseren Welt nicht aufgeben. Und das kostet sehr viel seelische Kraft im Alltag.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Originalität ist für mich auf jeden Fall wahrhaftiger. Allerdings erreicht man geschäftlichen Erfolg leichter durch Imitation - das ist aber nicht mein Weg! Konsum und Verbrauch herzustellen und zu betreuen sehe ich nicht als Erfolg, aber Nachfrage nach Qualität zu wecken und diese nachhaltig zu befriedigen schon. Und dafür ist vor allem Originalität und Kreativität, neben Gründlichkeit und psychischem Fleiß erforderlich.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die schönste Anerkennung für mich ist, daß meine Kunden, trotz meiner Eigenwilligkeit, ausschließlich über die Empfehlung anderer zufriedener Kunden zu mir kommen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Der Stellenwert der Architektur und Kultur generell! Ich sehe mich als Verfechter einer anderen, untechnokratischen Architektur, die langfristig und global überlebensnotwendig ist und die ich „Bionische Architektur“ nenne. Im Grunde ist es das Bauen nach Prinzipien der Natur. Demnach muß der Mensch seine selbstgemachten Gesetze und Konventionen, den in Milliarden von Jahren gewachsenen Naturgesetzen unterordnen und Ignoranz durch Intelligenz ersetzen. Auf diese Weise kann man, weitsichtig betrachtet, sogar besser leben und muß nicht ständig gegen die Rückschläge der Natur ankämpfen. Herkömmliche, technische Architektur ist um beherrschbare Konstruktionen bemüht und verliert das, was die Natur jenseits der definierten Aufgabenstellung bereithält, leicht aus dem Auge. Sie beruht überwiegend auf „totalitärem Denken“. - Denken in absoluten Dimensionen und in Entweder-Oder-Kategorien. Dagegen wird bei der bionischen Architektur alles, was die Natur anbietet, aber auch fordert, vorrangig einbezogen und im Sinne von Kreisläufen genutzt. Bei einem bionischen Haus oder einer bionischen Stadt, verlaufen die Grenzen zwischen Natur und Gebautem fließend. Sie beruht überwiegend auf „fraktalem Denken“. - Denken in gebrochenen Dimensionen und in Sowohl-Als-Auch-Kategorien. Der bionischen Architektur gehört die Zukunft - wenn wir noch eine haben! Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich diesen, noch unscheinbaren Aufbruch, den ich zu Studienzeiten 1982 angelegt habe, noch als Erfolgszug erleben werde. Träges Besitzdenken in der breiten Masse und der Glaube an die Berechenbarkeit des Lebens stehen dagegen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Seit 1991 befasse ich mich verstärkt mit der ganzheitlichen Kultivierung menschlichen Lebens und nenne dieses interdisziplinäre Fachgebiet „Musitektur“. Das Buch hierzu mit dem Titel „Projekt Tanzgarten“ ist noch in Arbeit. Im übrigen sollten Architekten und Medien die Wirkung gebauter Lebensräume als Grundlage der Zivilisation wieder stärker ins Bewußtsein der Menschen rücken. Ich wünsche mir mehr Interaktion zwischen denen, die Räume in Auftrag geben, denen die Räume planen, und den Menschen, die in diesen Räumen leben müssen. Mit meiner Arbeit würde ich gerne zeigen, daß (bessere) Wege ins Paradies möglich sind. - Und da wollen wir doch schließlich alle hin.