Zum Erfolg von Kurt Schrimm
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg heißt für mich nicht nur, finanziell auf der sicheren Seite zu sein, sondern auch, daß ich Befriedigung bei meiner beruflichen Tätigkeit erlebe. Es ist mir sehr wichtig, daß mir die Arbeit Freude bereitet, und daß ich darin einen tieferen Sinn sehe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich durchaus als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Einerseits hatte ich Glück, eine Arbeitsstelle zu finden, die mir Spaß machte, andererseits wäre ich ohne meinen persönlichen Fleiß und ohne mein Engagement sicher nicht dort, wo ich heute bin. Ich hatte in manchen Situationen den Mut, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, und als Beamter auch beizeiten die eine oder andere Position zu vertreten, die schief gehen hätte können.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich stehe Entscheidungen furchtlos gegenüber, stehe dazu und verteidige sie, wenn nötig.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich die erste Beförderungsstufe erreicht hatte. Ich sah, daß ich auf dem richtigen Weg war, meine Leistungen wurden anerkannt, und alle Möglichkeiten nach oben war frei für mich.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein erster Vorgesetzter bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Doktor Hellmut Kässer, hat mich in gewisser Weise geprägt. Ich habe ihn bewundert. Von diesem Mann habe ich viel gelernt, und ich habe ihm eine ganze Menge zu verdanken. Er hat mir gezeigt, wie man in einer verantwortungsvollen Position adäquat entscheidet, und wie man seine Standpunkte vertritt. Er war für mich nicht nur Lehrmeister, sondern auch Vorbild. Unsere berufliche Beziehung hält bis heute an.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Es war für mich ein sehr schöner Moment, als man mir die Leitung der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen anbot.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
In der Öffentlichkeit habe ich einen guten Ruf. Meine Tätigkeit wird positiv bewertet. Vor 30 Jahren war das noch ganz anders, da ist unsere Einrichtung vor allem bei älteren Menschen auf viel Unverständnis gestoßen. Unsere Aufgabe ist es, nationalsozialistische Verbrechen, die in der Zeit zwischen 1939 und 1945 begangen wurden, zu verfolgen, damit kein NS-Verbrechen unentdeckt bleibt. Heute bin ich viel in Schulen unterwegs und mache Öffentlichkeitsarbeit. Manchmal fragen die Schüler, welchen Sinn es macht, nach 60 Jahren Greise zu verurteilen. Ich war einmal in New York bei einer Zeugin, die in einem polnischen Ghetto an einem Tag ihre ganze Familie verloren hatte. Diese Frau sagte zu mir, sie hätte zwar ihren Kindern von den Greueltaten erzählt, aber daß nun ein offizieller Vertreter aus Deutschland zu ihr kommen würde, um ihre Geschichte zu hören und zu versuchen einen Teil wieder gut zumachen, würde ihr unendlich viel bedeuten. Sie meinte, jetzt könnte sie ruhig sterben. Für mich war das ein Schlüsselerlebnis.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie spielen eine wichtige Rolle. Ich habe sehr erfahrene Mitarbeiter.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe die Fähigkeit, die Arbeit mental nicht nach Hause zu tragen. Wenn ich das Tor schließe, lasse ich den Beruf hinter mir. Bei meiner Stelle läßt es sich aber nicht vermeiden, daß ich viel arbeite und viel unterwegs bin. Über Jahrzehnte habe ich an Wochenenden zwischen 20 und 30 Anrufe erhalten. Sehr oft war ich auf Dienstreisen. Meine Familie mußte schon sehr tolerant sein.