Zum Erfolg von Ingrid Karl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich in erster Linie Stärkung des Selbstbewußtseins und des Selbstvertrauens.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich in meiner Tätigkeit erfolgreich, weil ich den Kunden beistehen und sie optimal beraten kann. Ich bin erst zufrieden, wenn ich den Kunden bei der Erfüllung ihrer Wünsche behilflich sein konnte. Ich finde daher, daß dieser Beruf ideal für mich ist. Nach 27 Dienstjahren verfüge ich auch über genügend Erfahrung.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für meinen Erfolg waren immer mein großes Pflichtbewußtsein, meine Genauigkeit und mein Ehrgeiz, immer alles durchzuführen, was ich mir vorgenommen hatte. Da ich alle Stationen in dieser Bank durchlief, bin ich mit allen Anforderungen und Möglichkeiten vertraut.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Anfänglich war es nicht leicht, sich als Frau in einer gehobenen Position zu behaupten. Die Akzeptanz dauert bei einer Frau sicher länger, in der Raiffeisenbank ist meine Position eine Männerdomäne. Seit einigen Jahren sind Frauen auch involviert, aber früher wurden Männer eindeutig vorgezogen. Inzwischen werde ich vollkommen akzeptiert, meine Situation wird allerdings dadurch erleichtert, daß ich eine erwachsene Tochter habe und daher unabhängig bin, es also für mich nach so vielen Jahren der beruflichen Anerkennung nicht mehr schwierig ist, meine ganze Kraft dem Beruf zu widmen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
In der Buchhaltung wurde ich bereits wegen meiner exakten Arbeit geschätzt. Den persönlichen Erfolg erfuhr ich aber im Kundenkontakt durch positive Geschäftsabschlüsse. Es wurde immer leichter, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Als Bankstellenleiterin war ich nach etwa zwei bis drei Jahren richtig erfolgreich.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Erfolgreich entschieden habe ich, als ich mich entschloß, in die Raiffeisenbank einzutreten und die Bank von Grund auf kennen zu lernen. Die Ausbildung zur Bankstellenleiterin holte ich mit 40 Jahren nach und konnte mich dann erfolgreich um die vakante Stelle bewerben.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? In der Firma wurde ich von Herrn Direktor Leo Pyringer sehr gefördert. Er hat diese Bank aufgebaut, ihm habe ich zu verdanken, daß ich hier anfangen durfte, und er hat den Weg zu meiner Karriere geebnet. Natürlich wurde die Entscheidung, daß ich in Bad Vöslau Bankstellenleiterin wurde, auch von unserem zweiten Direktor, Herrn Hans Hofstädter, mitgetragen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meine Kunden betrachten mich als menschliche Ansprechpartnerin, ich bin bekannt dafür, daß ich mich auch für persönliche Belange interessiere. Mit Mitarbeitern komme ich sehr gut zurecht und ich bin bei älteren beliebt, bei jüngeren werde ich vielleicht manchmal als zu dominant eingeschätzt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter sind natürlich äußerst wichtig, der Erfolg in unserer Bank ist immer ein gemeinsamer, ich muß mich auf meine Mitarbeiter jederzeit verlassen können.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere meine Mitarbeiter, indem ich sie selbständig arbeiten lasse. Sie tragen die Verantwortung und können jederzeit selbst Entscheidungen treffen. Unterstützend stehe ich natürlich immer zur Verfügung.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Beruf ist auch mein Hobby, ich bin mit meinem Leben, auch im privaten Bereich, sehr zufrieden.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Fortbildungsseminare mit Fachschulungen nehme ich im Rahmen der fast unbegrenzten Möglichkeiten wahr, sofern es die Arbeit zuläßt.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Auf eine gute Ausbildung wird heute mehr denn je Wert gelegt. Es ist nicht mehr so leicht, mit einer Handelsschulausbildung bei einer Bank angestellt zu werden. Die Ausbildung und der berufliche Ehrgeiz müssen vorhanden sein. Besonders als Frau ist eine gute Ausbildung vonnöten, man sollte darauf achten, daß man den Lebensunterhalt für sich und eventuell Kinder jederzeit selbst bestreiten kann.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist, weiterhin diese Bankstelle leiten zu können, bis zu meiner Pensionierung.