Zum Erfolg von Rafaela Pröll
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich zählen vor allem die kleinen Erfolge wie zufriedene Kunden, die meine Arbeit schätzen und sich über das Ergebnis freuen. Es ist für mich auch ein Erfolg, mit einem Unternehmen zu wachsen, langfristig mit Kunden zu arbeiten und zu sehen, daß sie meine Vorschläge annehmen und auf meinen Rat hören. Der finanzielle Erfolg geht dabei Hand in Hand mit dem ideellen und spielt für mich natürlich eine gewisse Rolle, das kann ich nicht leugnen. Geld ist meiner Meinung nach ein Energieausgleich - obwohl es auch Jobs gibt, die ich ausschließlich mache, weil ich Spaß daran habe und hundertprozentig davon überzeugt bin.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich sehe mich heute als erfolgreich und bin mit meinem Leben zufrieden, obwohl ich noch lange nicht alles erreicht habe, was ich mir wünsche. Es gibt noch viel zu bewegen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich beherrsche nicht nur die Kunst des Fotografierens, sondern sehe meine Stärken auch im zwischenmenschlichen Bereich. Da ich während des Shootings permanent mit den Menschen kommuniziere, gelingt es mir, Ausdruck zu schaffen und Fotos zu schießen, die einen besonderen Teil der jeweiligen Persönlichkeit widerspiegeln. Ich lebe meinen Beruf und übe ihn mit totaler Freude und großem Einsatz aus - eine meiner Stärken liegt auch darin, begeistern und mitreißen zu können.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich löse Probleme grundsätzlich am liebsten ad hoc, aber es gibt selbstverständlich Situationen, die längeres Nachdenken erfordern, weil eine spontane Entscheidung nicht zielführend wäre. In solchen Fällen halte ich es mit der Einstellung, einige Zeit lang gar nicht daran zu denken, denn manche Probleme lösen sich von selbst, wenn man ihnen genug Zeit gibt. Ich treffe Entscheidungen grundsätzlich allein, hole aber gern möglichst viele Meinungen ein, um viele Standpunkte kennenzulernen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
In der PR-Fotografie gibt es immer noch Kunden, die einen männlichen Fotografen bevorzugen, in der Modefotografie hingegen spielt es keine Rolle, ob man als Fotograf ein Mann oder eine Frau ist. In diesem Bereich zählt allein der Funke, der von mir auf das Model - und umgekehrt - überspringen muß, damit wirklich gute Arbeit entsteht. Besonders in meiner Branche ist es für Frauen, die Kinder haben, sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, überhaupt Fuß zu fassen. Die Problematik, daß Mütter in diesem Beruf nicht akzeptiert werden, ist etwas, auf das ich, obwohl selbst kinderlos, dringend hinweisen möchte.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich zeichne mich durch höchste Verläßlichkeit und Qualität aus. Meine Kunden wissen, daß ich mein Handwerk perfekt beherrsche und schätzen außerdem, daß ich all meine Energie in ein Shooting stecke. Ich kann sehr gut mit Menschen umgehen und sie mit meiner Begeisterung anstecken, vor allem zeichne ich mich durch die Fähigkeit aus, die besten Seiten eines Menschen zu erkennen und ihn auf einem Bild optimal zu treffen. Anders ausgedrückt schaffe ich es, das Beste aus einem Menschen herauszuholen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Für mich existiert eine Trennung von Beruf und Privatleben, da es für mich einen Bereich gibt, der absolut nichts mit meiner Tätigkeit zu tun hat. Oft verwischen die Grenzen aber, weil ich oft etwas mit Geschäftsfreunden, Kunden oder Models unternehme. Im Urlaub ziehe ich aber eine absolut klare Trennlinie von meinem Beruf - ich mache beispielsweise keine privaten Fotos.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Einem jungen Menschen würde ich raten, auf seinen Bauch zu hören und Chancen zuzulassen. Ich bin der Meinung, daß Ausbildung nebensächlicher ist, als man generell denkt - wichtiger ist es, seine Ziele konsequent zu verfolgen, seine Möglichkeiten wahrzunehmen und offen, neugierig und interessiert zu sein. Am Anfang steht die Definition dessen, was man eigentlich erreichen möchte. Hat man seinen Weg gefunden, soll man ihn unbeirrt gehen und sich nicht von anderen beeinflussen lassen. Von großer Bedeutung ist Kommunikation, die Pflege von Freundschaften und Kontakten, weil man ein Netzwerk an Vertrauenspersonen braucht, das einen hält und auffängt, wenn man einmal eine Niederlage erleidet. Fehler oder Mißerfolge muß man generell als Lernprozesse werten; vor allem muß man sie vor sich und anderen zugeben, damit man seine Schlüsse daraus ziehen und sich weiterentwickeln kann.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Grundsätzlich möchte ich weiterhin soviel Energie wie möglich aus meiner Arbeit schöpfen und auch in sie investieren. Meine Wünsche bestehen darin, eine Strecke für Elle oder Vogue zu fotografieren, jedenfalls international zu arbeiten und meinen Namen noch bekannter zu machen.