Zur Karriere von Katharina Schandl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich bin gebürtige Kärntnerin und absolvierte die Lehre zur Friseurin in Klagenfurt, ehe ich ein Jahr bei meinem Onkel in Vorarlberg arbeitete, der ein Gasthaus führte, weil ich von zuhause weg wollte. Da eine gute Freundin von mir in Wien einen Friseursalon eröffnete, folgte ich ihr, stellte auf Anhieb fest, daß mir diese Stadt sehr gut gefällt und beschloß, hier zu bleiben. Nach drei Jahren im Salon meiner Freundin wurde mir bewußt, daß ich mich selbständig machen wollte, also legte ich 1981 die Meisterprüfung ab, war eine Zeitlang bei meinem Vorgänger im 12. Bezirk tätig und brachte mein Kind zur Welt. Nach dem tragischen Tod meines Vorgängers übernahm ich ein halbes Jahr nach der Geburt meines Kindes von einem Tag auf den anderen das Geschäft, das ich zunächst gepachtet hatte, kaufte es schließlich und renovierte es im Jahr 2000 grundlegend. Ich führe meinen Frisiersalon heute mit zwei Friseurinnen und drei Lehrlingen.

Zum Erfolg von Katharina Schandl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich zählen in erster Linie Erfolgserlebnisse, die mich befriedigen und gleichzeitig motivieren, weiters möchte ich mir bestimmte Dinge leisten können, von denen ich dann weiß, daß ich sie mir selbst erarbeitet habe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich, weil ich aus eigener Kraft sehr viel erreicht habe, mit dem ich zufrieden sein kann.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich war immer ein Mensch, der sehr gerne und viel arbeitet, und diese Einstellung ist unglaublich wichtig, wenn man als Unternehmer erfolgreich sein will. Ich war in meiner beruflichen Laufbahn mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert; aber wenn man mir Steine in den Weg legte, habe ich sie aufgehoben oder zur Seite geräumt, ohne zu jammern. Ich war immer davon überzeugt, daß es mein persönlicher Verdienst ist, wenn Kundinnen in meinen Salon kommen, weil sie sich von mir gut betreut fühlen. Meine persönliche Stärke ist mein Selbstbewußtsein: ich habe keine Angst vor der Konkurrenz, weil mir bewußt ist, daß genauso gut oder genauso wertvoll bin wie meine Kollegen. Ich bin ein sehr zielstrebiger Mensch und verfolge meine Vorhaben ausdauernd und konsequent, aber nicht, indem ich im Geschäftsleben über Leichen gehe. Ich habe gern mit Menschen zu tun und kommuniziere gern, kann gut zuhören und finde zu den meisten Menschen Zugang. Basis meines Erfolges ist meine positive Lebenseinstellung; Menschen, die ständig jammern oder kränkeln, verstehe ich nicht.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich gehe unterschiedlich an Probleme heran, spreche sie aber in jedem Fall sofort an, um mich nicht erdrücken zu lassen. Wichtig ist für mich, Entscheidungen zu treffen, zu denen ich auch stehen kann.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ja. Es ist eine unleugbare Tatsache, daß eine Frau 100 Prozent geben muß, während ein Mann schon mit 80 Prozent erfolgreich sein kann. Vor allem muß eine Frau nach wie vor viel höheren Belastungen standhalten, nicht nur, wenn sie Kinder hat - es genügt das Faktum, daß Frauen für den Haushalt zuständig sind, und zwar unabhängig davon, ob sie gleich viel arbeiten wie ihr Partner.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ich bin mittlerweile 17 Jahre selbständige Unternehmerin und muß feststellen, daß es noch nie so schwierig war, erfolgreich zu sein, wie heute: die Kundinnen verlangen immer mehr, haben in allen Bereichen hohe Ansprüche und erwarten billige Preise, weil viele Mitbewerber über den Preis verkaufen, während die Abgaben, die man als Unternehmer zahlen muß, immer höher und die benötigten Produkte immer teurer werden. Allerdings zähle ich mich nicht zu jenen, die von der großen Krise sprechen, die über uns hereinbrechen wird, weil ich weiß, daß ich mein Geschäft weiterhin erfolgreich führen werde, solange ich mich auf meiner Hände Arbeit verlassen kann.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich erwarte von meinen Mitarbeitern Engagement und Bereitschaft zur Weiterbildung. Ich arbeite selbst sehr viel und verlange von meinen Mitarbeitern, daß sie meinem Vorbild folgen, ohne mich zum Guru aufschwingen zu wollen. Wesentlich ist auch die Integration in das bestehende Team; wer sich nicht einfügen kann und zwischenmenschlich nicht in meinen Betrieb paßt, muß gehen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Mein Salon zeichnet sich durch persönliche Atmosphäre und qualitativ hochwertige Leistung auch was die Produkte betrifft, die ich verwende, aus. Meine Mitarbeiter sind bestens geschult und immer am neuesten Stand, weil Trends in unserer Branche eine wesentliche Rolle spielen und nicht verschlafen werden dürfen. Ich bemühe mich aber sehr wohl auch um meine ältere Klientel, die gesetztere Schnitte möchte, und um die sich eine Kollegin kümmert - die jugendliche Kundin läßt sich hingegen gern von einer jungen Friseurin die Haare schneiden, die einen eigenen Stil verfolgt und auch lockerere Umgangsformen pflegt, sie also mit Du anspricht.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Meine Tochter ist derzeit 18 Jahre alt und besucht eine HTL. Da sie viele ihrer Freundinnen und Freunde nach Hause mitbringt, bin ich in Kontakt mit der Jugend und muß feststellen, daß diese Altersgruppe sehr ziellos - oder verloren - durchs Leben geht. Wer aber erfolgreich werden will, soll sich ruhig auch hohe Ziele stecken und diese, wenn es sein muß, später korrigieren, konsequent sein und Schwierigkeiten nicht aus dem Weg gehen. Eine gute Ausbildung ist unabdingbar, wesentlich ist aber vor allem, sich für einen Beruf zu entscheiden, für den man sich interessiert und in dem man seine Stärken ausleben kann. Flexibilität ist heute schon wichtig; sie wird in Zukunft allerdings noch an Bedeutung gewinnen, weil man sich nicht mehr darauf verlassen kann, ein und denselben Beruf ein ganzes Leben lang auszuüben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, meinen Salon bis zu meiner Pensionierung weiterhin erfolgreich zu führen und meinen derzeitigen Umsatz halten zu können. Wenn das Geschäft so bleibt und nicht schlechter wird, kann ich sehr zufrieden sein.