Zum Erfolg von Marilyn Jane Wallace
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg erlebe ich, wenn viele Leute ins Theater kommen und unsere Leistung anerkennen - das macht Freude.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich arbeite jetzt seit 29 Jahren mit meinem Ensemble zusammen, das gern hier arbeitet und lebt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Totaler Einsatz von allen - wir hängen als Ensemble eng zusammen und alle versuchen unsere Arbeit bekannt zu machen. Das wesentliche und schöne an diesem Theater ist, daß es so klein ist - es entsteht sehr viel persönlicher Kontakt zu den Zuschauern. Dieser Kontakt auch vor und nach der Aufführung ist wichtig für mich, denn ich stehe viel lieber auf einer kleinen Bühne als auf einer großen: Ich will die Zuschauer mitleben lassen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Wir sind sehr stolz auf jede Produktion, die wir aufführen. Unser gesamtes Ensemble macht alles selbst.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Anfangs stand ich immer hinter meinem Mann. Er traf alle Entscheidungen, denn er war der Direktor. Erst als er vor drei Jahren starb, war ich plötzlich Direktorin, aber ich habe nie Schwierigkeiten verspürt, weil ich gute Leute habe, die zu mir stehen und mich voll unterstützen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine erste Gesangslehrerin in Amerika, bei der ich fünf Jahre lang Unterricht nahm. Sie vermittelte mir, wie man vor Publikum agiert, förderte mich und gab mir das Gefühl, gut zu sein.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Als wir das International Theatre 1980 eröffneten, bekamen wir die erste Anerkennung von der Volksstimme, die publizierte, daß Wien ein zweites englischsprachiges Theater gebrauchen könnte. Unser Werbeslogan wurde Make IT a habit, und viele Zuschauer entschlossen sich dazu. Es gibt Stammgäste, die dem Haus seither über Jahrzehnte treu geblieben sind und Pensionisten, die jeden Monat einen kleinen Betrag zur Unterstützung des IT übrig haben. Anerkennung erhielten wir auch durch Briefe und Glückwunschkarten. Die offizielle Anerkennung bekamen wir mit dem Preis des Wiener Kunstfonds, der für uns auch eine große finanzielle Unterstützung bedeutete.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unser gesamtes Ensemble, das schon jahrelang zusammengeschweißt ist, gestaltet jede Aufführung selbst - vom Bühnenbild bis zur Regie. Mit einfachen Mitteln können wir immer einen Rahmen erstellen, der sinnvoll und durchdacht ist. Jeder Schauspieler lebt in jedem Stück, und wenn man unseren Spielplan Revue passieren läßt, fällt einem die erstaunliche Vielfalt auf. Wir bringen Literatur, Drama, Komödie, Krimi, Ausgefallenes, Altes, und Neues und zeigen, daß auch ein kleines Haus einen großen Spielplan bieten kann. Das Publikum kann bekannte Werke in Originalsprache mit einer sonst nicht zu erreichenden Authentizität erleben.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ehrlich sein, durchhalten, positiv denken und fleißig sein!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Ziele bestehen darin, weiterhin gute Produktionen zu bringen. Unser Publikum ist sehr konservativ, da kann man keine unbekannten Stücke aufführen - wir müssen den Leuten bieten, was sie sehen wollen.