Zum Erfolg von Martin Kierlinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg liegt für mich in der Zufriedenheit der Gäste mit dem Produkt, das ich erzeuge: erhalte ich dafür Anerkennung, freut mich das. Erfolg liegt auch darin, daß mein Berufsleben mit dem Familienleben harmoniert, einen Betrieb dieser Größenordnung erfolgreich zu führen, wäre ohne die Akzeptanz der Familie undenkbar.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich denke, ich habe viel erreicht und sehe mich als erfolgreich, weil ich mit meinem Leben insgesamt sehr zufrieden sein kann.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich kann sehr gut mit meinen Gästen umgehen: als Wirt bin ich fast so etwas wie ein Psychologe, kann gut zuhören, lasse mich durch das Gehörte aber nicht über Gebühr belasten. Da ich auf dem Standpunkt stehe, daß eine Region nicht von einem Betrieb lebt, bemühe ich mich sehr um den Kontakt mit Kollegen und setze mich für gemeinsame Veranstaltungen ein. Als Winzer lege ich großen Wert auf ökologische Bewirtschaftung, und das seit 20 Jahren. Die Tatsache, daß mir meine Tätigkeit Freude bereitet, ist eine unabdingbare Basis meines Erfolges, weil ich ohne Liebe zu meinem Beruf wohl kaum um acht Uhr früh im Weingarten und bis Mitternacht im Heurigen stehen würde.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bespreche Probleme meist gemeinsam mit meiner Familie bzw. mit dem Betroffenen. Wenn ich am direkten Weg keine Lösung finde, muß ich über Umwege zu meinem Ziel kommen; dies gilt vor allem für Herausforderungen, die mir die Natur stellt, von der ich in meiner Arbeit als Winzer zu einem hohen Grad abhängig bin. Die meisten Probleme kann ich ad hoc lösen, angesichts größerer Herausforderungen lasse ich mir aber gern länger Zeit, ehe ich zu einer Lösung komme. Die Entscheidung obliegt meist der gesamten Familie, wobei ich bereit bin, zurückzustecken, wenn mein Argument nicht das beste ist.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich hatte ein Vorbild in meinem Vater, der meinen Lebensweg trotz mancher unterschiedlicher Sichtweisen, die ich in meiner Jugend entwickelte, prägte.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Im Heurigen erwarte ich Freundlichkeit und gutes Service, im Weingarten und Keller präzise Arbeit, Sauberkeit, Genauigkeit, fachliches Know-how und Verläßlichkeit.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Es gibt nicht viele Wirtschaftszweige, in denen von der Produktion bis zum Verkauf alles von einer Hand abgewickelt wird, und mein Unternehmen ist einer der wenigen Betriebe, der dem Kunden bzw. Gast diese Transparenz bietet. Ich biete meinen Gästen höchste Qualität und gute, traditionelle Küche. In der Weinproduktion selbst lege ich großen Wert auf Geschmack, Qualität und Bekömmlichkeit - ich befaßte mich schon mit ökologischem Weinbau, als dieser noch kein breites Thema war. Ich erzeuge etwa zu 90 Prozent Weißwein, der Rest entfällt auf die Produktion von Rotweinen. Da die Nachfrage nach diesen aber wieder stark gestiegen ist, habe ich vor kurzem einen eigenen Weingarten mit den entsprechenden Rebsorten angesetzt, der im nächsten Jahr erstmals Ertrag bringen wird; die vorangegangene Ernte wurde leider durch den Hagelschaden vernichtet.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich versuche die beiden Bereiche zu trennen, was mir aufgrund der räumlichen Nähe von Wohnung und Betrieb nicht immer gelingt. Wichtig ist mir aber, meine freien Tage abseits des Geschäftes wirklich zu nutzen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Erfolg ist unmöglich, wenn man keine Freude an seinem Beruf hat. Ich würde einem jungen Menschen raten, einen Beruf zu ergreifen, der seinen Interessen entspricht, weil er sich darin überdurchschnittlich engagiert. Wer sich in dieser Branche selbständig machen möchte, muß mit offenen Augen durch die Welt - oder durch die Weingärten - gehen, weil er von der Natur am meisten lernen kann. Einem angehenden Winzer rate ich zu einer fundierten Ausbildung und vor allem zur permanenten Weiterbildung. Fehler - das sollte jeder Mensch beherzigen - sind ein Lernprozeß, den jeder durchläuft, denn ohne Niederlagen kann es keinen Erfolg geben. Nur wer nicht arbeitet, macht keine Fehler.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Derzeit ist es mein Ziel, die Weingärten zu verjüngen, also alte Weinstöcke zu roden und neue auszupflanzen, um für gleichbleibende Qualität der Weine zu sorgen. Privat wünsche ich mir mehr Zeit für mein Familienleben bzw. meine persönlichen Interessen.