Zum Erfolg von Renate Kammer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich ein schönes Gefühl. Ich sehe im Erfolg die Anerkennung der Leistung, die ich im Laufe der Zeit erbracht habe.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, ich denke schon. Ich wurde zwar einerseits mit der Leitung der Schule betraut, weil ich die Dienstälteste in der Schule bin. Andererseits habe ich meine Arbeit stets gut gemacht. Zu sagen, ich bin stolz darauf, ist vielleicht übertrieben, es gibt mir aber ein gutes Gefühl.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für meinen Erfolg war vor allem, daß ich Freude daran habe, mit Kindern zu arbeiten und die Begegnung mit Menschen nicht scheue. Man darf bei einer öffentlichen Arbeit schließlich Konflikten nicht aus dem Weg gehen. Der Beruf der Volksschuldirektorin erfordert neben einem großen Engagement auch eine hohe Flexibilität.Gibt es jemanden, der ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ja, ich war von meiner Volksschullehrerin so beeindruckt, daß es für mich von Anfang an feststand, Lehrerin zu werden. Ich habe es bis heute nicht bereut, diesen Beruf ergriffen zu haben, weil ich wirklich gerne mit Kindern arbeite, mir macht meine Arbeit einfach Spaß.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Nein, ich glaube, daß es gerade in einer Volksschule diesbezüglich überhaupt kein Problem gibt. An unserer Schule gibt es vier männliche Lehrer. Das ist jedoch schon eine Ausnahme, denn die Volksschule ist eher eine Frauendomäne.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Man kann keinen Menschen kopieren, ich bin immer ich selbst. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Das größte Problem in der heutigen Zeit ist, daß in den Schulen immer weniger Ressourcen an Lehrkräften vorhanden sind. Wir haben sehr viele Kinder, deren Muttersprache nicht deutsch ist, ebenso viele verhaltensauffällige Schüler. Wir brauchen daher dringend Beratungslehrer und Psychologen. Darin sehe ich wirklich ein großes Problem der Zukunft.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Die Lehrerschaft will, daß ich der Schule als Leiterin erhalten bleibe. Darum glaube ich, anerkannt zu sein. Ich werde von den Kollegen durchwegs geschätzt. Ich pflege außerdem einen Führungsstil, der auf Kooperation beruht, denn man muß viele Aufgaben gemeinsam bewältigen. Natürlich muß man als Direktorin oftmals Entscheidungen eigenständig treffen, aber im Grunde genommen wird vieles gemeinsam entschieden.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir machen das, was wir wollen und was an unserer Schule möglich ist. Wir orientieren uns nicht an Nachbarschulen. Daher gibt es für uns keinen Konkurrenzkampf. Um bei immer geringeren Ressourcen (sinkende Schülerzahlen, sinkendes Budget) konkurrenzfähig zu bleiben, nützen wir natürlich die Chancen der Werbung. Wir wollen damit sicherlich Schüler und Eltern von den Vorzügen unserer Schule überzeugen. Dies geschieht vor allem durch unsere Homepage im Internet, durch Tage der offenen Tür und durch Präsentationen in Kindergärten, wo wir zeigen, wie unsere Schule aussieht und was wir zu bieten haben. Aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge könnte es in der Zukunft jedoch passieren, daß ein Konkurrenzkampf zwischen den Schulen in der Umgebung entsteht. Wir haben jedoch einen großen Vorteil und darauf sind wir stolz: wir sind die einzige UNESCO-Volksschule Österreichs und unterrichten Kinder aus 16 Nationen an unserer Schule. Diese Auszeichnung erhält man aufgrund eines friedlichen und funktionierenden Schulklimas. Die Auswahl erfolgt durch ein UNESCO-Gremium.
Ihr Lebensmotto?
Geradlinigkeit und Gerechtigkeit im beruflichen und privaten Leben.