Zum Erfolg von Raina Seboth
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg besteht zu zwanzig Prozent aus Talent und Begabung, zu achtundsiebzig Prozent aus Fleiß und zu zwei Prozent aus Glück.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich glaube, daß ich einen besonderen Zugang zu Kindern habe. Auch zu Schülern und Schülerinnen aus Zuwandererfamilien, da ich selbst einer multikulturellen Familie entstamme. Mein Vater war aus Bulgarien nach Österreich geflüchtet, meine Mutter hat tschechische und jugoslawische Vorfahren, und ich wuchs mit Kindern katholischen, protestantischen, orthodoxen und jüdischen Glaubens auf. Ich erlebte das gemeinsame Feiern von Festen und ein konfliktfreies Zusammenleben. Ich fühlte mich überall zu Hause, erfuhr aber anfangs weder in Österreich, noch später in der alten Heimat, volle Anerkennung und Akzeptanz. Das betrifft ebenso viele meiner SchülerInnen, die in der ersten oder zweiten Generation hier leben und deren Eltern daheim noch überwiegend in der Muttersprache sprechen. Was ist ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Mein Temperament, und weil diese Berufswahl für mich Freude und Berufung ist. Ich mache viel aus dem Moment heraus und lebe die Verantwortung. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ja, Frau Mag. Sabina Czernin, eine Künstlerin aus Wien, die durch kreative Gestaltungselemente das Wohlfühlen in diesem Haus für alle (Direktorin-Lehrer-Schulwart-Schüler-Eltern) fördert, bzw. den Energiefluß aktiviert hat. Das Studium von Maßen, Proportionen, Farben, Formen, sowie die Beschäftigung mit altem Energiewissen (Geomantie, Feng Shui) und vor allem mit unserer eigenen Kultur waren Voraussetzung dafür. Pädagogische Vorbilder waren Christine Harrison, Dr. Maria Inama von Sternegg, Prof. Böhm, Prof. Joanita Kaiser, Prof. Lamm, Prof. Stern, Elfriede Gold und Helga Schuster.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Eltern sind oft sehr dankbar für ein Gespräch und ich bekomme oft positive Rückmeldung von ehemaligen Schülern, wodurch auch spätere Freundschaften entstanden.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Die Kinder von heute empfinde ich als einsamer, leichter ablenkbar, aggressiver und unsportlicher als früher. Da heute alles technisiert und leichter zu kaufen ist, stellt man heute vieles nicht mehr selbst her. Dadurch hat die Feinmotorik der Kinder gelitten. Gute Computerkenntnisse sind heute zwar weit verbreitet, dafür sind sprachliche Ausdrucksweise und Phantasie gegenüber früher ins Hintertreffen geraten. Naturverbundenheit ist ebenso ins Abseits geraten: Familien wandern zum Beispiel seltener, dadurch kennen die Kinder die Natur und ihre Abläufe nicht aus eigener Beobachtung und Erfahrung. Mein besonderer Wunsch wäre eine Vorschulklasse, in der täglich gebastelt und geturnt wird. Außerdem sollte die Volksschule ein Jahr länger dauern. Vielleicht jede weiterführende Schule auch?!Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die weitere Umsetzung alternativ-pädagogischer Ansätze (nach Maria Montessori, Celestin Freinet und dem Dalton-Plan) und meine Mitarbeiter.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich bevorzuge Teamarbeit, daher brauche ich teamfähige Mitarbeiter, die ich hier habe. Probleme mit Kollegen werden gleich zur Sprache gebracht und eine Lösungen gesucht. Wie motivieren Sie Mitarbeiter? Ich denke, meine eigene Motivation und meine Energie wirken ansteckend. Zudem lebe ich vor, was ich von meinen Mitarbeitern erhoffe. Ich spreche Dinge an und aus, d.h. ich bin offen, bezogen auf mich selbst – aber auch für andere. Wir sitzen in einem Boot, müssen zusammenarbeiten und uns stützen. Konkurrenz ist an Schulen fehl am Platz. Jeder nimmt seine Verantwortung wahr. Wir können uns durch gegenseitige liebevolle Achtung motivieren, ohne es besonders ausdrücken zu müssen. Zwar habe ich eine Linie, entscheide, teile ein, gebe aber meinen Mitarbeitern Mitsprache- und Mitentscheidungsrecht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Man muß lernen, Beruf vom Privatleben zu trennen, obwohl das manchmal schwierig ist.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ein Lehrer sollte Kinder lieben, konsequent und im Moment (sprich Augenblick) sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte fortführen, was ich bis dato gemacht habe, Kindern ein positives Vorbild sein, ihnen Gewißheit geben, daß Lernen etwas Aufregendes ist und sie weder vor dem Lernen noch vor dem Leben Angst haben müssen.