Zum Erfolg von Ljubiša Stingić
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, daß es meiner Familie und mir finanziell gut geht. Beruflich sehe ich den Erfolg im Besuch prominenter Gäste, zum Beispiel meines Stammgastes, Herrn Swoboda, EU-Abgeordneter der SPÖ in Brüssel, oder des Herrn Bezirksvorstehers. Die Polizisten holen sich ihr Essen gern bei mir, und der jugoslawische Botschafter besuchte mich auch schon hier. Er war in unserem Restaurant zusammen mit seinen amerikanischen, deutschen und englischen Amtskollegen. Daß mich die österreichischen Gäste wohlwollend annahmen und mein Lokal regelmäßig frequentieren, bedeutet persönlichen Erfolg für mich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Durch mein ständiges Bemühen um österreichische Gäste hatte ich mir binnen zwei Jahren einen Freundeskreis geschaffen. Wenn jugoslawische Freunde in meinem Lokal auftauchen, müssen sie sich auch wie Österreicher benehmen. Ich bin schon der Meinung, daß sich jeder Ausländer, der nach Österreich kommt, anpassen sollte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Seit ich dieses Objekt mietete und mein Lokal aufsperren konnte, fühlte ich mich erfolgreich. Die vorhergehenden Stationen waren gut für den Gelderwerb, aber erfolgreich fühlte ich mich damit nicht. Dieses Lokal hier war jedoch von Anfang an ein voller Erfolg.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine beste Entscheidung bestand darin, das Objekt in der Spiesshammergasse zu mieten und auszubauen. In meinen früheren Lokalen waren meine Stammgäste hauptsächlich Jugslawen, hier jedoch entschied ich mich, nur mit österreichischen Gästen und solchen, die sich wie Österreicher benehmen können, zu arbeiten.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Freund Ljubisa Vojinovic, der auch ein Lokal erfolgreich betreibt, war immer mein Vorbild.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein Problem, das ich sehe, ist, daß sehr wenig Jugendliche Gasthäuser frequentieren. Sie sollten meiner Meinung nach regelmäßig gut essen, anstatt Fastfood zu bevorzugen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich habe das Gefühl, meine österreichischen Gäste mögen und akzeptieren mich. Alle sind mir wohlwollend und freundschaftlich zugetan. Ich bin in Österreich glücklich.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Gute Mitarbeiter sind für mich sehr wichtig, ich beschäftige im Service nur österreichische Mitarbeiter.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Meine Mitarbeiter sehen mich als freundschaftlichen, kollegialen Chef, weil ich natürlich auch immer mitarbeite, besonders in Stoßzeiten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Für das Privatleben bleibt viel zu wenig Zeit. Da wir aber beide im Lokal arbeiten - meine Frau ist begeisterte Köchin und arbeitet schon 16 Jahre im Gastgewerbe - verbringen wir viel Zeit miteinander. Mein Sohn David arbeitet bei mir als Kellner, er wird sicher einmal frischen Wind in das Lokal bringen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich habe 2003 meine Gastgewerbekonzession erhalten und mich damals gründlich gebildet und vorbereitet, so daß ich derzeit keinen Bedarf an weiteren Schulungen sehe.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mein Rat lautet, hart zu arbeiten. Nur durch Arbeit schafft man was im Leben, und alle Anstrengungen zahlen sich aus.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Was ich erreichen wollte, habe ich erreicht. Ich möchte meinen Betrieb erfolgreich weiter betreiben und hoffe sehr, daß mein Sohn eines Tages das Gasthaus übernimmt.