Zum Erfolg von Jörg Windbichler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich hat der Erfolg einen äußeren und einen inneren Faktor. Der innere besteht in der Zufriedenheit mit mir selbst, wenn ich mit positiven Gefühlen aufstehe und mich auf die Dinge freue, die auf mich warten. Der externe Faktor hat mit Anerkennung und Position zu tun, die man in einem gewissen Zeitrahmen erreicht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin mit der Position, die ich bisher erreichte, zufrieden. Aber in meinem Alter kann man noch nicht endgültig zufrieden sein.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Es gibt Komponenten, die man beeinflussen kann und solche, die man nicht beeinflussen kann. Zu letzteren gehört, daß man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und die richtigen Leute kennt. Dies war auch bei meiner Berufung in dieses Unternehmen so. Ein Netzwerk ist sehr wichtig, das ist in den USA sehr wichtig und hoch angesehen. Dieser Umstand wird dort niemals so negativ gesehen wie bei uns. Der Aufbau und die Pflege dieses Netzwerkes gehören zu den Komponenten, die man beeinflussen kann, hier ist es wichtig geben und nehmen zu können, ebenso wie die Bereitschaft, sich auch einmal vorzuwagen und gewisse Risiken einzugehen in Beziehungen zu Menschen, die man noch nicht kennt. Die Ausbildung halte ich für einen Grundstock des Erfolges. Rückschläge betrachte ich als einen Lernvorgang. Ein Fehler ist für mich nur einer, den ich zweimal mache. In diesem Sinne sind mir Eigeninitiative der Mitarbeiter trotz der Möglichkeit einer größeren Fehlerquelle lieber als Passivität. Die berufliche Kariere hatte bei mir absolute Priorität, bis ich meine Frau kennen lernte. Vorher gab es Entscheidungen gegen private Beziehungen zugunsten des berufliche Fortkommens. Heute würde ich vieles zugunsten meiner Beziehung opfern.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Das hängt ganz von der Situation ab. Das Imitieren um des Imitierens wegen ist der falsche Ansatz, ein Vorbild auf seine Umstände anzupassen ist bei Wahrung der eigenen Identität jedoch absolut richtig. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Bei meiner Tätigkeit im Bankhaus Kathrein fand ich in der Person des Generaldirektors Dr. Fenkart-Fröschl einen Mentor, der mich in meinem Wunsch in Amerika zu studieren sehr bestärkte und bei Roland Berger war es in vielerlei Hinsicht sicherlich Dr. Reichl.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfahre ich von Kunden, die sich lobend über ein Projekt äußern, von Vorgesetzten wie von Gleichgestellten. Es kommt aber auch vor, daß die Anerkennung ausbleibt. Aber auch damit muß man umgehen lernen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Alleine bringt man niemals das zustande was man in oder mit einem Team erreichen kann. Die gegenseitige Ergänzung der Fähigkeiten ist wesentlich. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ein persönlicher Draht zum jeweiligen Bewerber und eine gewisse soziale Intelligenz, auf andere zugehen zu können und sich auf höchstem Niveau bewegen zu können, sind ausschlaggebend. Die Ausbildung und seine bisherigen Erfolge spielen natürlich auch eine Rolle.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Im direkten Feedback über ihre Leistung und deren Anerkennung entsteht die Motivation. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die langjährige Präsenz unseres Unternehmens in Osteuropa, die Zusammensetzung unseres Teams und die breite Palette unseres Know-hows und unserer Erfahrungen. Jeder Mitarbeiter zwischen 25 und 60 bringt sein spezifisches Erfahrungsspektrum mit.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich beziehe heute aus meiner Beziehung zu meiner Familie extrem viel Kraft und ohne sie würde mir der tollste Job keinen Spaß bereiten. Die Abende und Wochenenden versuche ich so gut wie möglich freizuhalten. Mit meiner Ehe ist ein Wendepunkt eingetreten, wo ich das Privatleben vor den Beruf stelle. Ein großer Teil meines Erfolges kommt aus der Beziehung zu meiner Frau. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Es verändert sich auf dem betriebswirtschaftlichen Sektor alles so schnell, daß man immer am Ball bleiben muß. Zeitschriften, Bücher und Seminare sind da ein ständiger Begleiter.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Erfahrungen sammeln - es gibt nur sehr wenig Auserwählte, die ein Unternehmen ohne nennenswerte Erfahrung führen können. Das Gros der Menschen, zu denen ich mich zähle, brauchen dazu Erfahrung und das Lernen. Ich sehe mich noch lange nicht am Ende des Lernprozesses. Setzt euch Ziele, habt Geduld, arbeitet am eigenen Wissen, holt euch die Erfahrung, dann stellt sich der Erfolg von selbst ein. Es ist noch nie jemand an seinem Erfolg behindert worden, wenn er es richtig anstellte und wenn er bereit war, Ausdauer zu haben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es gibt viele Ziele, die ich erreichen möchte. Meine Vision war immer, selbständig zu sein. Eine solche Entscheidung würde ich aber nie übers Knie brechen. Diese Vision schwankt aber auch immer wieder . Heute kann ich aber nicht sagen, wo ich in fünf Jahren stehen werde. Kurzfristige Ziele prüfe ich aber auf deren Realisierbarkeit, bevor ich sie anstrebe.