Zur Karriere von Johannes Vogelhuber
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich denke meine eigenwillige Vielfalt bei der Berufsauswahl in den ersten 10-15 Berufsjahren war ausschlaggebend um zu erkennen, was ich beruflich wirklich machen möchte bzw. wofür ich geeignet bin. In dieser Zeit hatte ich das große Glück einige beeindruckende Vorgesetzte zu haben, die ich rückblickend als „Mentoren“ sehe. Vieles, das ich von ihnen lernte, begründete meinen heutigen Erfolg. Hinzu kommt, dass ich mit einigen dieser Personen auch noch nach Beendigung unserer Zusammenarbeit Kontakt hatte und habe, und mir dadurch weitere inputs holen konnte. Mehr als zehn Jahre in der Discothekengastronomie in unterschiedlichen Funktionen haben mich vor allem im „Umgang mit Menschen“ geprägt. Jedoch war ich von Beginn an, auch immer in die Veranstaltungsplanung und Veranstaltungsbewerbung eingebunden, da mich das auch interessierte, sodass auch diese Erfahrungen meiner beruflichen Zukunft dienlich waren. Den Abschluss dieser Ära verbrachte ich als Betriebsleiter in der Großdisco „Nachtschicht“ in St. Pölten, wo ich rund 40 Mitarbeiter zu leiten hatte. Mein damaliger Chef & Besitzer, Herr Alfred Strasser, war einer dieser Mentoren, mit welchem ich bis heute gut befreundet bin. Von ihm habe ich vor allem den Umgang mit Mitarbeitern (aber auch Lieferanten) gelernt. Er war ein Mensch, der immer ruhig und überlegt blieb, egal wie haarig die Situation war, und hat stets weise gehandelt, das war für mich enorm beeindruckend und lehrreich. Während dieser Zeit begann schon mein Interesse an der Erstellung von Webseiten. Dieses Knowhow eignete ich mir selbst an, und da es damals kaum Personen gab, die Webseiten erstellen konnten, war das ein nettes Nebeneinkommen und zugleich auch mein erster Gewerbeschein. Danach hatte ich ein eigenes kleines Tanzlokal im Waldviertel gepachtet, dessen Pachtvertrag ich nach rund sechs Monaten aufgrund eines Disputs mit der Verpächterin zu einem wirtschaftlich sehr ungünstigen Moment, nämlich im Sommer kündigte. Auch das war prägend für mich, da ich danach erstmals durch Schulden belastet war und damit umgehen musste. Ich lernte daraus solche Entscheidungen besser zu überlegen, bzw. auch das Bewusstsein zu schärfen, dass als Unternehmer nicht immer alles hervorragend läuft. Am tatsächlich gleichen Tag als ich diese Tätigkeit aufgab, erfuhr ich, dass meine damalige Lebensgefährtin schwanger war, was für mich bedeutete meinen Berufsfokus auf Tagesjobs zu legen, da ich für meinen zukünftigen Sohn Tobias da sein wollte. Die nächste wichtige Station war die Mitarbeit in einem Top-Vertriebsteam, wo ich sogar die Chance des Vertriebsleiters für Deutschland bekam. In dieser Firma hatte ich, in jener Zeit als ich noch einfacher Vertriebsmitarbeiter war, einen Vertriebsleiter der für mich zuständig war. Ich suchte jedoch immer die Nähe zum „Big Boss“ den ich bei der fünftägigen Einschulung kennen- und schätzen gelernt hatte. Der Grund war, ich wusste, wenn ich den Kontakt zu diesem Mann intensiviere, dass ich sehr viel rascher lernen und dadurch auch schneller vorankommen würde. Er zeigte mir vor allem, wie ich mich bzw. auch mein Knowhow verkaufen kann. Herr Georg Alexander Angelides war auch einer dieser sehr wichtigen Personen in meinem Leben, vielleicht sogar der wichtigste „Mentor“ von allen, und ich schätze mich glücklich, auch ihn bis heute zu meinem engsten Freundeskreis zählen zu dürfen. Danach lernte ich durch einen guten Freund eine Marketing- Koryphäe mit Schwerpunkt Direct-Marketing kennen, die einen Projektleiter für Email-Marketing suchte. Da ich in diesem Metier schon tätig war und mich mit den Gegebenheiten des Internets gut auskannte, war ich die richtige Person dafür. Nach einem fünfstündigen Vorstellungsgespräch bemerkten wir beide, dass es noch bei weitem mehr Gemeinsamkeiten gab, bzw. ich scheinbar Fähigkeiten hatte, die in dieser Firma bislang fehlten. In kürzester Zeit war ich schon stellvertretender Chef und Teamleiter für alle Marketingprojekte. Auch von dieser Dame konnte ich viel lernen, und ich danke heute noch Frau Mag. Margit Moravek für das ganze übermittelte Knowhow, was letztendlich dazu führte, dass ich alle wichtigen Teile das „Puzzles“ für eine erfolgreiche eigene Firma zusammen hatte. 2005 trennten sich unsere Wege wegen einiger unterschiedlicher Ansichten. Margit half mir dann noch bei meinem Unternehmensstart indem Sie mir einerseits meine seit damals bekannte Marke „web direct“ kreierte, als das sie mir sogar einige Kunden und auch laufende Projekte überließ. Ich fragte die für uns freiberuflich tätigen Mitarbeiter aus Grafik und Text, ob sie auch für mich arbeiten würden, und der Grundstein für meine neue E-commerce Firma war gelegt. Das wichtigste war für mich zu Beginn die Ausgaben klein zu halten, sodass ich mir für die erste Zeit im Bereich Programmierung Studenten gesucht habe. Was ich von Margit vor allem gelernt hatte war, dass es wichtig ist sich zu spezialisieren um konkurrenzfähig zu bleiben bzw. für seine Spezialisierungen „bekannt“ zu sein. Dadurch erstellten wir zu Beginn nicht nur Webseiten, sondern sorgten auch dafür, dass diese in Suchmaschinen gefunden werden. Letztendlich vollzog ich drei Spezialisierungen: Einfachste zu bedienende Webseiten zur Selbstverwaltung (CMS-Systeme), wobei die Software selbst gratis ist (open source), Suchmaschinenoptimierung & Email-Marketing. Vor allem bei Webseiten habe ich schnell erkannt, dass einige Kunden spezielle Anpassungswünsche haben, wie z.B. integrierte Kundenverwaltung, Veranstaltungsmanagement, und vieles andere, sodass diese individuelle Aufwertung auch eine Spezialisierung von uns wurde. Durch diese Vorgehensweise bekam ich vorwiegend Kunden durch Mundpropaganda, welche ich durch Netzwerken unterstützte. Denn auch das war ein Verdienst von Margit, dass sie mich in ein Unternehmernetzwerk brachte, wo ich weitere Kontakte und teilweise auch Kunden bekam. Nach einigen Jahren gab es dann ein Ereignis, welches ich als weitere wichtige Station in meinem Leben sehe. Als ich schon mit dem Gedanken spielte meinen ersten Mitarbeiter fest anzustellen, meldete sich ein FH Absolvent bei mir zu freien Mitarbeit, welcher jedoch in Folge die Absicht einer Festanstellung hatte. Dieser junge Mann hat mich von Beginn an begeistert, da seine Unterstützung und Mitarbeit schon nach kurzer Zeit weitaus mehr war, als das was „nur“ ein Programmierer konnte. Er war das Universaltalent, auf welches man sein Leben lang wartet, und somit stand einer Festanstellung nichts mehr im Wege. Er ist jener Mensch der immer sachlich und strukturiert ist, der mich von manchen „überkreativen“ Ideen abbringt, und der mir auch als Freund zu Seite steht und immer an unser Unternehmen geglaubt hat – in guten als auch in schlechten Zeiten. Herr DI Wastyn ist heute mein Projektleiter, betreut persönlich viele unserer Kunden und genießt höchste Beliebtheit (z.B. bekommt er mehr Weihnachtsgeschenke von unseren Kunden als ich), und strebt eine Partnerschaft an, mit der ich mehr als einverstanden bin, da man sich so einen Partner nur wünschen kann! Das Internet bzw. der E-commerce haben sich enorm weiterentwickelt, wenn ich auf meine Anfänge zurückblicke. Vor allem der Bereich Internet-Shops stellt sich als immer wichtiger dar. Wobei, einen Web-Shop zu erstellen, dazu braucht man keine großartigen Programmierkenntnisse. Ich wollte auch hier meinem Mitbewerb um viele Schritte voraus sein, sodass wir „schlüsselfertige“ Web-Shops erstellen. Das bedeutet, dass schon Transportdienstleister, Zahlungsmöglichkeiten, mobile Ansicht usw. implementiert sind, also der Shop verkaufsfertig ist. Auch hier greifen wir auf gratis Software zurück (open source) und arbeiten mit den beliebtesten und besten Shop-Systemen der Welt. Seit 2014 sind wir auch für eines dieser Shop-Systeme zertifiziert, und haben die internationale Auszeichnung „magento certified solution specialists“.
2018 war dann ein weiteres entscheidendes Jahr, da ich einen leistungsfähigeren Boots-Elektromotor für meine Segelyacht gesucht habe und per Zufall mir ein Australischer Hersteller das Angebot machte einen bei uns gänzlich unbekannten Boots-Elektromotor im Vertrieb zu übernehmen. Der Elektromotor hat mich nach zahlreichen Tests vollkommen überzeugt, sodass ich einwilligte. Da man zum Start noch keinen Gebietsschutz erhält, bemühte ich mich um die Erlaubnis eine Eigenmarke zu etablieren und Aquamot als Dachmarke sowie EcoPower als Modellbezeichnung zu verwenden, was mir auch gelang. Diese Entscheidung war goldrichtig, denn dieser Elektromotor hat nicht nur deutlich mehr Leistung als vergleichbare Modelle der bekannten Mitbewerb-Marken, er verbraucht auch deutlich weniger Strom, und ist außerdem im niedrigeren bis mittleren Preisniveau angesiedelt. Aufgrund meiner Onlinehandel Erfahrung im Shop-Bereich, als auch Vermarktung und meiner persönlichen Kontakte aufgrund meines Segel-Hobbys war EcoPower in kürzester Zeit ein Verkaufsschlager. Ganz wichtig war für mich auch der Einstieg in die Wirtschaftspolitik, das war 2005 durch Zufall als mich meine damalige Chefin zu einem Netzwerkabend des Wirtschaftsbundes Wien mitnahm. Ihre Motivation war eigentlich die Kundengewinnung, jedoch hat sie nicht damit gerechnet, dass ich gesellschaftlich sehr gut gefiel und ich mich unter „Gleichgesinnten“, es waren vorwiegend Unternehmer anwesend, sehr wohl fühlte. Da der damalige Obmann des Clubs für Politik und Wirtschaft kurz CPW! genannt, nur geringe Initiative zeigte und auch gesundheitlich etwas angeschlagen war, wurde ich nach kürzester Zeit aufgrund meines Einsatzes zu seinem Stellvertreter und wenig später zum Obmann ernannt. Dadurch lernte ich viele bedeutende Menschen im Wirtschaftsbund kennen, die meinen Einsatz auch sehr schätzten, und somit war der CPW! ein Sprungbrett für Funktionen in der Wirtschaftskammer. Nach den Wahlen 2010 wurde ich in den Ausschuss der Fachgruppe UBIT beordert und 2013 fehlte dem Wirtschaftsbund eine Person welche im E-commerce bewandert war. Somit wechselte ich in das Gremium Versand-, Internet-, und Allgemeiner Handel als Ausschussmitglied und wurde mit den Kammerwahlen 2015 aufgrund meines starken Engagements zum Berufszweigobmann für den Internethandel gewählt. In Folge avancierte ich dann noch zum stellvertretenden Bundesberufszweigobmann und Digitalisierungsbeauftragten der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Wien. In diesem Rahmen gebar ich viele Ideen wie man österreichischen Unternehmern helfen kann, um mit dem Handel im Internet vertraut zu werden. Das waren u.a. Großveranstaltungen, mittlerweile sieben Workshop-Staffeln, individuelle Beratungen aber auch finanzielle Unterstützung in Form von Förderungen. Das Highlight war bisher sicher die Einführung des ersten Gütezeichens für Webshops, welches von der Wirtschaftskammer ausgestellt wird und die Prüfungskriterien EU-Standards entsprechen, und das weitaus günstiger als das „bekannte“ Euro-Label. Diese Unmenge an Kontakten brachte mir auch einen Schub an neuen Aufträgen. Viele Teilnehmer konnten sich sozusagen „live“ von meiner Kompetenz überzeugen und somit war der Schritt in die Wirtschaftspolitik eine win-win Situation für alle Beteiligten.