Zum Erfolg von Helga Grassberger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg in der Apotheke bedeutet Erhöhung der Umsatz- und Kundenfrequenz.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Doch ein bißchen, ich investiere mit Erfolg in den Betrieb, in gutes, freundliches Personal. Und ich setze mich zeitmäßig sehr ein und kann daher die Apotheke doch gewinnbringend führen. Für einen modernen Betrieb ist EDV ein Muß, ich habe sofort das POS-System installiert, die Rezepte werden EDV-mäßig abgerechnet und per E-mail an die Gehaltskasse geschickt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Seit ca. 1990 geht es aufwärts. Im Haus, das mir gehört, siedelten sich verschiedene Ärzte an, mit denen ich gut zusammenarbeite. Nur bringt das wenig, weil Verschreibungen von der Krankenkasse nicht honoriert werden und Ärzte nichts tun, was nicht vergütet wird. Ärzte führen Blutdruckmessungen durch, besprechen aber nicht die Knochendichte ihrer Patienten, bei welcher Kalziumpräparate oder Hormonersatztherapien verordnet werden müßten. Da der Kassenpatient dazuzahlen müßte, geschieht gar nichts. Der momentane Zustand im Gesundheitswesen ist äußerst unerfreulich, die Verhandlungen zwischen Krankenkassen und Vertragsärzten wurden abgebrochen, es ist aber immer noch besser als in Deutschland. Meiner Meinung nach kommt das Jahrzehnt der Nahrungsergänzungsmittel, der Isoflavonoide , es kommt Antiaging auch für die Herren. Von Homöopathie halte ich auch viel als unterstützende Therapie. Aber wenn man wirklich krank ist, ist eine Kombination mit konventionellen Therapeutika nötig. Ich bin aufgeschlossen, mein Arzt arbeitet nach dem Mondphasen-Kalender.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Vater war ein großes Vorbild für mich.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein Problem ist die Unehrlichkeit des Personals, trotz EDV ist keine echte Kontrolle der Kassa möglich. Softwareanbieter können nicht termingerecht Programme anpassen, weil Gebühren zu spät festgesetzt werden und wir gezwungen waren, Kassenbeträge händisch einzugeben. Über das Arbeitsamt bekommt man unqualifiziertes Personal, das sprachlich ungeeignet ist. Wir haben oft zwei verschiedene Preise, Medikamente, die zum Beispiel um 19 Euro verkauft werden, vergütet die Krankenkasse nur mit elf Euro, wenn gleichartige billigere Arzneimittel am Markt sind, die nach Ablauf eines Patentes von anderen Pharmafirmen nachgemacht werden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter spielen eine wichtige Rolle, wir haben den Umbau gemeinsam besprochen. Mit einer sehr tüchtigen Mitarbeiterin, die schon zehn Jahre im Haus ist, führe ich die EDV-Adaptierung durch. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Bei meiner Auswahl ist Auftreten, Sympathie und Vertrauen auf den ersten Blick entscheidend. Zeugnisse sind bei Lehrlingen wichtig, bei Akademikern nicht. Mein Mitarbeiter muß ordentlich, sowie ausgeschlafen sein, muß zuhause gefrühstückt haben und kommt nicht mit Coladosen in die Apotheke. Ich bin mit meinen Mitarbeitern sehr zufrieden. Meine älteren Damen haben sich abends ohne Grundwissen Computerkenntnisse angeeignet.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ich war unter den ersten, die ihre Apotheke mittags geöffnet hatten. Ich entschied mich dafür, um meine Öffnungszeiten auf die Ordinationszeiten der Ärzte in meinem Haus abzustimmen. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich komme nur bei Seminaren in Berührung mit dem Mitbewerb.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Gut, ich nehme nie Abrechnungen mit nach Hause, sondern bleibe lieber länger in Apotheke. Mein Mann lebt nicht in Wien. Würde er in Wien leben, könnte ich nicht so viel Zeit in meine Arbeit investieren.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Um eine Apotheke zu leiten, muß man eine zusätzliche Vertretung haben, jemand, der eine Familie hat, schafft das alleine nicht. Sogenannte Apothekerpreise gibt es nicht. Man muß vom Beruf begeistert sein und hat ein interessantes und schwieriges Studium vor sich. Voraussetzung ist ein Interesse für Physik, Chemie und Biologie. Begänne ich nochmals, würde ich in die Forschung gehen, das war schon immer mein Traum. Um an einem Institut wissenschaftlich zu arbeiten, muß man sich durchsetzen und wird trotzdem nicht gut bezahlt. Deshalb ist es sinnvoller, bei Privatunternehmen oder im Ausland zu arbeiten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein ältester Sohn studiert Pharmazie, ich will die Apotheke noch so lange führen, bis die Umbauten rund um die Apotheke abgeschlossen sind und die Umgebung wieder nett ist.