Zum Erfolg von Ingrid Neumayr
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich ist es ein großer Erfolg, wenn ich mich in meinem Beruf wohl fühle und Anerkennung erfahre.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe schon das Gefühl, daß meine Arbeit und ich als Person geschätzt werden, somit sehe ich mich auch als erfolgreich.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin ein Mensch, der sehr gerne perfekt wäre. Nachdem dies aber nicht immer möglich ist, habe ich gelernt, gewisse Dinge laufen zu lassen, versuche aber im Endeffekt immer alles so zu arrangieren, daß es seine Richtigkeit und Ordnung hat.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Die Scheidung von meinem ersten Mann zog natürlich viele seelische Probleme nach sich, und ab dem Augenblick, als es mir wieder gelungen war, mein Selbstwertgefühl zu steigern, empfand ich mich als erfolgreich. So war es mir möglich, ein Fertigteilhaus errichten zu lassen und dies aus eigenen Kräften auch abzuzahlen. Als alleinstehende Frau ist das leider nicht so einfach, da so mancher im Bauwesen eine Frau nicht ganz ernst nimmt. Beruflich erfolgreich fühlte ich mich unter anderem bei der Mitgestaltung unseres Kindergartens.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn Eltern und Kolleginnen kommen und Rat bei mir suchen, empfinde ich das als große Anerkennung. Dazu gehört auch das Gefühl, daß ich meine Arbeit gut mache und meine Erfahrung geschätzt wird. Privat bedeutet Anerkennung für mich, daß ich so akzeptiert werde, wie ich bin. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein sehr großer Nachteil in unserem Beruf ist, daß wir kein Mitspracherecht in der Auswahl unserer Mitarbeiter haben. Bei einer Nachbesetzung wäre ein Vorschlag seitens der Landesdirektion von drei Personen ideal. Aus diesem Personenkreis sollte die Kindergartendirektorin ihre zukünftige Mitarbeiterin auswählen können. Mehr Augenmerk sollte auch auf die Kindergartenhelferinnen gelenkt werden. Verbessert hat sich mittlerweile deren Ausbildung, was aber noch fehlt ist, daß sie aushilfsweise völlig selbständig eine Gruppe leiten dürfen. Das wäre oftmals eine große Erleichterung und könnte, wie die Praxis zeigt, ohne Probleme durchgeführt werden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir führen oft Teamgespräche und ich versuche meine Kolleginnen mit netten Worten und kleinen Gesten, wie z.B. eine Blume oder einen Spruch, aufzubauen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Damit sich die Kinder wohlfühlen, bieten wir immer wieder neue Projekte an, so gibt es u.a. ein Linsenbad. Das ist eine große Wanne, gefüllt mit Trockenlinsen, in dem die Kinder liegen oder sitzen, mit vielen verschieden Gefäßen die Linsen umfüllen und so die Feinmotorik verbessern. Wichtig ist auch das sonderbare Gefühl, wie die Linsen unter dem Körpergewicht nachgeben. Wir arrangieren für Kinder, denen es von den Eltern her nicht erlaubt ist, sich schmutzig zu machen, Lösungen, damit auch diese Kinder sandspielen und malen können. So kommen einige Kinder sogar frisch geduscht nach Hause. Um Eltern den Kindergarten näher bringen zu können, bieten wir neben vielen Gesprächen jede Woche einen Obsttag an. An diesem Tag verbringt eine Mutter den ganzen Vormittag im Kindergarten, nimmt für alle Obst mit und richtet es gemeinsam mit den Kindern her.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Glücklicherweise bin ich mit einem Pädagogen verheiratet, der zudem seit Jahresbeginn 2004 in Pension ist. Er hat nicht nur Verständnis für meine Arbeit, sondern hilft öfters im Kindergarten mit. Um besser ins Privatleben eintauchen zu können, haben mein Mann und ich eine Tanzrunde mit 15 Paaren gegründet, mit denen wir uns monatlich treffen.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Persönliche und berufliche Fortbildung finde ich ungemein wichtig. Ich lese sehr viel über soziales Lernen, über Erziehungsfragen und andere Themen und besuche nach wie vor ca. fünf bis zehn Tage im Jahr ein Seminar. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Das Wichtigste ist, sich kleine Ziele zu setzen und so auf ein großes Ziel hinzuarbeiten. Unbedingt notwendig ist auch ein gesundes Selbstbewußtsein, man sollte aber öfters hinterfragen, wie man auf andere wirkt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es ist als Kindergärtnerin sehr schwierig, Kariere zu machen. Zwar wurde mir angeboten, Kindergarteninspektorin zu werden, dies lehnte ich jedoch ab, da ich ein Familienmensch bin und ich dem unregelmäßigen Lebensstil nichts abgewinnen kann. Zudem waren mir die Kameradschaft und Freundschaft zu meinen Kolleginnen wichtiger, als in der Funktion einer Inspektorin über deren Arbeit urteilen zu müssen. Mein Ziel war und ist, daß sich Kindergartenneulinge so rasch wie möglich geborgen fühlen und mit Freude den Kindergarten besuchen. Ich möchte den Kindern auch weiterhin die Möglichkeit geben, sich austoben zu können. Aus diesem Grund richten wir mit Hilfe der Gemeinde nach einem Umbau unseres Kellers einen großen Raum ein, in dem die Kinder nach Herzenslust herumtollen können. So wird nicht nur die Bewegung gefördert, es werden auch Aggressionen abgebaut.
Ihr Lebensmotto?
Heute ist der erste Tag im Rest meines Lebens.