Zum Erfolg von Martin Ulm
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich klar mit dem Erreichen meiner Ziele definiert. Als Universitätsprofessor möchte ich erlerntes Wissen weitergeben, und wenn die Studentenschaft dieses Wissen aufnimmt, sehe ich dies als Erfolg an. Der wahre Erfolg liegt jedoch in der Vereinbarung von Berufs- und Privatleben. Erst wenn ich es schaffe, beruflich zu reüssieren und ein intaktes Familienleben zu führen, ist Erfolg tatsächlich gegeben. Diese Vereinbarung von Beruf und Familie ist mir enorm wichtig.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe mir meine Ziele erreichbar und nicht zu hoch gesteckt. Für mich ist es sehr wichtig, zu lehren und meiner Familie die Zeit widmen zu können, die sie verdient. Da ich diese Ziele erreicht habe, würde ich meinen Erfolg nicht anzweifeln. Für mich liegt der wichtigste Erfolg in der Zufriedenheit.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Meine Zeit in Afrika war eine der wichtigsten Erfahrungen während meiner Ausbildungszeit. Ganz anders als bei uns wird in Südafrika sehr großer Wert auf praxisbezogenes Lernen gelegt, und mir wurde bewußt, daß ich mit meiner Ausbildung teilweise weniger wußte als südafrikanische Studenten. Der Erfolg meiner Ordination stellte sich ein, weil ich über all die Jahre konsequent Weiterbildung betrieb, um meinen Patientinnen beste Beratung zu bieten. Sehr wichtig ist mir auch, in Beruf und Privatleben klare Prioritäten zu setzen. Ich habe für mich definiert, wieviel ich verdienen möchte, und wieviel ich dafür zu tun bereit bin. Nicht die Möglichkeiten, die man hat, bestimmen ein erfolgreiches Leben, sondern die Entscheidungen, die man trifft. Ich wußte immer ganz genau, was ich will, und wie ich es erreichen kann, und traf so die richtigen Entscheidungen. Ich habe den Blick für das Wesentliche und vergeude keine Zeit mit unwichtigen Dingen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Meine Zufriedenheit nahm durch meine Heirat, meine Habilitation und meine Kinder zu. Ich halte die Balance in meinem Leben aufrecht und sehe mich dadurch als sehr zufriedenen Menschen, denn ich entschied mich bewußt für das Familienleben und bin froh darüber. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Vater war beruflich und menschlich ein Vorbild für mich. Er war ebenfalls Gynäkologe, hatte drei Kinder, und von ihm lernte ich, wie ein gutes Management funktioniert. Er war beruflich stark engagiert und gleichzeitig ein guter Vater und Ehemann. Er prägte mich sicherlich am meisten, allein schon bei der Berufswahl. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein Problem in unserem Fach ist die pränatale Diagnostik. Ein konkreter Fall, der hohe Wellen schlägt, war das OHG-Urteil, das einen Frauenarzt zu Unterhaltszahlungen für ein behindertes Kind verpflichtet hat - obwohl dieser die schwangere Frau zu weiteren Untersuchungen an eine Risikoambulanz überwiesen hatte, da er vermutet hatte, daß mit dem ungeborenen Kind etwas nicht in Ordnung sein könnte. Die Frau hatte seine Anweisungen jedoch nicht befolgt und ein behindertes Kind zur Welt gebracht. Das Gericht war der Meinung, der Arzt hätte sie dramatischer aufklären müssen, oder im Klartext: Er hätte ihr Angst machen müssen. Bei solchen Entscheidungen steht zu befürchten, daß wir bald amerikanische Verhältnisse im schlechtesten Sinne haben.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Mitarbeiter im Labor sind für die Qualität der Arbeit unverzichtbar. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Bei gleichwertiger Ausbildung und Erfahrung zählt natürlich der persönliche Eindruck. Ein wichtiger Faktor ist die Integrationsfähigkeit des neuen Mitarbeiters in das vorhandene Team. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ich bin auf pränatale Diagnostik spezialisiert und in diesem Bereich auch an der Abteilung für pränatale Diagnostik und Therapie am AKH Wien tätig. Meine große Erfahrung in meinem Fachgebiet ist ebenso wichtig wie die individuelle Beratung meiner Patientinnen. Unser Labor für Histologie und Zytologie ist im Vergleich zu vielen Mitbewerbern, die durch Zusammenschlüsse immer größer werden, relativ klein, auch wird alles im Haus ausgeführt und nichts ausgegliedert. Die Nähe zu den Kunden, die persönliche Betreuung, ist sicherlich unsere größte Stärke. Unser Labor leistet sehr gute Arbeit in überschaubarem Rahmen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das Privatleben ist die Konstante, der Rest ergibt sich rundherum. Wieviel ich arbeite oder nicht, hängt davon ab, wieviel ich vom Privatleben abzweigen will. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Einerseits führen wir am AKH selbst Fortbildungsveranstaltungen durch, wo ich als Vortragender tätig bin. Andererseits besuche ich auch Vorträge und Kongresse, wenn interessante Themen am Programm stehen. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich glaube, daß das Sammeln von Erfahrung, auch im Ausland, viel mehr als früher ausschlaggebend sein wird, auch die Spezialisierung innerhalb des Faches wird weiter voranschreiten. Wenn man an der Universitätsklinik reüssieren möchte, sollte man relativ rasch sein Gebiet erkennen. Im Gegensatz zu früher muß man heute seine Karriere regelrecht planen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe im großen und ganzen meine beruflichen Ziele erreicht und meinen diesbezüglichen Ehrgeiz befriedigt. Ich versuche, sowohl ein guter Arzt als auch ein guter Vater zu sein und zu bleiben.
Ihr Lebensmotto?
Ich möchte Humanist sein und bleiben.