Zum Erfolg von Peter Ullmann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, meine selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Die Zielsetzungen an sich liegen für mich sowohl im Beruflichen als auch im Privaten, denn nur, wenn ich mein Privatleben mit meinem Berufsleben verbinden kann, kann ich auch von Erfolg sprechen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Eigentlich noch nicht. Ich habe noch sehr viele Visionen, die ich umsetzen möchte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Sehr wichtig war für mich, daß mein Vater mir sein Unternehmen überschrieb und mir völlig freie Hand ließ. Ich hatte von Anfang an die Möglichkeit, das Unternehmen so zu gestalten, wie ich es mir selbst vorstellte und wie ich es vor mir selbst verantworten konnte. Natürlich war ich ihm immer für gewisse Hilfeleistungen dankbar, denn ich war immer schon ein Mensch, der auch die Erfahrungen anderer nützen möchte. Ich interessiere mich für meinen Beruf und bildete mich stets in meinem Fachbereich weiter. Da ich wußte, wie wichtig es ist, sich schon als junger Mensch weiterzubilden, übernahm ich die Lehrlingsbetreuung in der Wiener Tapeziererinnung. Ich hielt Kurse für Lehrlinge ab, die kurz vor der Gesellenprüfung standen, und war dadurch auch selbst immer am neuesten Stand der Dinge. Später war ich drei Jahre als Lehrlingsbetreuer und Ausschußmitglied der Tapezierinnung tätig. Weil ich mich so sehr für meinen Beruf interessierte, bot man mir auch die Position eines Prüfers an, und ich wurde aufgrund meines Engagements auch Vorsitzender der Prüfungskommission. Dies führte dazu, das ich 1995 Kursleiter der Wiener Tapeziererinnung für die Meistervortragenden wurde. Ich glaube, daß mein Einsatzwille sowie mein Interesse an diesem Berufsstand mich schlußendlich auch Vorsitzender der Meisterprüfungskommission werden ließ. Als Unternehmer war es wichtig, meine Möglichkeiten richtig einzuschätzen. Ich mußte mir genau überlegen, was ich mit meinem Tagwerk finanziell erreichen kann und wie ich mein Unternehmen nach diesen Möglichkeiten auszurichten habe. Sehr wichtig war es auch, mit Rückschlägen fertig zu werden und immer so flexibel zu bleiben, daß ich stets neue Wege beschreiten kann.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich rede keinem Kunden etwas ein. Man muß sich in diesem Beruf in die Kunden hineinfühlen, genau nachfragen, was jemand möchte und dann seine Vorstellungen umsetzen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Das ist sicher branchen- und persönlichkeitsabhängig. Rein auf meine Branche bezogen, ist zum Beispiel der Beruf des Bodenlegers aus dem Beruf des Tapezierers entstanden. Durch das Aufkommen der PVC-Belege in den Sechzigern sahen sich die Tapezierer nicht mehr in der Lage, die massenweisen Aufträge zu erfüllen, daher wurde ein neuer Beruf kreiert, der sich nur mehr auf die Bodenverlegung spezialisierte. Wenn man diesen Beruf nun als Originalität versteht, hatten viele damit großen Erfolg. Auch ich selbst bevorzuge die Originalität und setze sie um, indem ich auf Kundenwünsche in sehr tiefer Form eingehe. Wenn ein Kunde genau das erhält, was er sich wirklich wünscht, ist er zufrieden und empfiehlt mich weiter.Gibt es jemanden der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Als erste Person prägte mich mein Vater, von dem ich vor allem das Bedürfnis nach Perfektion lernte. In späterer Folge lernte ich von Kollegen, aber auch von Kunden, die handwerklich geschickt sind.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Wir haben viele Probleme zu bearbeiten. Ich weiß nicht, wie sich unser Berufsstand weiterentwickeln soll, wenn manche meiner Kollegen in bezug auf ihre Preisgestaltung so weitermachen wie bisher. Für kleinere Unternehmen ist es heutzutage nicht mehr sinnvoll, bei Großaufträgen mitzubieten. Sehr traurig ist die Frage des fachlichen Nachwuchses. Die Österreicher wollen offenbar nur mehr am Computer sitzen, daher haben wir große Probleme bei der Lehrlingsakquisition.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Man muß sich dem Zeitgeist und den Wünschen der Kundschaft anpassen. Sehr wichtig ist das Vertrauensverhältnis mit meinen Kunden, das auf meiner fachlichen Kompetenz basiert.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir haben die Zeiten hinter uns gelassen, in der man die Straßenseite wechselte, wenn man einen Konkurrenten traf. Heute ist es wichtig, sich seiner Stärken bewußt zu sein und aus jedem Gespräch etwas Neues zu lernen. Außerdem bin ich davon überzeugt, daß das bisher obligate Preisdumping sich selbst ad absurdum führen wird und wir alle unserer Arbeit nachgehen können.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn man erfolgreich sein will, muß man von sechs Uhr morgens bis 22 Uhr arbeiten. Ich kann jedem jungen Menschen empfehlen, niemals aufzugeben, jedoch immer klar zu analysieren, ob sich der Weg, den man eingeschlagen hat, auch rentiert.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mir einen Kundenstock aufbauen, der nicht auf Preisgestaltung, sondern rein auf Qualitätsmerkmale Wert legt.