Zum Erfolg von Erwin Fellner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich in der Gesellschaft anerkannt zu werden! Meine Einstellung war und ist, dass der Kunde von mir nur Fleisch bekommt, das mir selbst gut schmeckt. Ich messe alles an meinen eigenen Vorstellungen, und wenn jeder solch eine Einstellung hätte, dann würde sehr viel anders ausschauen. Ich verkaufe kein einziges Kilo en gros, alles nur en détail über das Pult, und ich habe mit dem Geschäft großen Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich bin mit dem bisher Erreichten zufrieden und meine Tätigkeiten machen mir, trotz vieler Hürden noch immer viel Freude. Wenn man die Arbeit und auch die Verantwortung nicht scheut und auch Ziele vor Augen hat, liegt man richtig.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Den Qualitätsgrad unserer Produkte hoch zu halten um sich von der Massenproduktion abzuheben. Mit dieser Philosophie und Exklusivität sind und waren wir immer am richtigen Weg, was von den Kunden auch angenommen wird. Dass bei der Fleisch- und Wurstproduktion auf Hygiene großen Wert gelegt wird, versteht sich von selbst. Deshalb warten und reinigen wir unsere Maschinen penibel. Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass wir ein Familienunternehmen sind, wo auch mein Sohn, welcher bereits die Meisterprüfung erfolgreich abgelegt hat.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Meine Erfahrung zeigt, dass es eine Mischung aus Originalität und Imitation braucht, um erfolgreich zu werden. Man muss nicht das Rad nochmals erfinden, wenn es bereits existiert; allerdings besteht immer die Möglichkeit, die Qualität des Rades zu verbessern!
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Sowohl von Seite der Kunden für meine ökonomischen Aktivitäten, als auch von meinem Umfeld für meine politischen Funktionen. Ich freute mich auch oft über Anerkennung meiner Leistungen seitens namhafter Persönlichkeiten.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Wie ein Familienvater, wir sind schon wie eine Großfamilie, manche arbeiten bei uns schon seit 25 Jahren. Die Kunden haben bei uns mit Menschen zu tun, die sie schon lange kennen, und das macht viel aus.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine sehr wichtige Rolle! Wir sind nach wie vor ein Familienunternehmen, meine Frau und auch mein Sohn arbeiten im Unternehmen. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von Angestellten. Was zählt, ist die richtige Einstellung zum Job! Ohne Liebe zum Produkt und ohne Kundenorientierung gäbe es keinen Erfolg!
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Auf Grund meiner Tätigkeit als Innungsmeister kenne ich die Mitbewerber sehr gut. Auch in Wien-Brigittenau gibt es noch Mitbewerber. Wir versuchen uns mit der Qualität und auch mit der Art und Weise der Zurichtung von den Handelsketten zu unterscheiden, d.h. es wird auf die Kundenwünsche eingegangen und wir dürfen kein Fleisch anbieten, welches unterschiedliche Garzeiten hat. Ich habe eine individuelle Zerteilung eingeführt, d.h. in unserem Betrieb wird das Fleisch so weit zerlegt, dass es in sich nicht mehr teilbar ist.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir geben in unsere Würste kein Gramm Stärke hinzu, obwohl bis zu sechs Prozent lt. Kodex erlaubt wären. Darüber hinaus gibt es keine weiteren Zusatzstoffe in unseren Produkten. Wie bereits angesprochen, wird auch das Fleisch anders zugerichtet, als von den Handelsketten. Diese hohen Qualitätsstandards führten zu unserem sehr hohen Stammkundenanteil. Diese Kriterien einzuhalten ist sicherlich eine unserer Stärken.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mehr Beständigkeit. Man darf nicht daran glauben, dass der Erfolg von Heute auf Morgen kommt. Erfolg braucht Geduld, das ist, wie bei einer Krankheit. Wenn man einen Genesungsprozess anstrebt, braucht man Geduld und genauso ist es im wirtschaftlichen Leben. Erfolg erreicht man nicht durch Zurücklehnen, sondern nur durch verstärktes Engagement, durch Analysieren der Schwachstellen, die in jedem Betrieb in irgendeiner Form auftauchen. Wenn man den Beruf des Fleischers erlernen möchte, sollte, wie in jedem anderen Beruf auch, ein ausgeprägtes Interesse vorhanden sein. Das Berufsbild des Fleischers hat sich seit dem Jahre 2000 sehr verändert; so wurde das Schlachten als eigener Beruf definiert. Früher war die Schlachtung ein Teil der Ausbildung. Man hat deshalb eine Trennung durchgeführt, weil viele Mitmenschen eine Scheu vor der Schlachtung hatten. Die Nachwuchssituation ist eine schwierige. Obwohl der Fleischer in unserer Kultur ein anerkannter Beruf ist, beschäftigt die Wirtschaft oft angelernte Arbeitskräfte. Andererseits gibt es mündige Konsumenten, welche nach wie vor auf hohe Qualitätskriterien und Individualität großen Wert legen und beim Fleischer ihres Vertrauens ihren Einkauf tätigen. Fleischer werden also nach wie vor gesucht; deshalb ist es besonders bedauernswert, dass 2018 nur acht Lehrlinge zur Gesellenprüfung in Wien antraten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich lege großen Wert darauf, dass mein Name nie mit etwas Negativem in Zusammenhang gebracht wird und versuche weiterhin den erfolgreichen Weg, der nicht immer leicht war, zu verfolgen. Mein Augenmerk werde ich auch zukünftig auf hohe Qualität und Kundenzufriedenheit richten.