Zum Erfolg von Silvana Steiner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Einerseits als Kunsttherapeutin betrachte ich Erfolg dann als gegeben, wenn ich Menschen helfen kann ihre Fähigkeiten, die beispielsweise durch schwere Unfälle oder Krankheiten beeinträchtigt sind, wiederzuerwerben oder Fähigkeiten, die noch nicht entdeckt sind für neue Perspektiven zu aktivieren. Ich lernte durch diese Arbeit Menschen kennen, die trotz Komplettlähmungen (z. B. Halswirbelverletzungen) und artfremden Berufen bereit waren, mit größter Willenskraft, Gottes Hilfe und meiner bescheidenen Hilfe, teils sogar öffentlich anerkannte Mundmaler zu werden. Erfolg ist für mich auch dann gegeben, wenn ich nach einer Ausstellung Anerkennung erfahre. Ein großer Erfolg liegt in meiner Selbständigkeit seit nunmehr 25 Jahren, als ich ein Schlüsselerlebnis hatte, nämlich als ich für die Agentur Samson & Partner als Grafikerin arbeitete und mir klar wurde, daß ich als Monatsgehalt den Betrag erhielt, den mein Chef an einem Vormittag durch meine paar Entwürfe verdiente. Ergo braute ich für Herrn Samson und mich einen Abschiedskaffee.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich zwar als erfolgreich, jedoch nicht als reich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Manchmal entscheidet der Zufall über die Möglichkeiten, die man im Leben hat. Bei einer Arbeitsreise zur Buchmesse Dornbirn lernte ich einen meiner wichtigsten Kunden kennen. Ich glaube an den Schwierigkeiten des Lebens zu wachsen. Sehr wichtig, so denke ich, ist mutiges offenes Auftreten, angstlos, gerade auf seine Ziele zuzugehen und sich nicht vom geplanten Weg abbringen zu lassen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Obwohl ich sie lieber nicht hätte, sehe ich Probleme auch als Herausforderung. Ich sehe mich als Vollblutmalerin und als Kunsttherapeutin. Wobei das eine auf das andere in einer Art Wechselwirkung befruchtend ist. Herz und Verstand sind dabei die wichtigsten Komponenten.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Im Beruf der Kunsttherapeutin stieß ich diesbezüglich auf weniger Schwierigkeiten, jedoch als Künstlerin erhielt ich weitaus weniger Chancen als meine männlichen Kollegen. Ausgenommen ist da allerdings die Zeit als Studentin an der Universität für angewandte Kunst, wobei dies bestenfalls für Studentinnen gilt, nicht aber für Bewerbungen für Assistenzstellen oder gar Professuren. Ganz zu schweigen vom Kunstmarkt. Gerade in diesem offensichtlich eigentlich offenen Metier wurde mir immer wieder bewußt, daß Frauen zweitrangig behandelt werden. Frauen müssen immer bessere Leistungen erbringen. Außerdem wird es noch einige Generationen dauern bis das Problem der potentiellen Mutterschaft oder das hormonell bedingte Anderssein kein ebensolches mehr ist und nicht mehr von Männern im willkommenen Augenblick als Waffe gegen uns Frauen gerichtet wird. Gibt es jemanden der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Da gibt es sicher einige, wie Fritz Martinz, einem der großartigsten Zeichner und Maler unserer Zeit, mit dem mich jahrzehntelang eine innige Freundschaft verband, den von mir heißverehrten Grafiker und Maler Prof. Mario Decleva etv. Last but not least: meinen Vater, der mich am liebsten schon pränatal ins Kunsthistorische Museum geschleppt hätte, trotzdem aber partout eine brave Bankangestellte mit 16 Monatsgehältern und am Wochenende hobbymalend aus mir gemacht hätte. Mein Widerstand gegen dieses Vorhaben begann bereits im zarten Alter von sieben Jahren, als ich die frischsilberdekorgewalzten Wände meines Zimmers mit meinen Malereien und Zeichnungen an einem Tag intensivster Arbeit komplett umgestaltete und statt überflüssigem Mathematiklernen lieber bis zu zehn Stunden am Tag auf eine Pianistenkarriere hin arbeitete (glücklicherweise hatte ich die Unterstützung meiner Mutter). Auch das verstehe ich bereits unter Erfolg und Durchsetzungskraft.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich bin natürlich für mehr öffentliche Kunstförderung, gebe jedoch auch dringend zu bedenken, daß wir alle der Staat sind und die Kunstförderung nur ein Teilbereich der Künstlereinkünfte sein kann. Jeder Künstler möchte von seiner Kunst leben können, daher wäre es eine gute Lösung, den Unternehmern mehr Möglichkeiten, Kunst steuerlich abzuschreiben, zu bieten. Wenn Wirtschaftstreibende Kunst unterstützen, können Künstler wieder etwas freier agieren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Keine Angst zu haben, aus den eigenen Fähigkeiten etwas machen und trotzdem bescheiden bleiben.