Zum Erfolg von Josef Hirsch
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich dann gegeben, wenn meine Vorstellungen Realität werden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, natürlich, weil mir meine Arbeit Spaß macht und ich meine Ideen umsetzen konnte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Zuerst muß man von sich und seinem Produkt überzeugt sein, sonst sind alle Anstrengungen vergebliches Tun. Sehr wichtig war es, auf allen bedeutenden Messen präsent zu sein, wobei ich jedoch immer wußte, daß ich mich nie auf die Modellbaumessen, sondern auf die Originalmessen wie in Düsseldorf wagen mußte. Das Schwierigste in meinem Beruf ist nämlich nicht der Modellbau an sich, sondern der Verkauf der Dienstleistung. Ich hatte auch das große Glück, daß in der Zeit, in der ich mich selbständig machte, das Technische Museum geschlossen hatte. So kamen Leute zu mir, um von mir Restaurierungsarbeiten durchführen zu lassen. Ich entschied mich damals dazu, meine Dienstleistungen sehr günstig anzubieten, daher konnte ich, wenn ich gerade keine Aufträge zu bearbeiten hatte, auf diese Reparaturarbeiten zurückgreifen und so mein Unternehmen ständig auslasten. Normalerweise hätte ich meine Idee einer Marktforschung unterziehen müssen, in der genau festgestellt werden sollte, wann, wo und wie ich sie umsetzen könnte. Da ich jedoch niemanden kannte, der meine Fragen beantworten hätte können, tat ich es, ohne mich meines zukünftigen Erfolges zu vergewissern. Ich fuhr einfach zu den Messen und versuchte bei den Menschen ein Bedürfnis zu erzeugen, das sie vorher noch nicht wahrgenommen hatten. Da meine Klientel meist finanziell nicht beschränkt war, konnte ich sie von meiner Idee überzeugen. Sehr wichtig war es natürlich, durch meine Handarbeit den Produkten Seele einzuhauchen. Ich setzte mir immer erreichbare Ziele, um mich nicht in der Hoffnungslosigkeit zu verlieren. Das Ziel darf jedoch auch nicht zu einfach zu erreichen sein, da man sonst bald der Faulheit verfällt. Diese Einstellung erlernte ich im Leistungssport, in dem man sich ständig mit anderen messen muß, wobei man nur dadurch zu seiner Motivation und nachfolgend zu seinen Erfolgen findet. Im Laufe der Zeit halfen mir dann meine Referenzarbeiten, die in den Museen zur Begutachtung für meine Klientel stehen. Bei der Sponsorensuche war es wichtig, daß ich in den Medien genannt wurde. Es reicht nicht, selbst zu wissen, daß man gut ist, man muß es auch weitererzählen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Da immer alles, was ich mir vorgenommen hatte, auch Realität wurde, sehe ich mich eigentlich schon immer erfolgreich.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich glaube an die Originalität. Selbst wenn meinen Beruf zehn Unternehmer in Österreich ausführen würden - außer mir würde keiner daran verdienen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Frau war für mich der wichtigste Mensch. Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich es vielleicht nicht geschafft - oder es auf jeden Fall sehr viel schwerer gehabt, meine Ziele zu erreichen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die größte deutschsprachige Motorbootzeitschrift und andere anerkannte Fachmagazine haben bereits sehr ausführlich und positiv über mich und meine Arbeit berichtet. Das war nicht nur eine schöne Anerkennung, sondern führte auch zu zahlreichen Anfragen und Aufträgen. Wenn es um die Realisierung hochwertiger Qualitätsmodelle geht, werde ich von Kollegen aus ganz Europa empfohlen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich bin der einzige Yachtmodellbauer in Österreich und bestimme somit meine Branche selbst.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Handwerkliches Geschick ist natürlich Voraussetzung, aber durchaus mit einiger Übung erlernbar. Meine eigentliche Stärke ist, daß ich - ähnlich wie ein Karikaturist - die prägnanten Charakteristika eines Schiffes erkenne und herausarbeite. Bei vielen Aufträgen liegen mir nur Fotos und Zeichnungen vor, aber keine detaillierten Pläne. Daher erfordert meine Arbeit dieses geschulte Auge und viel Erfahrung, um den Kunden wirklich zufrieden zu stellen. Derzeit baue ich pro Jahr rund 25 Schiffsmodelle, viel mehr wäre zeitlich gar nicht möglich.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Der Vorteil meiner selbständigen Tätigkeit ist, daß ich mir die Zeit frei einteilen kann. Allerdings besteht dieser Vorteil eher nur in der Theorie, weil ich nach wie vor sehr gern und viel arbeite. An die Pension denke ich derzeit noch nicht.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Eine Empfehlung an fremde Menschen weiterzugeben ist ein sehr schwieriges Unterfangen. Ich hatte Glück, daß exakt zu der Zeit, als ich mein Unternehmen eröffnete, das Technische Museum schloß. Ich weiß nicht, wie meine Idee und deren Umsetzung sonst ausgesehen hätte. Es gibt so viele Möglichkeiten im Leben, die man nicht vorhersehen kann, und wenn nur ein winziges Teilchen nicht so funktioniert, wie es sollte, ist es oft unmöglich, Erfolg zu haben. Eines jedoch ist sehr wichtig: Kapital hilft, Kapital zu sammeln. Je mehr Komponenten am Weg in Harmonie sind, desto eher hat man die Möglichkeit, sein Leben so zu gestalten, wie man es sich vorzustellen vermag. Wenn man eine Idee hat, sollte man aber auf jeden Fall versuchen, diese auch umzusetzen.