Zum Erfolg von Michael Gross
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Bezogen auf meine Arbeit bedeutet Erfolg, daß die Ergebnisse, auf die man hinarbeitet, auch tatsächlich eintreffen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, absolut. Letztlich konnte ich aus meinem Biologiestudium, von dem mir jeder abriet, wirklich etwas machen, von dem ich selbst nicht zu träumen wagte. Meine Hartnäckigkeit führte dazu, daß ich inzwischen mein eigenes Unternehmen leite.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausdauer! Ich hatte eine sehr schwierige Anfangsphase, mußte ständig um Förderungen kämpfen, um das nächste Geschäftsjahr zu sichern, und auch Rückschläge hinnehmen. Viele andere gaben vorher auf. Ich hatte zwar andere Angebote, aber ich glaubte an meine Idee und hatte auch etwas Glück, da die Idee an sich interessant ist, wodurch ich auch in der Öffentlichkeit auf Interesse stieß.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Der Erfolg stellte sich ab 1999/2000 ein, nachdem einer meiner jungen Mitarbeiter im Jahr davor begonnen hatte, mit pfiffigen Marketingideen und erfolgsabhängigen Beratungs-Komplettpaketen auf den Markt zu gehen. Inzwischen arbeiten mehr als 95 Prozent aller Gemüsegärtner mit unseren Pflanzenschutzmethoden.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Wir haben diese Methode nicht erfunden, sie wird in Europa bereits länger angewandt. Wir haben sie aber an unsere Strukturen und Klimaverhältnisse angepaßt. Ich würde nicht von Imitation sprechen, sondern von einer Produktentwicklung. In meiner Branche wäre sonst alles Imitation - unser Ideenlieferant ist schließlich die Natur.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein ehemaliger Vorgesetzter, Generaldirektor Dkfm. Nehammer (Geschäftsführer der Einkaufsgenossenschaft) brachte das Verständnis auf, mich als branchenfremden Biologen mit den kaufmännischen Grundlagen vertraut zu machen. Wichtig war auch Peter Frei, der meine Arbeit mit konstruktiven Diskussionen befruchtete und mit den erwähnten Komplettpaketen sehr zum Erfolg beitrug. In den letzten Jahren hat besonders die Zusammenarbeit Mit Herrn Dr. Andermatt, einem Schweizer Geschäftspartner, maßgeblich unseren Erfolgskurs bestimmt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre von unseren Kunden, dem Ministerium, der Gemeinde Wien und unseren internationalen Geschäftspartnern ausreichend Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Herausforderung besteht darin, den natürlichen Pflanzenschutz kostengünstiger zu machen. Ohne es zu verallgemeinern, ist der natürliche Pflanzenschutz meist langsamer und somit auch nicht immer anwendbar, insbesondere in akuten Befallstadien. Ein Nützling benötigt einfach mehr Zeit, um Schädlinge zu eliminieren, als manche chemische Methoden. Unsere Aufgabe besteht daher darin, das Bewußtsein zu schaffen, bereits frühzeitig mit der biologischen Schädlingsbekämpfung zu beginnen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Heute spielen die Mitarbeiter eine tragende Rolle bei unserem Erfolg, die ersten Jahre hindurch war ich auf mich alleine gestellt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich lege vor allem Wert auf Vielseitigkeit und Ehrlichkeit. Je mehr ich mich aus dem direkten Kundengeschäft entferne, umso wichtiger ist es, daß meine Mitarbeiter mir klar und ehrlich die Informationen aus den Kundenkontakten kommunizieren.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch Anerkennung, gutes Betriebsklima und ein interessantes Aufgabengebiet. Ein Großteil der Mitarbeiter sind Studenten, die grundsätzlich Interesse an der Materie haben. Motivierend wirkt sich auch das ständige Wachstum der Firma aus.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
In unserem Kerngeschäft Gartenbau sind wir derzeit konkurrenzlos. In anderen Märkten haben wir durchaus Mitbewerber.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In der Startphase litt das Privatleben zwar unter dem nötigen Arbeitseinsatz, mittlerweile ist ein erfülltes Privatleben aber durchaus mit dem nötigen beruflichen Einsatz kombinierbar.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich absolvierte von 1997 bis 2000 eine postgraduelle Ausbildung im Bereich Toxikologie und beginne nun einen Managementlehrgang.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Trotz meines Erfolges würde ich jedem davon abraten, Biologie zu studieren. Mein Erfolg soll nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Mehrzahl wohl nicht erfolgreich sein wird. Ich bin einer von Tausenden, der so eine einmalige Chance bekam, und ich blieb zehn Jahre lang hartnäckig bei der Sache. Ein wichtiger Punkt ist es, viel zu lesen, Fachveranstaltungen zu besuchen und möglichst viele Kontakte zu knüpfen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es gibt im biologischen Pflanzenschutz zahlreiche Firmen, die auf Teilgebieten arbeiten. Meine Vision ist es, die erste österreichische Adresse für biologischen Pflanzenschutz zu werden und ein Spezialprodukt zu entwickeln, nach dem europa- bzw. weltweit nachgefragt wird.
Ihr Lebensmotto?
Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die Zeit vorbei, in der man kann! (Zitat E. Eschenbach).