Zum Erfolg von Leonora Vaclavek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich stehe in meinem 46. Berufsjahr, und liebe meinen Beruf noch immer wie am ersten Tag. Erfolg ist die Genugtuung, in meinem Beruf das geleistet zu haben, was meinen Kunden gefiel. Erfolg ist dann gegeben, wenn Kundinnen mit meiner Leistung zufrieden sind und ich sie über lange Jahre behalten kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja ich habe Erfolg. Ich hätte sicher erfolgreicher werden können, wenn mir der Erfolg an sich wichtiger gewesen wäre. Ich entschied mich jedoch zugunsten meines Privatlebens und stellte daher berufliche Anforderungen in zweite Reihe. Da ich jedoch genau das erreichte, was ich mir vorgestellt hatte, kann ich mich selbst als erfolgreiche Frau bezeichnen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich bin nun schon über 13 Jahre selbständig tätig und liebe meinen Beruf. Sehr wichtig für meinen Dienstleistungsberuf war, das ich mich beugen konnte. Ich hatte immer mit vielen verschiedenen Menschen zu tun, daher waren meine obersten Prämissen Freundlichkeit und Höflichkeit. Im Salon selbst war mir die Sauberkeit ein sehr hohes Anliegen. Aus diesem Grund bediene ich Damen, die mich schon seit 30 Jahren aufsuchen. Das Können ist die Voraussetzung, um überhaupt erfolgreich werden zu können. Man muß jedoch nicht unbedingt Weltmeister sein, um sehr gute Leistungen erbringen zu können. Selbst Fehler dürfen in meinem Beruf passieren, wenn man nett und höflich ist.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich arbeitete immer sehr gerne, wollte jedoch nie als Selbständige agieren. Rückblickend betrachtet sehe ich jedoch, daß ich mich heute nicht mehr einsetze als ich es für frühere Arbeitgeber tat.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Dieses Problem stellte sich mir nie. Ich trat nicht als Frau, sondern als Dienstleister auf. Menschen spüren, ob man seinen Beruf liebt und handeln auch danach. Dies war der Grund, warum ich nie Probleme hatte, wie ich glaube. Allerdings gibt es viele Frauen, die zwar die gleiche Leistung wie ein Mann erbringen, jedoch weniger verdienen - auch in meinem Beruf.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich immer schon als erfolgreichen Menschen. Ich war schon als Siebzehnjährige sehr keck, daher suchte ich mir den besten Salon aus, und als man mich bei der Bewerbung fragte, was ich könne, antwortete ich: alles. Da man mir nicht glaubte, mußte ich fünf verschiedene Aufsteckfrisuren vorzeigen, und da man anscheinend mit meiner Leistung sehr zufrieden war, wurde ich sofort aufgenommen. Um in meinem Beruf erfolgreich sein zu können, muß man vor allem sehr kommunikativ sein, denn nur Menschen, die sich in meiner Nähe wohlfühlen, werden sich von mir auch ihr Haar gestalten lassen.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Wenn man einen Lehrling aufnimmt, ist man nach Ablauf einer dreimonatigen Frist genötigt, ihn bis zum Berufsabschluß zu behalten. Das Problem bei der Lehrlingsaufnahme ist, daß man ein Kind aufnimmt, das sich innerhalb eines Jahres extrem verändern kann. Wenn diese Änderung mit der Firmenphilosophie nicht konform geht, hat man als Arbeitgeber jedoch keine Chance, etwas dagegen zu unternehmen und eine bessere Kraft zu finden.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Lehrlinge nehme ich keine mehr auf, denn ich sehe immer deutlicher, daß ich mir diese große Verantwortung nicht mehr aufbürden möchte. Lehrlinge sind Kinder, die wie Frauen aussehen. Man muß daher sehr vorsichtig mit ihnen umgehen, da der Geist nicht mit dem Wachstum des Körpers mithalten kann. Bei Erwachsenen sind mir manche Dinge sehr wichtig: Als Friseurin geht man eine sehr intime Beziehung zu seinen Kunden ein: Man muß Menschen bedienen können, die vielleicht nicht immer nach Veilchen duften. Man muß Menschen im selben Moment, in dem sie das Geschäft betreten, Aufmerksamkeit schenken und ihnen sofort das Gefühl zu vermitteln, daß sie hier zu Hause sind, daher muß man auch seine eigenen Gefühle während der Arbeit unter Kontrolle halten können. Sehr wichtig ist mir die Einstellung der Mitarbeiter zu den Kunden und zur Arbeit an sich. Der Kunde ist König, diese Einstellung erwarte ich mir auch von meinen Mitarbeitern. Menschen, die Gleichgültigkeit verkörpern und keinen Wissensdrang haben, sind in diesem Beruf sicher fehl am Platze. Es gibt so viele Dinge in meinem Beruf zu erlernen, so daß man sich ständig weiterbilden muß, um nicht auf der Strecke zu bleiben.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Freundlichkeit, Sauberkeit, Ehrlichkeit und der Wille zur Weiterbildung ebnen den Weg zum Erfolg.