Zum Erfolg von Uta Schneider
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat für mich nichts mit Geld zu tun. Es ist ein gutes Gefühl, Erfolg zu haben und vor allem Menschen in diesem Bereich helfen zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als erfolgreich, auf der Skala von eins bis zehn würde ich mich zwischen sieben und acht einreihen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Vor allem war wirklich meine gute Ausbildung für meinen Erfolg ausschlaggebend, ebenso ein gutes Polster von zuhause. Ich stamme aus einer Unternehmerfamilie, wirkte dort immer schon unternehmerisch mit und habe so die Tätigkeit auch damals schon kennengelernt.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich begegne ihnen inzwischen mit mehr Gelassenheit. Bei den vielen Änderungen in der Gesetzgebung, die niemand mehr nachvollziehen kann, kann man sich selber verrückt machen, oder man kann gelassen sehen, was kommt. Es wird viel in der Öffentlichkeit diskutiert, das nachher vom Gesetzgeber gar nicht realisiert wird. Einige Zeit überhäufte ich mich tatsächlich jede Woche mit Fachliteratur und meinte, das würde immer so weitergehen. Aber das funktioniert nicht. In unserer Branche verzettelt man sich auf diese Weise. Besser ist es, die Probleme strukturell anzugehen, wenn sie da sind.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Auf jeden Fall. Wir Frauen müssen 150 Prozent arbeiten, wo bei Männern 80 Prozent reichen. Das merken wir auch in unserem Bereich ganz stark, es mangelt an der Akzeptanz Frauen gegenüber. Die meisten Geschäftsebenen sind mit Männern besetzt. Ich betreue nur zwei oder drei Firmen, in denen auch Frauen tätig sind.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Wenn ich manchen Existenzgründern von bestimmten Dingen abrate. Für manche ist das hart, aber andere haben sich hinterher bedankt. Ich kann sie davor bewahren, in eine finanzielle Belastung zu geraten, in eine Überschuldung, in ein absolutes persönliches Chaos - nicht aus Dummheit, sondern weil sie mit der Führung eines Unternehmens vielleicht überfordert wären. Es gehört mehr dazu als die fachliche Qualifikation. Man muß Überblick haben und ein guter Manager sein.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ja, mein damaliger Lehrherr, bei dem ich die Ausbildung absolvierte. Es waren einfache, grundlegende Dinge, die ich dort mitbekommen habe, wie z.B. das strukturelle Arbeiten, etwas aufzubauen, und wenn ich ein Mandat habe, auch wirklich die Akte zu lesen. Wir müssen verantwortungsvoll mit viel Geld umgehen und wirklich den Fall aufbereiten, worin die Problematik steckt und was der Mandant überhaupt will. Problemlösungen am Telefon lehne ich strikt ab.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre sehr viel Anerkennung von meinen Mandanten. Das äußert sich mittlerweile in privaten Kontakten. Bei wirklichen Problemen, z.B. mit Familienangehörigen bei der Erbschaftsschenkungssteuer, setzen wir uns an einen Tisch und reden vernünftig; hier übernehme ich die psychologische Führung, und die Anerkennung ist unglaublich. Ich kann entsprechende Hilfe geben, wieder ein Lebensziel zu finden, weil ich Mandanten sehr gut kenne. Ich achte stark darauf, sich ab dem 60. Lebensjahr Gedanken zu machen, was danach kommt. Das gehört für mich zur Mandantenbetreuung dazu. Mittlerweile sind wir auch Psychologen geworden. Wir können an den Steuern schließlich nichts mehr ändern. Der Steuerberater muß heute immer mehr in die aktive Beratung gehen. Bis jetzt waren wir immer zwei Jahre zurück und konnten nichts mehr beeinflussen. Darum habe ich mein Unternehmen auch etwas verkleinert und betreue heute eine kleine, aber feine Klientel, damit bin ich ausgelastet.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter sind für mich sehr wichtig. Ich habe mit den Jahren gelernt, Arbeiten abzugeben, und dafür brauche ich eine gute, verläßliche Mannschaft, von den Steuerfachgehilfen über das Sekretariat bis zur Putzfrau. Das funktioniert nur im Team.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Nach der beruflichen Qualifikation, am liebsten nehme ich Leute, die das Steuerfach gelernt haben.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich unterstütze sie mit Fortbildungen. Manchmal verbringen wir auch die Mittagspausen gemeinsam. Ich bin aber auch viel im Außendienst tätig, und seit 2003 führe ich auch noch eine Kanzlei in Freudenstadt.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Als ziemlich streng. Ich bin sehr konsequent und gradlinig und lasse mir nicht gern dreinreden. Es gibt Mitarbeiter, die lernen nicht mehr, strukturell zu arbeiten. Sie fangen oft eine Arbeit von hinten an.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir arbeiten genau und nehmen uns Zeit für unsere Klienten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist manchmal etwas schwer. Ich bin rund um die Uhr erreichbar. Mein Mann ebenfalls, seit drei Jahren haben wir jeder eine 70-Stunden-Woche. In bestimmten Phasen ist man in so einem Rad drinnen, und es ist sehr schwer, da wieder herauszukommen. Wenn man Erfolg hat, muß man manchmal auf Privates verzichten. Der Partner muß verstehen, daß ich auch für andere da bin, und umgekehrt.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man soll sich mit einbringen und aktiv dabei sein. Das beginnt in der Familie, nicht nur im Unternehmen. Die heutige Gleichgültigkeit geht mir allmählich auf die Nerven, keiner ist für irgendetwas verantwortlich, und keiner bringt sich mehr ein. Unsere Gesellschaft ist leider so anonym geworden. Ich möchte der nächsten Generation mitgeben, wieder miteinander zu leben und wieder Verantwortung zu übernehmen. Ich wäre auch dafür, wieder zu alten Begriffen wie Moral und Ethik zurückzukehren. Jeder hat seinen eigenen Platz mit Verantwortung. Es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. So lernt man für das Leben. Ich stelle bei meinen Beratungen leider immer wieder fest, daß in der Familie zu wenig geredet wird. Ferner sind Vereinsamung und Egoismus ernste Probleme.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte noch ein wenig reduzieren und einen auserlesenen Kreis von Mandanten betreuen, weil das auch in finanzieller Hinsicht ausreichen würde. Ich wünsche mir, eine Ruhephase zu bekommen, um über verschiedene Problematiken nachdenken zu können. Ich mache die besten Ausarbeitungen, wenn ich mich im Büro am Wochenende zurückziehen kann. Dann habe ich Zeit, es läutet kein Telefon, es kommen keine Mandanten, es will kein Mitarbeiter etwas von mir. Wenn man heute Probleme für Mandanten lösen will, braucht man viel Ruhe. Wir können nicht mehr irgendetwas aus dem Ärmel schütteln, denn die Problemstellungen werden immer komplexer. Ich nehme meinen Beruf sehr ernst, weil die Verantwortung sehr groß ist.
Ihr Lebensmotto?
Ein richtiges Motto habe ich nicht. Ich habe eine Art Helfersyndrom, mische mich gerne irgendwo mit ein und versuche dann, eine Lösung zu finden. Ich versuche aber im Moment, mich etwas zurückzunehmen, weil es manchmal nichts bringt, sich zu stark einzubringen.