Zum Erfolg von Friederike Staudinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Abgesehen vom finanziellen Erfolg, ohne den es einfach nicht möglich ist, den Betrieb bestmöglich zu führen, bedeutet für mich Erfolg, wenn ich meine Vorstellungen in die Tat umsetzen kann. Das Erreichte zu wahren ist ebenso wichtig, wenngleich es sicherlich noch schwieriger ist. Die innere Zufriedenheit entsteht, wenn die eigenen Anstrengungen von meiner Umwelt wahrgenommen und honoriert werden. Lob und Anerkennung durch meine Gäste sind für mich der schönste Erfolg und eine große innere Befriedigung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn ich mir überlege, daß ich vier gut geratene Kinder großgezogen habe und es meinem Team und mir gelingt, das alte Haus zu erhalten und unsere Gäste zufriedenzustellen, kann ich diese Frage bejahen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Das Leben besteht aus Hochs und Tiefs. Daher meine ich, daß vor allem Durchhaltevermögen ein wichtiger Faktor des Erfolges ist. Ebenso ausschlaggebend ist meiner Meinung nach die Konsequenz, was bei der Buchhaltung anfängt. Nachlässigkeiten werden schnell bestraft, daher muß man immer am Ball bleiben. Nicht jede Arbeit ist immer lustig, ich mache sie aber trotzdem, weil ich das Ziel vor Augen habe, unseren Gästen ein paar unbeschwerte Augenblicke zu bereiten. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger erfolgreich zu sein? Nein, das kann ich wirklich nicht behaupten, eher im Gegenteil! Es kommt natürlich darauf an, wie man sich verhält, frei nach dem Sprichwort: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus!
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Relativ bald, was wohl mit meiner Erziehung zu tun hat. Ich wuchs auf einem kleinen Bauernhof auf und mußte jeden Tag sechs Kilometer zu Fuß in die Schule gehen und mich auch gegenüber meinen Geschwistern durchsetzen. Ich lernte also früh, daß nicht alles leicht ist im Leben, aber auch, daß mit Wille und Durchhaltevermögen alles machbar ist.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es gibt so viele kleine Entscheidungen, viele kleine Erfolge, die zum großen Erfolg beitragen. Eine Schlüsselentscheidung war sicher die Unterzeichnung des Pachtvertrages. Diese Entscheidung war nicht einfach, denn das Haus ist alt und kostspielig in der Erhaltung. Dennoch, ich bereue diese Entscheidung nicht, ganz im Gegenteil!Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Wenn man immer eine Rolle spielt, wird man langsam zu einer künstlichen Figur, zu einem halblustigen Roboter. Daher versuche ich, so natürlich wie möglich zu bleiben. Sicher schaut man sich immer wieder etwas von anderen ab, wenn es um das Restaurant geht, aber als Person gebe ich mich weitgehend authentisch. Ein gewisses Maß an Etikette ist selbstverständlich einzuhalten, das eigene Ich sollte man dennoch nie verleugnen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die schönste Anerkennung erhalte ich von meinen Gästen, die sich freuen, bei uns zu sein, gut zu essen und sich gerne mit mir unterhalten. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Österreichisch gesagt: Man sollte nicht raunzen, das bringt einen nicht weiter. Ich versuche, nicht in Problemen, sondern in Lösungen zu denken.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Als positiver Mensch, glaube ich. Ich habe das Gefühl, daß sich die Menschen in meiner Umgebung freuen, wenn sie mich sehen. Das ist ein schönes Gefühl.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine sehr große. Alleine könnte ich gar nichts erreichen. Daher ist es sehr wichtig, daß die Atmosphäre und die Stimmung innerhalb des Teams funktioniert.Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Mitarbeiter aus? Die Chemie muß stimmen, kleine Schwächen sind nicht tragisch.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir haben Spaß miteinander. Man darf nicht alles zu ernst nehmen. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Atmosphäre unseres Hauses mag man, oder nicht. Mag man sie, nimmt sie einen gefangen, und man kann sich ihr kaum entziehen. Nebenbei kann man bei uns hervorragend essen, guten Wein trinken und sich von schönen Bildern inspirieren lassen.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Das kann ich so nicht beantworten. Ich interessiere mich für Wein, und wenn es sich ergibt, versuche ich dazuzulernen. Wenn sich an den Steuergesetzen etwas ändert, hole ich mir die entsprechende Information. Nachdem Weiterbildungskurse in der Regel abends angeboten werden, ist es für mich nicht möglich teilzunehmen, weil ich im Restaurant arbeite. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Nachdem wir in einer sehr schnellebigen Zeit leben, rate ich, sich gewisse Werte zu erhalten. Dazu gehören der Stellenwert der Familie, aber auch die Pflege von Tradition und Brauchtum.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte den Standard des Hauses mindestens halten oder ihn weiter erhöhen, wenn das möglich ist. Mein Ziel ist es, nicht nachlässig zu werden, weil das der Anfang vom Ende wäre.
Ihr Lebensmotto?
Arbeite, wenn die Zeit zu arbeiten ist, und genieße, wenn die Zeit zu genießen ist. Wenn es schwierig wird: Augen zu und durch!