Zum Erfolg von Johann Sterzinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich ein gemeinsames Weiterbringen der Schule. Dazu gehört vor allem der permanente Gedankenaustausch mit den Lehrern, denn wenn es uns gelingt, diese Gedanken in die Tat umzusetzen, haben wir auch Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Zum Teil. Wenn ich auf die letzten zehn Jahre zurückblicke, in denen ich Direktor dieser Schule bin, haben wir einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Diese Weiterentwicklung ist aber nicht nur mein Erfolg, sondern der Erfolg der Schule. Insbesondere ist es uns gelungen, die Schule nach außen hin zu öffnen, europaweite Kooperationen mit anderen Schulen einzugehen und eine enge, praxisbezogene Zusammenarbeit mit der Wirtschaft aufzubauen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Als ich vor zehn Jahren die Schule als Direktor übernahm, machte ich mir Gedanken, wie es weitergehen soll. Dabei kam es zu einer glücklichen Fügung. Ich lernte einen renommierten Wirtschaftsberater aus der Schweiz kennen, Professor Oswald, der eine Koryphäe auf seinem Gebiet ist. Es gelang mir, ihn für die professionelle Konzeption der zukünftigen Schulentwicklung zu engagieren. Durch ihn haben wir an der Schule gelernt, miteinander richtig umzugehen und daß jeder für seinen Bereich eigenverantwortlich ist. Uns ist bewußt geworden, daß es keinen alleinigen Chef gibt, sondern daß es nur gemeinsam gelingen kann, die Schule in eine positive Richtung zu lenken.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Vor allem durch Gespräche. Meine Tür ist immer offen, und jeder kann mit seinen Anliegen zu mir kommen. Auch wenn ich gelegentlich kritisiere, ich nehme mir Zeit zuzuhören. Ich glaube, das ist die Grundlage unseres Erfolges.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß es auf lange Sicht immer besser ist, wenn man sich offen so gibt, wie man ist. Man muß hinter seiner Meinung stehen, auch wenn es für andere nicht immer leicht ist, so wird man aufgrund der Authentizität doch eher akzeptiert, als wenn man sich verstellen würde.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein einführender Lehrer in Mathematik hat mir im ersten Jahr so beeindruckt, daß ich ihm nacheiferte und Wertvolles von ihm übernahm. Von ihm habe ich gelernt, Dinge zu hinterfragen und erst dann zu beurteilen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich bin nicht auf Anerkennung aus, aber natürlich habe ich mich gefreut, als ich zum Hofrat ernannt wurde. Viel wichtiger ist mir jedoch, daß ich manchmal Briefe von Eltern bekomme, in denen mir mitgeteilt wird, wie gut sich das Kind entwickelt hat. Eine große Anerkennung ist es auch, wenn ich ehemalige Schüler treffe und sich herausstellt, daß sie ihren Weg gemacht haben und es zu etwas gebracht haben im Leben.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Die finanzielle Situation im Bildungswesen ist sicherlich ein zur Zeit ungelöstes Problem. Außerdem finde ich es bedenklich, daß die Politik glaubt, überall mitmischen und mitbestimmen zu müssen. Für zukunftsweisende Konzepte im Bildungswesen bedarf es ausgewiesener Fachleute und nicht unbedingt Politiker.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mein Erfolg ist der Erfolg der Lehrer. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich habe keinen Einfluß auf die Auswahl meiner Lehrer, was manchmal natürlich auch negative Auswirkungen hat.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Unsere Schule hat zwei Schwerpunkte: Informatik und den musisch-kreativen Bereich. Ich glaube, daß wir durch den Einsatz aller Lehrer mittlerweile eine führende Informatikschule in Tirol sind, und wir arbeiten daran, auch im musisch-kreativen Bereich weitere Fortschritte zu machen. Die enge Kooperation mit der Wirtschaft bewirkt einerseits finanzielle Mittel für diverse Anschaffungen, andererseits haben unsere Schüler die Möglichkeit, eine Woche in den Ferien einen Betrieb von innen kennen zu lernen. Erwähnenswert ist auch, daß wir seit kurzem Mitglied der ENIS-Schulen sind. ENIS bedeutet Europäisches Netzwerk innovativer Schulen, und wir sind in Österreich als eine von 20 Schulen für dieses Programm, an dem europaweit 200 Schulen mitwirken, ausgewählt worden. Diesen internationalen Gedankenaustausch sehe ich auch als eine Stärke unserer Schule.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ohne meine Frau hätte ich beruflich nie diesen Erfolg haben können. Sie stand und steht immer hundertprozentig hinter mir, und ihre Ratschläge sind für mich sehr wertvoll.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich liege viele Nächte wach und denke nach. Wenn ich aufwache, lese ich nach und diskutiere auch mit anderen darüber. Als sehr wertvoll erachte ich auch die Treffen mit den anderen Direktoren, bei denen zukunftsweisende Projekte besprochen und diskutiert werden. Davon nehme ich meist viele Anregungen mit.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Das Wichtigste aus meiner Sicht ist, ins Ausland zu gehen und Sprachen zu lernen. Daran kommt man heute nicht vorbei. Interessant ist der Osten, weil sich da etwas auftut, das wir heute noch gar nicht abschätzen können. Mein Rat ist es, flexibel zu sein. Vielleicht sollte man nicht nur ein, sondern zwei Studien abschließen. Nur die Flexiblen werden es schaffen, beruflich erfolgreich zu sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte in Zukunft verstärkt den praxisorientieren Unterricht vorantreiben und bevor ich in Pension gehe, den lang geplanten Neubau unserer Schule abgesegnet wissen. Damit beschäftige ich mich intensiv seit sieben Jahren, und eigentlich fehlt nur mehr eine Unterschrift. Meinem Nachfolger möchte ich ersparen, sich damit herumschlagen zu müssen.
Ihr Lebensmotto?
Gib nie auf! Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche, die es nicht schaffen würden. (Henry Ford)