Zum Erfolg von Susanne Widl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich wollte als junges Mädchen Fotomodell werden, und es gelang mir, dieses Ziel zu erreichen, auch wenn ich einige Zeit für das Erreichen des Idealgewichts hungern mußte. Erfolgreich war ich darin, meinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Nun wünsche ich mir noch mehr jüngeres Publikum, das gern ins Café Korb kommt, und auch dieser Wunsch erfüllt sich immer mehr. Bei der Umsetzung der Idee, eine Artlounge im Café einzurichten, halfen mir mein Lebensgefährte Peter Weibel und andere Kunstfreunde.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin froh, Durchhaltevermögen zu haben, und auch schwierige Zeiten überstand ich. Ich schaffte es immer wieder, mich seelisch zu regenerieren, trotz so mancher Verluste. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Nervenstärke war bei mir immer angesagt. Es freut mich sehr, daß die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek eine Lobeshymne auf das Café Korb schrieb, und daß mediale Erwähnungen und Auszeichnungen für meine Art der Führung und Gestaltung des Cafés eintreffen. Das sind meine Erfolgserlebnisse. Gerne beobachtete ich Menschen, und diese Aufmerksamkeit war mir als Schauspielerin dienlich. Um mich herum waren immer Menschen aus der Kunst- und Literaturszene, und dies prägt den originellen Stil des Cafés. In unserem Lokal werden kulturelle Aktivitäten großgeschrieben. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Immer wieder konnte ich den Beobachtungen unterschiedlicher Menschen Wertvolles abgewinnen, ein nennenswertes Vorbild hatte ich allerdings nicht. Man wird als Frau sehr selbständig, wenn man vieles selbst in die Hand nimmt, und nur eigene Lebenserfahrungen bringen schließlich eigenständiges Denkvermögen mit sich.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Unser 14-köpfiges Team ist gut eingespielt, da wir täglich geöffnet haben. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ein Blick in die Augen sagt viel aus. Manche Mitarbeiter werden angelernt, das ist kein Hindernis, vorrangig ist für mich die Hingabefähigkeit eines Menschen an seine Arbeit.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich bin sehr sozial eingestellt, und wir gehen alle sehr flexibel miteinander um.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin seit Jahrzehnten mit Peter Weibel in einer harmonischen Lebensgemeinschaft, und wie jede andere Beziehung hatten auch wir Hochs und Tiefs zu meistern, und das gelang uns. Peter ist derzeit beruflich in Karlsruhe engagiert, und er war - wie ich - sehr engagiert und hatte teilweise vier Kunstprofessuren gleichzeitig inne. Kinder haben wir nicht, denn ich wäre wahrscheinlich eine Gluckenmutter geworden. Ein Kind in den Kindergarten zu geben, käme für mich nie in Frage.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich empfehle jungen Menschen, sich historische Dokumentationen anzusehen, die verdeutlichen und veranschaulichen, was Frauen von der Nachkriegszeit bis heute an Konstruktivem geleistet haben. Dies kann helfen, den Konsumtrieb zu zügeln, und zu wertvollen Einsichten führen. Begonnene Vorhaben soll man durchziehen und realisieren. Weiters ist der Erwerb von Fremdsprachen ein Plus, dies erweitert auch den persönlichen Horizont und kann neue Perspektiven bringen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Kleine Erneuerungen fallen in meinem Café ständig an. Der Stil der sechziger Jahre bleibt erhalten, doch in Technisches muß einfach immer wieder investiert werden. Neben meinen künstlerischen Hobbys treffe ich mich gern mit engen Freunden, wenn ich mich nicht gerade meinem Garten am Waldrand widme.
Ihr Lebensmotto?
Ehrlich sein bewährt sich!