Zum Erfolg von Ferdinand Schwingenschrot
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mit Erfolg verbinde ich das Erreichen von selbst gesteckten Zielen und Visionen unter den gegebenen Voraussetzungen. Erfolg ist für mich nicht unbedingt mit materieller und finanzieller Entlohnung gleichzusetzen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe mir oft gewünscht, interessante Projekte zu realisieren, und dies gelang auch, wie zum Beispiel in den Jahren 2000/2001 mit dem Bau des Millenniumstowers, wo übrigens außerordentlich hohes Innovationspotenzial umgesetzt wurde (Forschungsergebnisse der TU Innsbruck/ Prof. Tschemmernegg). Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Immer spielen dabei ein Quentchen Glück, ein Quentchen Talent, günstige Bedingungen und ideale Partner eine gewisse Rolle. Alle diese Bedingungen im Verbund ermöglichen, Projekte auf vollendete Weise durchzuführen. Ich wußte immer, daß ich etwas mit Technik studieren möchte, meine künstlerische Ader hielt ich nie so ausgeprägt wie meine technische, und so wurde ich Bauingenieur und nicht Architekt. Ich war bestimmt sehr selbstkritisch, und ich prüfte schon als Student immer wieder, ob ich auf dem richtigen Berufsweg bin. Meine Wahl war Gott sei Dank die richtige, und diese Feststellung motivierte mich sehr auf meinem weiteren Werdegang. Es galt im Laufe der Berufszeit jedoch auch, Durststrecken aus- und durchzuhalten. Auf Ausdauer und Hartnäckigkeit kam es dabei an, wie es auch bei anderen erfolgreicheren Menschen oft festzustellen ist. Ich blieb auf meinem Weg meinen Prinzipien und Werten treu und lehnte zum Beispiel Positionen ab, die politisch gefärbt waren. Nichtsdestotrotz habe ich anderen Menschen viel zu verdanken. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Es ist ratsam, Konzepte auf Erfahrungen aufzubauen, dennoch sind immer wieder Alternativen wichtig. Alternativ zu sein bedeutet im Grunde, kreativ zu sein. Im Stahlbau zählt die Mischung aus beidem, aus Imitation und aus Originalität. Mut, Risiko und Kreativität gehören dazu, um völlig neue Konzeptionen im Bau einzubringen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Vater lehrte mich sicherlich den Wert der Selbstdisziplin. Beeindruckend sind für mich Menschen wie Martin Luther King - seine mutige und besonnene Vorgehensweise ist mir in tiefer Erinnerung geblieben.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Beruflich erhielt ich Auszeichnungen, zum Beispiel bei der Errichtung des Millennium Towers oder des Klima-Wind-Kanals. Manchmal erhält man auch unerwartet Anerkennung - z.B. meinte ich bei meinem Abschied als Unterrichtender zu den Schülern (4. Klasse HTL), daß es schön wäre, wenn sie etwas von dem Gelernten später auch verwerten könnten. Daraufhin standen sämtliche Schüler spontan auf und applaudierten. Diese überraschende Geste berührte mich zutiefst. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Im Stahlbau ist technisches Know-how unabdingbar. Sehr gute Zeugnisse sind allerdings keine Gewähr dafür, daß jemand auch ein guter Statiker oder Projektmanager wird. Teamgeist und gute Menschenkenntnis zählen ebenso. Allrounder haben oft mehr Geschick und Kreativität als hochtalentierte Einzelgänger mit brillanten (Hoch-)Schulabschlüssen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Im Idealfall sind Mitarbeiter selbstmotiviert. Ich hoffe, daß unsere Vorbildwirkung die Eigenmotivation unserer Mitarbeiter hoch hält. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Gelassenheit hilft, mit dem oft gnadenlosen Wettbewerb umgehen zu können.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich versuche, Beruf und Privatleben, soweit möglich, klar zu trennen. Zumindest an den Wochenenden bin ich bemüht, für meine Familie da zu sein. Im Privaten lassen meine Frau und ich das Berufliche außen vor. Mittlerweile hat unsere jüngere Tochter Zwillinge geboren, und es macht mir auch Freude, mich mit den Enkelkindern zu beschäftigen. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich erkannte, daß es in der Baubranche viele Streitigkeiten gibt, die auch anders gelöst werden können. Deshalb absolvierte ich die Mediatorenausbildung, die für mich ein zweites Standbein bedeutet. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Mit konsequentem Auftreten soll man seine Ideen verfolgen, ohne sich ablenken zu lassen. Erfolge sind aber auch zu teilen. Man muß im Laufe des Berufslebens wie des Lebens im allgemeinen auch mit Enttäuschungen und Verlusten umgehen lernen. Diese gehören einfach dazu, und man muß seine Kraft immer wieder finden, um sich selbst aufrichten zu können. Ich erachte es ferner als bereichernd, Freunde zu haben, die einem Rückhalt geben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Die positive Fortführung und Erweiterung meiner momentanen Berufslaufbahn sowie die bestmögliche Vertretung des Unternehmens sind mir künftig ein bedeutendes Anliegen. Natürlich liegt mir meine Gesundheit und die meiner Familie als allgemeines Oberziel sehr am Herzen.