Zum Erfolg von Johann Plohberger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bestätigt das eigene Engagement, befriedigt damit die Unternehmerseele und motiviert zu neuen Taten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Meine Mutter rahmte mir zu Schulzeiten den Spruch ein: Alles, was dich nicht unterkriegt, macht dich stärker, und bis jetzt mußte ich mich noch nicht geschlagen geben.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Mein Vater hat mich diesbezüglich stark geprägt: Er forderte mich seit meiner frühesten Jugend sehr stark im Betrieb und gab mir alle seine beruflichen Fähigkeiten mit. Außerdem führte er mir durch sein eigenes Leben einen gewissen Biß bzw. großes Durchhaltevermögen vor Augen. Meine Frau steht, wenn auch manchmal mit Gegenargumenten, hundertprozentig hinter mir, und meine beiden Söhne unterstützen mich tatkräftig. In der Abstimmung der eigenen Meinung mit dem Wissen der Mitarbeiter kommt dann meistens etwas Brauchbares heraus.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Indem ich sie annehme und aufarbeite.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Jede wirtschaftliche Herausforderung, die gut gemeistert werden konnte, ist eine gewisse Befriedigung. Ein besonderes Erfolgsgefühl hatte ich, als ich es in den Jahren nach dem EU-Beitritt - eine Zeit, in der der österreichischen Malzindustrie ein kalter Wind entgegenblies, was noch durch eine von Trockenheit negativ beeinflußte Getreideernte gewaltig verschärft wurde - dennoch schaffte, mein Unternehmen auf Kurs zu halten. Das anschließend eingeführte Road-Pricing verlangte dann verstärkt eine Umorientierung, und die letzte EU-Erweiterung bringt nun ebenfalls wieder neue Herausforderungen und erzwingt Umgruppierungen in der Produktpalette.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich 1983/84 den Neubau der Mälzerei begann, der mich mehr kostete als mein Unternehmen umsetzte, traf ich eine gute Entscheidung. Ich nützte die Chance, eine nahezu neue Mälzereianlage in Holland abzubauen und so ein Vielfaches der Anschaffungskosten bei der technischen Einrichtung zu sparen. Zudem konnte ich meine technische Erfahrung verwirklichen und so den Betrieb sehr flexibel machen.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Als kleiner Betrieb ist man gezwungen, Neuerungen und Neuentwicklungen zu bringen um die Nase wieder eine zeitlang vorne zu haben. Dies sehe ich z.B. jetzt mit unserem glutenfreien Bier (BEER Up), das mein Sohn Christian als Jungunternehmer mit seiner eigenen Firma seit einem Jahr in Österreich und international vertreibt. Diese Entwicklung für eine dauerhafte Bierqualität aus den an und für sich unkonventionellen Rohstoffen Hirse-, Buchweizen- und Maismalz konnte fast nur im Familienverbund so funktionieren, da die uns selbst auferlegten Reinheitsansprüche (Glutenfreiheit unter der Nachweisgrenze von 0,5 ppm im Bier) enorm hoch sind. Bei einer täglichen Dosis von über 10 ppm Gluten von Weizen, Gerste, Hafer, Dinkel, Kamut oder Roggen (fast alle Getreidearten) kann ein von Zöliakie Betroffener auf längere Sicht Probleme bekommen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Für 64 Prozent Energieeinsparung beim Neubau der Mälzerei erhielt ich 1992 beim ETA-Award den 1. Preis für Betriebe unter 100 Mitarbeiter, der mir vom damaligen Wirtschaftsminister Dr. Wolfgang Schüssel überreicht wurde.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Auf den Export ausgerichtete Malzproduktionsüberkapazitäten am europäischen Malzmarkt kämpfen mit dem niedrigen Dollarkurs am südamerikanischen und asiatischen Markt, während sich der russische Markt durch eigene neue Mälzereien verselbständigt. Dazu kommt ein gewisser Konsumrückgang bei Bier in Europa. Anstatt Kapazitäten zurückzunehmen, wird noch munter weitergebaut - ein wirtschaftliches Klima, das einem so manche betriebliche Schlankheitskur auferlegt und auf neue Ideen bringt.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich betreibe Österreichs einzige private Handelsmälzerei, und gottlob hat die Qualität aus dem österreichischen Braugetreide mit dem besonders gesunden Aufwuchs in manchen Brauereien noch Vorrang vor ausländischen Spot(t)preisangeboten und sichert so einigen österreichischen Landwirten die Existenz.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne gute, engagierte Mitarbeiter hat ein Unternehmen in unserer harten Branche in der heutigen Zeit auf Dauer keine Überlebenschance.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Es hat sich mit der Zeit ein sehr fester Mitarbeiterstamm gebildet. Wichtig sind mir neben der Zuverlässigkeit die Loyalität zur Firma, Flexibilität und Selbständigkeit.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Nachdem ich beinahe alle Arbeiten auch selbst durchgeführt habe, kenne ich die Leistungsmöglichkeit und überfordere meine Mitarbeiter nicht. Für besondere Leistungen und Ideen gibt es auch Prämien.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Das ist je nach Persönlichkeit des Mitarbeiters verschieden. Teilweise kommt ein echt familiäres Vertrauensverhältnis zum Tragen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Höchste Qualität und Produktsicherheit sind die Maxime unseres Unternehmens. Ferner zählen die Flexibilität und teilweise unkonventionelle Produktentwicklungen zu unseren Stärken.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Als Kleinbetrieb muß man schneller reagieren und den Kunden die gewünschten Produkte liefern.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Familie hat sich weitgehend dem Betrieb der Mälzerei angepaßt. Stillstand wegen längeren Urlaubs gibt es bei uns nicht. Man kann auch gemeinsame Stunden und Tage intensiv nutzen und genießen.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich nütze das Seminarangebot der Branche. Da die Brau- und Malzbranche gut mit Literatur versorgt wird, versuche ich auf dem neuesten Stand zu bleiben. Zudem ist mein Kontakt zur TU-München bzw. zu früheren Kollegen und heutigen Professoren nie abgerissen. Ferner verfüge ich auch über ein ansehnliches Arsenal an Fachbüchern.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Jede Generation sucht sich ihren eigenen Weg und läßt sich nicht unbedingt beeinflussen. Ein junger Mensch sollte einfach seine Aufgaben meistern und Lösungen finden. In der Familie kann man nur durch positive Vorbildwirkung dauerhaft punkten. Die Jugend macht sich darüber selbst ihr Bild.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Da mein Sohn Christian sich bereit erklärt hat, die Firma zu übernehmen, sehe ich für mich noch kein direktes Pensionslimit. Im Gegenteil. Mein Kopf ist voller Pläne. Ich möchte, daß die betriebliche Entwicklung kontinuierlich weitergeht und mich in einigen Jahren langsam aus dem aktiven Firmenleben zurückziehen.