Zum Erfolg von Oliver Fraenkel
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
In jüngeren Jahren war es der Reiz der Selbständigkeit und natürlich auch das Geld. Das hat sich im Laufe der Zeit verändert. Erfolg bedeutet heute für mich, glückliche Gäste zu sehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich eine Popgruppe bewirte, Politiker oder jemanden, der seinen Geburtstag feiert. Das Entscheidende ist, daß die Gäste ein paar unbeschwerte Stunden bei mir verbringen und beim Heimgehen sagen: Oliver, wir hatten einen wunderbaren Abend, das hast du toll gemacht. Darüber freue ich mich, und das ist mein Erfolg. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Kontinuität, eiserner Wille und die Fähigkeit, sich etwas vorzustellen, Ideen und Träume zu visualisieren. Ich stelle mir vor, wie das Gefühl ist, wenn Gäste zu mir kommen, gut essen, sich geborgen fühlen, und dann glücklich heimgehen. Das ist meine Welt, da fühle ich mich wohl, das ist mein Erfolg.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Anfangs war ich im wahrsten Sinne des Wortes ein Getriebener, mittlerweile bin ich etwas gelassener geworden. Aber vieles ist gleich geblieben. Weil die Gäste nicht immer von alleine kommen, verwende ich neben dem Alltagsgeschäft doch viel Zeit darauf, die verschiedensten Leute anzurufen. Irgendwann ruft dann ein Musikproduzent zurück und sagt, er kommt mit den Flying Pickets oder Depeche Mode zu mir. Dann sind alle Anstrengungen vergessen, ich packe die Sache mit vollem Einsatz an. Auch wenn der Kühlraum plötzlich ausfällt oder jemand in der Küche krank wird, was nicht lustig ist, macht es dennoch Spaß, diese Herausforderungen anzunehmen und einfach sein Bestes zu geben. Meine Philosophie ist einfach: Nicht in Problemen zu denken, sondern in Lösungen. Als Wirt muß man eine unverwechselbare Persönlichkeit sein und seinen Betrieb immer auch mit den Augen des Gastes sehen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Darüber habe ich nie nachgedacht. Mich hat immer mehr interessiert, wenn ich nicht so erfolgreich war, und man mir das auch sagte. Es ist speziell in der beruflichen Selbständigkeit ein altes Leiden: Wenn man glaubt, erfolgreich zu sein und es geschafft zu haben, dann geht es oft ganz schnell wieder bergab. Es gibt immer Ups and Downs, wichtig ist der Schnitt, den es zu halten gilt. Je höher der Schnitt, umso schwieriger ist es, ihn zu halten.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Originalität ist besser. Imitation kann kurzfristig jemanden beeindrucken, auf lange Sicht verliert man seine Persönlichkeit, und nur die zählt. Ich möchte immer nur der Oliver bleiben.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Zweifellos hat mich meine Mutter sehr geprägt. Ein großes Vorbild war auch meine Großmutter, die sehr geduldig war und immer ein Lächeln auf den Lippen hatte, egal wie schwierig die Situation auch schien.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In der New York Times wurde einmal über mich geschrieben. Das war bestimmt eine große Anerkennung, die auch wirtschaftlich von Nutzen war, weil ich dadurch interessante Leute kennenlernte. Schön war auch die Akzeptanz während meines Auslandsaufenthaltes in Chicago, wo ich merkte, daß man mit einem guten Schmäh und Persönlichkeit überall Freunde gewinnen kann.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? In der Gastronomie wird es immer schwieriger, seine Mitarbeiter damit zu motivieren, daß es nicht nur um Geld geht, sondern um die Befriedigung, etwas geschaffen zu haben. Zu viele wollen drei Monate viel Geld verdienen, die Philosophie des Gastgebers ist ihnen dabei leider fremd. Das Schönste ist doch, wenn man Anerkennung durch seine Gäste und seine Umgebung bekommt. Wenn man seine Arbeit in diesem Sinne und mit Freude macht, kommt das Geld von allein. Jeder hat Probleme, aber der Gast kommt, um seine daheim lassen zu können. Wer in der Gastronomie erfolgreich sein will, muß das auch tun.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mit einem Schmäh zur rechten Zeit und indem ich selber so viel Spaß an der Arbeit habe, daß es ansteckend ist.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Bei uns kann man sich bei einem guten Essen wohlfühlen und seine Alltagssorgen vergessen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich bin froh, daß es sie gibt. Denn, obwohl es manche nicht glauben: wenn einer ein Geschäft macht, machen alle ein Geschäft.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Prioritäten beginnen sich zu verschieben. Bisher war ich ausschließlich mit der Gastronomie verheiratet, aber ich spüre, daß es daneben etwas gibt, was mindestens ebenso wichtig ist. Für eine Beziehung oder eine eigene Familie muß man bereit sein. Das war bei mir lange Jahre nicht so.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich empfinde es als etwas vermessen, der nächsten Generation einen Rat zu geben. Das hat schon bei meiner Generation nur mit wechselndem Erfolg funktioniert. Ich wünsche mir, daß jeder seinen Weg geht und damit nicht zu lange wartet. Viele sagen heutzutage mit zwanzig, daß sie mit dreißig entscheiden werden, was sie machen wollen. Was sie dabei vergessen: Ein Dreißigjähriger hat nicht mehr die Kraft eines Zwanzigjährigen. Reisen erweitert den Horizont und schärft den Weitblick.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein oberstes Ziel ist es, eine eigene Familie zu haben, und gemeinsam glücklich zu sein. Ich wünsche mir Gesundheit für meine Mutter und natürlich weiterhin ein gutes Geschäft.
Ihr Lebensmotto?
Carpe diem - Nutze den Tag.