Zum Erfolg von Dieter Nemetz
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, so glücklich zu sein, daß ich mich mit Freude meinem Privatleben widmen und meinen Beruf ausüben kann. Dahinter steckt natürlich auch geschäftlicher Erfolg. Solange dieser vorhanden oder in Sichtweite ist, kann man sich auch entsprechend motivieren. Am wichtigsten bleibt aber ein glückliches Familienleben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich weiß mittlerweile, welche Fährnisse die derzeitige Wirtschaft und im speziellen die mittelständische Gußzulieferbranche birgt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater. Seine Weltanschauung hat mich zutiefst beeindruckt und geprägt. Ich bin quasi in der Gießerei aufgewachsen und durfte schon als Kind im Quarzsand spielen. Ich empfinde den Geruch von den diversen Bindemitteln in einer Gießerei nicht als unangenehm. Für mich ist es gleichzeitig alltäglich und immer noch faszinierend, flüssiges Eisen zu sehen, von dem wir derzeit täglich in drei Schichten 50 Tonnen herstellen. Ich bin sehr stolz auf die Ergebnisse meiner Familie und meiner Leute Arbeit. Es ist ausnehmend befriedigend, anhand einer zweidimensionalen Zeichnung ein dreidimensionales Objekt beinahe jedweder Kontur und Größe schaffen zu können.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich sondiere in einem persönlichen Vorstellungsgespräch, inwieweit ein Bewerber oder eine Bewerberin für eine vakante Stelle in Frage kommt. Wichtig ist, wie kontinuierlich der bisherige Lebensweg war und freilich, ob zudem eine einschlägige Ausbildung absolviert wurde. Vom aktuellen hire and fire-Modus halte ich gar nichts, weil ich individuelle und aufgabenspezifische Entwicklungen brauche und schätze.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Erstens motiviere ich sie durch eine faire Entlohnung, weil mir natürlich von eigenen Praktika vor Ort bewußt ist, daß in einer Eisengießerei keine leichten Arbeitsbedingungen herrschen. Zweitens lege ich Wert auf einen transparenten Führungsstil, indem ich meinen Mitarbeitern Zusammenhänge verdeutliche und sie an wichtigen Entscheidungen teilhaben lasse.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir erhielten uns die Vielseitigkeit und leisteten nicht dem derzeit modernen Auslagerungswahnsinn Folge. Es ist und bleibt ein großer Fehler, sich koste es, was es wolle aller mühsamen Teilschritte zu entledigen, deren Funktionieren unserer Kernkompetenz Eisengießen zugrunde liegt. Freilich kaufe ich mitunter aus Kostengründen zu, um die Fertigungstiefe zu steigern, aber ich habe z.B. nie die Kompetenz für Modellplanung, -bau und damit Reaktionsfähigkeit abgegeben. Meine umliegenden Kunden werden just in time noch immer mit dem eigenen LKW beliefert. Die Summe dieser Faktoren ergibt Problemlösungskapazität und Flexibilität, die meine Kunden aus dem Großmaschinenbau wieder zu schätzen gelernt haben. Sie sind insgeheim froh darüber, in Österreich einen kompetenten Partner zu haben, der einschätzen kann, was ein Gußbauteil im speziellen Fall können muß, und der bereits in der Konstruktionsphase beraten und Aufträge rasch und effizient durchführen kann. Noch immer wird hier insbesondere bei Mittelserien von der Wirtschaft ein Vielfaches mehr an intelligentem Einsparungspotential liegengelassen, als die Verlagerung in Billiglohnländer bringen kann. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich verfüge über eine gute Gesprächsbasis zu vielen meiner Konkurrenten. Es ist nur noch eine relativ kleine Familie unabhängiger marktorientierter Gießereien in Österreich, da es im Zuge der Globalisierung große Bereinigungen gegeben hat. Von den 60 Eisengießereien der Nachkriegszeit sind heute noch maximal zehn übrig, die Mehrheit davon hoch spezialisiert.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau steht hundertprozentig hinter mir und hält mir den Rücken frei. Wir genießen jede gemeinsame Stunde im Kreise der Familie.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wir haben von unseren Vorvätern ein Unternehmen mit der Verpflichtung übernommen, Grundwerte wie Tradition, Fleiß und Aufrichtigkeit zu leben, Werte zu schaffen und an unsere Nachfahren weiterzugeben. Das Tempo der Wirtschaft wird immer größer und bedingt einen immer höheren Grad an Flexibilität. Weiters erhalten Themen wie Umwelt- und Gesundheitsschutz einen wachsenden Stellenwert. Den resultierenden Herausforderungen müssen sich künftige Generationen ernsthaft stellen und mit Einsatz und Innovation auch bewältigen. Ich rate der nächsten Generation, unverkrampft ihren eigenen Weg zu finden und selbstbewußt zu gestalten. Wir verfügen über jahrhundertealtes Know-how, das in Kombination mit moderner Fertigungstechnologie und einer schlanken Verwaltung den fruchtbarsten Boden für Zukunftserfolge bietet - wenn man es nur sorgfältig pflegt, weiterentwickelt und vor allem die vielen positiv mitwirkenden Menschen fördert. Leider wird es zunehmend mühsamer, die besonders in Europa überbordende Phalanx der unproduktiven Trittbrettfahrer abzuwehren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe mir zum Ziel gesteckt, der sechsten Generation ein gesundes und unabhängiges Unternehmen mit einer motivierten Mannschaft zu übertragen. Die Chancen zu kreativer Führung, gegebenenfalls auch für einen Richtungs- oder Branchenwechsel sind viel wichtiger als Wachstum oder Geld um jeden Preis.