Zum Erfolg von Rainer Gärtner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
In ärmlichen Verhältnissen und dennoch glücklich aufgewachsen, mußte ich einen guten Notendurchschnitt erreichen, um Anspruch auf ein Stipendium zu haben. Damit wurde mein Ehrgeiz geweckt; vorher wußte ich eigentlich nicht, worum es im Leben geht. Erfolg mußte nur für mich selbst erkennbar sein, oft hat man ihn von außen nicht gesehen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich denke, daß die nächsten zwei, drei Generationen sagen werden: Es war der Gärtner, der die Straußenfarm gegründet hat. Dann wird der Erfolg verhallen. Wir können 12.000 Besucher pro Jahr verzeichnen, und bereits 50 Prozent des Absatzes machen wir mit Privatkunden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
In der Straußenzucht hatten wir anfangs auch Negativwerbung, die uns aber schließlich doch sehr zugute kam. Mir war wichtig, etwas auf die Beine zu stellen, das andere nicht konnten. Ich will den Dingen auf den Grund gehen, zur Ursache vordringen und daraus meine Lehren ziehen. In der Botanik und in der Tierhaltung ist diese Vorgangsweise, verbunden mit einschlägiger Bildung, ein notwendiger Erfolgsfaktor. Einer meiner Söhne tritt bereits in meine Fußstapfen. Unsere berufliche Herausforderung ist breit gestreut, denn es ist gut, sich nicht nur auf ein Produkt zu verlegen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich maturierte, war das ein großer Erfolg für mich, weil nicht viele Gleichaltrige die Matura ablegten.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Entscheidung, Strauße zu züchten, war meine bisher einschneidendste. Inzwischen fällt Südafrika als Konkurrent weg, weil es in diesem Land die Vogelgrippe gibt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Mutter unterstützte mich schon in jungen Jahren, meine Ideen, etwa den Anbau von Erdbeeren und die Imkerei, ernstzunehmen. Beruflich war mir mein Vater ein leuchtendes Vorbild, der sein Leben lang unglaublich ehrgeizig war. Meine Frau trägt einen wesentlichen Anteil an unserem Erfolg, denn sie gab mir immer Rückendeckung und Selbstvertrauen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Menschen, die mich schon lange kennen, sprechen mich oft darauf an, daß es unglaublich ist, was aus meinem Betrieb geworden ist, aber mir ist dieses Lob fast unangenehm. Daß ich Erfolg habe, merke ich außerdem an der Unfreundlichkeit der Nachbarn.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich bin sehr selbstkritisch, daher fällt es mir auch schwer, meine Mitarbeiter zu loben.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir zeichnen uns durch die sehr hohe Qualität unserer Produkte aus. Mit Massenproduktion hätte ich Probleme, daher setze ich schon lange auf biologische Truthühnerzucht. Daß Straußenfleisch sehr gesund ist, wußten bereits die Ägypter und die Römer, auch Hildegard von Bingen hat darauf hingewiesen. Nicht ohne Grund: es hat kaum Fett und wenig Cholesterin. Das Straußenland hat sich zum Ausflugsziel entwickelt und ist bei Familien sehr beliebt. Immer mehr werden wir von den Senioren entdeckt, die auch den nötigen finanziellen Hintergrund haben, sich Straußenfleisch leisten zu können. Im Zuge dessen halte ich Vorträge, im Rahmen derer ich mein umfassendes Know-how weitergebe.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Internationale Konzerne haben uns vor allem im Bereich der Putenzucht stark zugesetzt, aber grundsätzlich verhalte ich mich der Konkurrenz gegenüber sehr freundlich. Beispielsweise entsteht jetzt innerhalb der Region eine weitere Straußenfarm, wobei ich dem Betreiber zur Seite stand.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich führe den Betrieb gemeinsam mit meiner Frau, die sich aber oft beklagt, daß ich für die Tiere mehr Zeit als für sie habe. Wir fahren regelmäßig auf Urlaub, wozu wir jeweils im Jänner ausgiebig Zeit haben.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
In der Vergangenheit besuchte ich Kongresse in Holland und Deutschland, war sehr wißbegierig und wollte bei meinen vielen Südafrikareisen alles über das Thema Straußen erfahren. Heute gebe ich mein Wissen im Rahmen von Vortragsreisen und Seminaren selbst weiter.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es fällt mir auf, daß sich die Jugend nicht wirklich für etwas interessiert und daß ihr der nötige Weitblick fehlt, wobei es natürlich Ausnahmen gibt. Wichtig ist eine gute Erziehung. Einem jungen Menschen würde ich außerdem ans Herz legen, viel zu reisen, weil Reisen bildet.
Ihr Lebensmotto?
Möge dir stets der Optimist als Vorbild gelten und mögest du dich nie vom Pessimisten verleiten lassen.