Zum Erfolg von Leopold Hofbauer-Schmidt
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich betrachte Zufriedenheit zwar als höchsten Reichtum, aber nicht ohne Grund heißt es Stillstand ist Rückschritt, daher setze ich mir unmittelbar nach Erreichen eines klar definierten Zieles wieder das nächste. Ich sehe sehr bewußt, wenn ich erfolgreich abschneide, und schöpfe Kraft aus meinen Erfolgen. Ich bin ein Freund der kleinen Schritte.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, obwohl die Mitstreiterriege eine große ist. Offiziell gibt es in Österreich 40.000 Weinbaubetriebe, man spricht aber von weiteren 4.000 selbstvermarktenden Winzern.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Von Modetrends oder Newcomer-Weinsorten halte ich nichts, vielmehr lege ich Wert auf klassische, traditionelle Weine. Mit heimischen Weinen können wir den Ton angeben.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Man muß mit der Zeit gehen, sonst geht man mit der Zeit. Jeder Jahrgang ist eine neue Herausforderung, aber auch eine neue Chance, und keiner gleicht dem anderen. Nach 20 Berufsjahren kann ich das behaupten.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erfolg hat viele Gesichter, wobei ich meine, daß der goldene Mittelweg sinnvoll ist. Das Gefühl, erfolgreich zu sein, hat sich nach und nach eingestellt.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Mein Weg war relativ einfach zu beschreiten, dennoch muß ich ihn gehen und die nötigen Entscheidungen treffen. Man weiß eigentlich erst im nachhinein, ob alles richtig war. Ich habe vor Jahren schon für die Beibehaltung der landestypischen Weine - Grüner und Roter Veltliner - plädiert, und damit lag ich richtig.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Auf lange Sicht gesehen ist nur Originalität erfolgversprechend. Auf kurzfristige Schlagzeilen lege ich keinen Wert, denn nach einem kurzfristigen Aha-Effekt steht man als Winzer enorm unter Druck und kann ihm vielleicht nicht standhalten. Ich habe mein Leben lang vorausschauend geplant und bin wenig risikofreudig.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine Vorfahren prägten meinen Werdegang: ich bin bereits die siebente Generation von Winzern.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich kenne alle meine Kunden persönlich, obwohl es mittlerweile 1.200 sind. Ich betrachte den Kundenkontakt als enorme Bereicherung und glaube, daß ein Stammkunde an sich schon ein Lob darstellt.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Die Landwirtschaft als solche hat an Stellenwert verloren, die Achtung des Berufsstandes läßt zu wünschen übrig, und das Image muß verbessert werden. Hierbei kann ich auch die Politiker von einer gewissen Schuld nicht freisprechen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Gut ausgewählte Saisonarbeiter erleichtern die Arbeit sehr. Ich habe schon jahrelang ein eingespieltes Team, dem ich vertrauen kann.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere zum einen Teil mit Geld, zum anderen durch das Delegieren von Aufgaben und die damit verbundene Verantwortung, die die Identifizierung mit dem Betrieb begünstigt.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir sind ein schlanker Betrieb mit relativ wenigen Fixkosten, daher können wir sehr flexibel agieren. Wir betreiben seit vielen Jahren kontrollierten integrierten Weinbau, einer anerkannten Methode mit Gründüngung, die ohne chemische Schädlingsbekämpfung auskommt.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Man kennt die Mitbewerber und ihren Werdegang recht gut, mißt sich an ihnen und möchte an der Spitze sein.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Familie gibt mir Kraft, und alle meine Kinder sind tüchtig. Ohne sie würde ich das Leben trost- und sinnlos finden. Berufliches und Privates vermischen sich gerade in diesem Metier und bilden eigentlich eine Einheit, was nicht immer nur Vorteile hat.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man verbringt die meiste Zeit in seinem Beruf, daher ist die Liebe dazu der entscheidende Faktor. Wer Freude an seinem Beruf hat, geht zufrieden durchs Leben. Ebenso wichtig ist die Wahl des Lebenspartners. Die innere Stimme kann bei beidem helfen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Die Größe des Betriebes möchte ich so belassen, an der Effizienz und der Qualität werden wir aber ständig arbeiten. Dann können die Kinder unser Lebenswerk übernehmen.