* Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hermann Katinger
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Zur Person
Service
Zur Karriere
Zur Karriere von Hermann Katinger
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte das humanistische Gymnasium im Stift Melk sowie das Gymnasium St. Pölten, wo ich 1959 maturierte. An der Universität Wien begann ich zunächst das Studium der Volkswirtschaft, wechselte nach Ableistung des Präsenzdienstes an die Universität für Bodenkultur und studierte dort Gärungstechnik, heute Biotechnologie; eine Fachrichtung, die ich später stark mitprägte. 1966 beendete ich dieses Studium mit der Graduierung zum Dipl.-Ing., 1970 erfolgte meine Promotion. Da das elterliche Unternehmen 1961 in Konkurs ging, mußte ich mir mein Studium selbst finanzieren und war daher als LKW-Fahrer, als Werkstudent in Schweden und zwei Jahre als Leiter eines Wiener Supermarktes tätig. Meine Freundin und spätere Ehegattin Klothilde hat mich nicht nur in dieser schweren Zeit, sondern auch später enorm gestärkt. Meine erste Beschäftigung an der Universität für Bodenkultur übte ich als Vertragsassistent in der Lebensmitteltechnologie aus. Nach einem Jahr wechselte ich in die Mikrobiologie und übernahm die provisorische Leitung dieses Institutes. Mein Vorgänger, Armin von Szilvinyi, eine große ungarische Persönlichkeit, wurde von Joseph Meyrath aus Glasgow abgelöst. Ich war bis 1979 Assistent, dann erhielt ich zwei Angebote, wurde aber nach dem plötzlichen Tod von Herrn Meyrath nach meiner Bewerbung 1980 Ordinarius. Ich entschied mich, an der Universität zu bleiben, wo ich ein Institut mit einer passenden Infrastruktur gründen konnte. Bereits 1977 wurde ich außerordentlicher Professor. Bis heute leite ich das Institut für angewandte Mikrobiologie. In den frühen Tagen meiner Aktivität an diesem Institut der Universität für Bodenkultur beschäftigten wir uns hauptsächlich mit Fermentationstechnik für die Herstellung von Eiweißfuttermittel, Alkohol, Biogas und Enzymen. Diese Tätigkeit verlagerte sich später mehr in den biopharmazeutischen Bereich. Ich war damals europaweit der erste, der Säugetierzellen für die technische Erzeugung von Biopharmazeutika verwendete. Wir stellten Interferon her und bauten eine Fabrik für Boeringer auf. Ich hatte einen Freund in Basel, den späteren Nobelpreisträger Georg Köhler, von dem ich die Herstellung monoklonaler Antikörper, eine damals revolutionäre Technologie, übernahm. Damals, 1975, war dies der Start und der Siegeszug in die neue Ära der Biopharmazeutika - momentan sind monoklonale Antikörper die meist verwendete Kategorie von modernen Biopharmazeutika überhaupt. Wir hatten viele Geheimabkommen mit Pharmafirmen weltweit, und ich war hoch anerkannt. Seit 1992 gibt es die Polymun Scientific GmbH, die ich als alleiniger Gesellschafter gründete. Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung von Bioprozessen und Produkten für klinische Prüfung. Die Polymun erzeugt klinische Produkte in einer Qualität, die auch für die Anwendung am Menschen geeignet sind. Unter anderem stellte ich Antikörper zur Krebsbehandlung von Kindern her, die in europäischen Studien weiter erforscht werden und bereits im St. Anna Kinderspital angewandt werden. Polymun arbeitet auch an Impfstoffen und hat eine Unzahl von Dissertationen finanziert. Polymun ist meine Firma und gibt mir Bewegungsfreiheit. Wir sind auch in europäische Impfstoffprojekte gegen HIV eingebunden.
Zum Erfolg
Zum Erfolg von Hermann Katinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg basiert darauf, etwas zu probieren und umzusetzen; etwas Neues entstehen zu lassen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wir konnten das Institut für angewandte Mikrobiologie an der Universität für Bodenkultur zu einer Institution machen, die internationale Anerkennung genießt. Ich war damit nur erfolgreich, weil ich ein gutes Team zusammenstellte, das integrativ zusammenarbeitet.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend waren meine gute Erziehung mit viel Entscheidungsfreiheit sowie meine robuste körperliche Konstitution. Gesundheit ist für jeden beruflichen Erfolg Voraussetzung.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? In der modernen Medizin gibt es viele ungelöste Probleme, wie Krebs, HIV oder neue Viren. Es ist notwendig, neue Wege einer persönlichen Therapie zu gehen, die zentralistische Versorgung mit Pillen ist auf die Dauer nicht zielführend. In Zukunft werden Stamm- und Immunzellen eine wichtige Rolle spielen. Die Stammzellenforschung wird in Österreich aus sogenannten ethischen Gründen leider noch stiefmütterlich behandelt.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Die meisten Mitarbeiter, die ich aufnehme, kenne ich schon lange aus Vorlesungen und von Dissertationen. Sie müssen einen guten Charakter haben und absolut zuverlässig arbeiten.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich bilde mich ständig fort und betrachte wissenschaftliche Kongresse als meine wichtigste Fortbildung. Wir führen wöchentlich systematische Seminare durch, denn durch geleistete Arbeit wird man motiviert.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Mein Rat lautet, das zu machen, was man gerne möchte, aber das ordentlich. Mit einem Handwerk kann man sehr wohl auch heute glücklich werden, Sprachen, vor allem Englisch, sind sehr wichtig. Besonders in der Wissenschaft werden nur mehr englische Publikationen akzeptiert. In Zukunft kommen vermehrt asiatische Sprachen dazu.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte einen wohlgeordneten wissenschaftlichen Haushalt übergeben und mich nach 2009 mehr um meine Firma Polymun kümmern.
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