Zum Erfolg von Anton Mariacher
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, daß meine Arbeit vom Kunden, vom Bauherrn, unterstützt und von der Öffentlichkeit anerkannt und diskutiert wird. Erfolg bedeutet für mich neben der Selbstbestimmung, welche Projekte ich bearbeite, auch freie Zeiteinteilung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Grundsätzlich sehe ich mich als erfolgreich, auch wenn ich bei meiner Arbeit Kompromisse eingehen muß. Häufig sind es die Kosten bei der Umsetzung, die der Kreativität Grenzen setzen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich sehe mich als Partner, Berater und im Idealfall auch als Freund der Bauherren. Außerdem bin ich flexibel. Ich versuche, bestmöglich auf den Kunden einzugehen, um seine Wünsche zu realisieren. Das bedeutet natürlich auch, daß ich Projekte überarbeiten muß. Ich suche daher eine gestalterische Grundlinie, die Spielraum für Veränderungen offenläßt. Hinzu kommt, daß ich ein sehr gutes Raumgefühl mitbringe.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Durch Zuhören. Ich mache üblicherweise ein Startgespräch und lasse dann das Thema ruhen, damit es wirken kann und sich der Kunde selbst darüber Gedanken machen kann. Dann erarbeiten wir gemeinsam eine Grundlinie. Beim sozialen Wohnbau stehen die Vorgaben üblicherweise schon fest. Grundsätzlich ist mein Umgang mit Herausforderungen folgendermaßen: Ich mache zwei Schritte auf die Herausforderung zu, gehe dann aber meist einen Schritt zurück, um das Ganze nochmals mit etwas Abstand zu betrachten. Erst, wenn die Vorstellung Formen angenommen hat, setze ich sie konkret um.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Seit ich mich selbständig machte, habe ich einige Projekte erfolgreich realisiert, spontan fallen mir da vor allem zwei Einfamilienhäuser sowie eine Wohnanlage in Villach ein, die ich erfolgreich geplant habe. Zudem bin ich besonders stolz auf meine Gedankenarbeit bei Wettbewerben, die allerdings nicht honoriert wird.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine erfolgreiche Entscheidung war, ein bestimmtes Projekt abzulehnen. Im nachhinein stellte sich heraus, daß diese Entscheidung richtig war. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Originalität! Natürlich kann es vorkommen, daß etwas ähnlich wird wie etwas schon Vorhandenes, doch das sollte Zufall sein und nicht Imitation. Das einzige, was ich für legitim halte, ist, wenn man sich inspirieren läßt. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ein Kollege in Wien, an dem ich die Konsequenz bei Entscheidungen bewundere, und ein Kollege in Graz, dessen kritische Hinterfragung der Architektur ich schätze. Beide haben meinen beruflichen Lebensweg geprägt. Abgesehen davon gibt es einige große Architekten, die ich sehr bewundere, darunter Le Corbusier. Die Kraft, die aus seinen Projekten spricht, wie man sie beispielsweise an der Kirche Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp spüren kann. Auch seine Entwicklung in der Architektur ist erstaunlich. Anfangs arbeitete er nach einem strengen Modulor und wurde im Laufe der Zeit immer großzügiger, entwickelte eine freie Form, sein Geist schweifte immer mehr aus. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Die Gesellschaft hat für unsere Branche viele Klischees parat, wie zum Beispiel: Architekten sind zu teuer, Architekten bauen zu aufwendig oder Architekten handeln egoistisch und gehen nicht auf die Interessen der Bauherren ein. Ein weiteres Problem ist, daß die Entscheidungsfindungen - vor allem im öffentlichen Bereich - immer komplizierter werden und immer länger dauern. Was früher drei Monate in Anspruch nahm, dauert heute ein Jahr. Wir Architekten leisten da Vorarbeit, und manchmal ist diese vergebens. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir gehen auf die Anliegen der Kunden ein. Unser Unternehmen ist so strukturiert, daß sich der Kunde auf uns verlassen kann, wir versäumen keine Fristen und Termine.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin leicht versucht, bis spät in die Nacht hinein zu arbeiten, und mag es nicht, wenn etwas liegen bleibt. Meine Projekte sind auch meine Babys, mit ihnen verbringe ich viel Zeit. Da muß ich mich dann schon einmal überwinden, um mich von der Arbeit loszureißen. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich denke, die innere Zufriedenheit wäre ein Ziel, das die jungen Menschen anpeilen sollten, denn unsere Zeit wird immer schnellebiger. Man sollte wieder Grundwerte finden und sich nicht auf dieses geistige Verwirrspiel einlassen, das uns in Form von Fernsehen, Video- und Computerspielen usw. unserer Freiheit beraubt.
Ihr Lebensmotto?
Weniger ist mehr.