Zum Erfolg von Annemarie Prinzessin von und zu Liechtenstein
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich zufrieden bin und den Eindruck habe, die Dinge im Griff zu haben, bedeutet das für mich Erfolg. Ganz im Griff hat man die Dinge ja nie, aber der Glaube daran gibt mir schon das Gefühl, erfolgreich zu sein. Erfolg bedeutet für mich auch, wenn ich mich im Kreise von Freunden hinsetzen und ein gemütliches Gespräch führen kann. Bei wahnsinnig beschäftigten und erfolgreichen Menschen hege ich eher den Verdacht, daß sie aus Frust oder Unzufriedenheit heraus handeln.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin zufrieden, und wenn Zufriedenheit Erfolg bedeutet, dann ja.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hinterfrage jede meiner Handlungen vorher und nachher und lerne aus meinen Fehlern. Auch beobachte ich die Menschen um mich herum und versuche ständig dazuzulernen - ob es nun um wirtschaftliche oder private Entscheidungen geht. Festgefahrene Muster, die man übernommen hat, muß man für sich durchleuchten und dann zwischen Gut und Böse unterscheiden. Viel Denkarbeit steckt dahinter, und man muß sich an die Erkenntnisse halten. Doch das ist der Schlüssel zum Erfolg.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich sage Hurra! und stelle mich gerne den Herausforderungen. Zuerst verschaffe ich mir einen Überblick über die Sachlage, dann kommt die Planungsphase, und schließlich mache ich mich an die Arbeit.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich bin eine Anti-Emanze und sage: Entweder ist man ein selbständig denkender Mensch, oder man ist es nicht. Auch als Frau muß ich mich qualifizieren, und zwar dort, wo meine Talente liegen. Das ist der springende Punkt. Wenn man an sich negative Anlagen entdeckt, muß man daran feilen. Ich war beispielsweise ein unverläßlicher Mensch, diese Anlage habe ich von meinem Vater mitbekommen. Aber daran habe ich gearbeitet, und heute bin ich verläßlich und pünktlich. Mit meinem Geschlecht hat das nichts zu tun.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ob eine Entscheidung gut oder schlecht war, kann man erst nach einem Leben sehen, denn das beurteilen erst die anderen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Das war ganz bestimmt mein Mann. Mein Mann hat mich nie beeinflußt, er war einfach da, als korrekter und gefestigter Mensch, der niemandem etwas vorgibt und von niemandem etwas verlangt. Dank ihm und meiner Kinder konnte ich mich entwickeln.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich hinterfrage stets die private Situation der Bewerber: Wieviele Kinder haben sie, wie stabil sind ihre Beziehungen, ist die private Welt in Ordnung. Großen Wert lege ich auch auf Ehrlichkeit und Loyalität. Wenn die Mitarbeiter mich mögen, werden sie auch gerne für mich arbeiten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich unterhalte mich mit jedem einzelnen der Mitarbeiter und interessiere mich für seine Sorgen und Nöte. Dadurch gebe ich jedem das Gefühl, daß seine Person wichtig ist. Ich suche ein freundschaftliches Verhältnis zu den Mitarbeitern. Das althergebrachte Herrschaftsdenken lehne ich ab.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Als meine Kinder sehr klein waren, kümmerte sich mein Mann rührend um sie und war bei all ihren kleinen Nöten und Sorgen da. Heute sind meine Kinder erwachsene Menschen, mit denen ich alle Probleme besprechen kann, und sie denken frei und selbständig. Mein älterer Sohn Emanuel ist bereits seit seinem 14. Lebensjahr mit dem Betrieb vertraut. Durch mein Engagement im Betrieb habe ich nicht auf mein Privatleben verzichtet.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
An die jungen Menschen möchte ich appellieren, die Dinge im Leben ohne Haß, ohne Eifersucht und ohne Voreingenommenheit zu betrachten und erst dann zu handeln. Auf allen Ebenen sollte man sich so verhalten.