Zum Erfolg von Johannes Kernmayer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich nicht, in einer hohen Hierarchiestufe zu landen, sondern im Leben das zu unternehmen, was ich gerne machen will. Meine große Liebe galt immer der Musik, und da ganz besonders der Klassik.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich genieße das große Glück, in meinem Leben Tag und Nacht das zu machen, was mir viel bedeutet, und das ist die Musik. Natürlich gehören zu den angenehmen Seiten meines Berufes auch Tätigkeiten im administrativen Bereich, die ich weniger gerne mache. Doch erwirkt der emotionale Erfolg, den ich erlebe, unbeschreibliche Glücksgefühle.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Die fundierte Musikausbildung als Sängerknabe prägte mich sehr. Das Kultur- und Musikmanagement bedingt mehr ein sogenanntes learning by doing als ein Studium. Man braucht gute Kontakte, Repertoirekenntnisse und neben Offenheit auch ein gewisses Handwerk; man muß beispielsweise Partituren lesen können. Auch Gefühl und Organisationsgeschick sind wesentlich. Ich habe immer noch größte Freude daran, morgens ins Büro zu fahren, und sehe jeder CD-Lieferung mit freudiger Spannung entgegen. Künstler sind nicht immer einfach, aber wenigstens ich bleibe bei Aufnahmen ruhig. Immerhin schwingen viele psychologische Faktoren mit, die Künstler bei Studioaufnahmen in Lampenfieber versetzen. Am Ende jeder Produktion ist es eine Wohltat, wenn alles gut verlief und die Künstler rückmelden, daß sie sich wohl gefühlt haben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Nach 16 Jahren Berufserfahrung als Musikproduzent erlebte ich im Juli die CD-Aufnahme von der Lyrischen Symphonie (Zemlinsky) mit einer Starbesetzung in Paris als ein absolutes Highlight.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Musik spielte in unserer Familie eine große Rolle. Mein Vater sammelte Schallplatten, und das Vorsingen bei den Wiener Sängerknaben veränderte mein Leben von einem Tag auf den anderen. Mein erstes Engagement bekam ich von Operndirektor Prof. Horwath, und es wird mir unvergeßlich in Erinnerung bleiben. Er war jener Mensch, der mir die Tür in die Musikbranche öffnete. Herr Ammel von Capriccio holte mich als Produzent nach Deutschland, und ich bin bei ihm durch eine gute Schule gegangen. Nach und nach übertrug er mir mehr Verantwortung, so daß ich bald Projekte in Eigenverantwortung durchführen konnte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn man eine CD herausbringt, kommen zunächst einmal nur negative Reaktionen. Nach zwei Monaten erscheinen erste redaktionelle Besprechungen in Medien, und die Kritiken fallen oft ganz unterschiedlich aus. Während man in der einen Zeitschrift in den Himmel gelobt wird, beleuchtet eine andere Zeitschrift das Album sehr kritisch. Die Abgangszahlen geben schlußendlich Auskunft darüber, wie gut ein Produkt auf dem Markt angenommen wird. Mein emotionaler Erfolg wird nicht von den Zahlen bestimmt. Ganz persönlich gehaltene Rückmeldungen machen spürbar, daß sich jemand wirklich ernsthaft mit dem Produkt auseinandergesetzt hat, und dieses Echo ist dann wie Balsam.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wir sind ein junges Team, und es ist mir wichtig, eine gute zwischenmenschliche Harmonie im Unternehmen zu schaffen. Jeder ist ein Rad im Getriebe, und gemeinsam sorgen wir für ein gesundes Wachstum.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Wenn man mit Musik zu tun hat, ist der emotionale Intelligenzquotient viel wichtiger als der herkömmliche.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Es ist Charaktersache, daß ich zu Hause noch über das eine oder andere reflektiere. Meine Frau hilft mir glücklicherweise im Büro.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Erfolg ergibt sich, wenn jemand das macht, was er wirklich machen möchte. Mein Vater wollte, daß ich Tischler werde, was für mich mit meinen zwei linken Händen nicht erfolgversprechend gewesen wäre. Künstlerische Berufe werden oft als abgehoben betrachtet, weil sie für völlig normale Menschen nicht so leicht zu begreifen und zu fassen sind. Erkennen kann man aber nur, was man selbst gemacht hat. Wer nichts macht, kann nichts erkennen. Wer von vornherein eine Abwehrposition einnimmt, hat es daher schwer. In der Musikbranche lernt man am meisten, wenn man ins sprichwörtliche kalte Wasser geworfen wird.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte gesund bleiben und hoffe, meinen Beruf noch lange ausüben zu können.