Zum Erfolg von Helmut Graupner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich in erster Linie gutes Arbeiten. Nur so gewinnt man an Wertschätzung, und nur wirklich fundiertes Wissen führt in unserer Branche zum Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, durchaus. Es ist ein schönes Gefühl, etwas dazu beigetragen zu haben, daß sogenannte Randgruppen immer mehr in die Gesellschaft integriert und vom Gesetzgeber Schritt für Schritt gleichgestellt werden.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ein Rezept gibt es dafür nicht. Ich setze mich wirklich für meine Klienten ein, und denke, daß sie das auch spüren, denn sie kommen immer wieder gern auf mich zurück.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Von ungelösten Problemen kann man nicht wirklich sprechen, aber mitunter ist die Bevölkerung schon viel weiter als die Politik. Laut Meinungsforschung hätte die Bevölkerung beispielsweise nichts gegen eine rechtliche Gleichstellung von homosexuellen Paaren oder auch heterosexuellen langjährigen Lebensgemeinschaften mit verheirateten Paaren. Die Politik verschließt sich dem allerdings. Die Gesellschaft ist heutzutage viel aufgeschlossener, als es die Politik erwarten würde. Nur die Gesetze sind leider noch diskriminierend.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Als jemand, der seine Werte nach außen hin vertritt. Jeder Mensch hat das Recht, so zu leben, wie er will. Gegenseitiger Respekt ist für mich sehr wichtig.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Als ich im Jahre 2000 meine Kanzlei eröffnete, kannten mich viele als Aktivisten der Homosexuellenbewegung, und so kamen eigentlich ziemlich rasch einige Klienten auf mich zu. Ich glaube, wenn man als Anwalt in seiner eigenen Jugend selbst schon diskriminierende Erfahrungen gesammelt hat, kann man sich besser einfühlen, und die Menschen bringen einem von vornherein ihr Vertrauen entgegen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Durchwegs kollegial. Ich muß aber dazu sagen, daß ich meines Wissens bislang der einzige sich zur Homosexualität bekennende Rechtsanwalt in Österreich bin, der sich auch auf diesen Bereich spezialisiert hat.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das geht sehr gut. Da sich meine Wohnung gleich neben meiner Kanzlei befindet, gehen Beruf und Privat irgendwie ineinander über. Das hat aber auch Vorteile. Der Anfahrtsweg fällt weg, und man ist flexibler.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Um wirklich effizient arbeiten zu können, bedarf es permanenter Fortbildung. Gesetze ändern sich ständig, und allein deshalb ist ein Stillstand undenkbar.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Der wichtigste Rat ist, daß man andere respektieren soll. Man soll nicht nur an sich denken, sondern sich auch immer fragen, welche Auswirkung das eigene Handeln auf andere hat. Als Rechtsanwalt ist es wichtig, sich auf ein Gebiet zu spezialisieren. Ebenso ist Weiterbildung ein Muß. Man sollte diesen Beruf nur wählen, wenn man sich wirklich dafür interessiert und dafür lebt, sonst kann man hier nicht zum Erfolg kommen. Eine starke Persönlichkeit ist sehr wichtig; man muß Rückschläge einstecken können und darf sich auf keinen Fall unterkriegen lassen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte so weiterarbeiten wie bisher, nämlich selbständig und unabhängig. Ich bin ein Freigeist, und deshalb ist das für mich sehr wichtig. Ich möchte auch allgemein, nicht nur im Bereich Homosexualität, weiterhin erfolgreich gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung kämpfen. Man muß Menschenrechte jeden Tag neu einfordern.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen.